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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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schwarze Hosen und ein schwarzes T-Shirt, an den Füßen schwarze Birkenstocksandalen.
    Rodenstock streckte ihr die Hand hin: »Rodenstock. Das ist Baumeister, mein Freund. Wir kommen, weil uns der Tod von Holger Schwed außerordentlich überrascht hat.«
    »Mich auch«, sagte sie direkt. »Mein Sohn ist vollkommen erschüttert und verwirrt. Sie waren ja noch vor kurzem zusammen im Urlaub, auf Kreta. Ich meine, mein Mann, mein Sohn und Holger. Kommen Sie doch ins Wohnzimmer.« Sie haspelte das alles ohne jede Betonung herunter, als habe sie es auswendig gelernt. Ihr Gesicht blieb dabei maskenhaft starr, kein Muskel zuckte.
    Sie ging vor uns her in einen sehr großen Raum, von dessen Decke eine trübe, gänzlich unangemessene Funzel gelbes Licht streute. »Nehmen Sie Platz.«
    Maria Breidenbach wies auf eine ausladene Sitzgarnitur, dunkelgrün in plüschigem Tuch. »Was zu trinken? Bier, Wein, ein Schnäpschen vielleicht? Oder soll ich schnell einen Kaffee machen?«
    »Kaffee wäre prima«, nickte ich.
    Wir setzten uns und hörten sie in der Küche nebenan hantieren, es waren vertraute Geräusche. Als sie zurückkehrte, sagte sie: »Es dauert ein bisschen, ist gleich fertig. Wie ist es denn genau passiert, wissen Sie das?«
    »Ein merkwürdiger Vorgang«, begann Rodenstock und schilderte genau, was wir in Erfahrung gebracht hatten. Er endete mit der Frage: »Hat Ihr Sohn etwas anderes berichtet?«
    »Nein, nein, das Gleiche.«
    »Finden Sie das nicht komisch, zwei Todesfälle so kurz hintereinander?«, fragte ich schnell.
    Zwischen ihren Augen erschien eine steile Falte. Langsam, als müsse sie jedes Wort aus sich herausquälen, sagte sie: »Es gibt manchmal Zufälle.«
    »Halten Sie die Unfälle für einen Zufall?«, fragte Rodenstock aggressiv.
    »Ja, natürlich«, antwortete sie. Dann ruckte ihr Kopf hoch, als sei ihr plötzlich etwas eingefallen: »Oder ist es keiner?«
    »Können Sie sich vorstellen, dass jemand Ihren Mann getötet hat?« Während ich die Frage formulierte, sah ich sie nicht an.
    »Aber ...«, stieß sie empört hervor. »Nein, nein. Das kann ich mir nicht vorstellen.« Wieder dieses Zögern: »Oder? Oder glauben Sie etwas anderes?«
    »Wir glauben nicht«, sagte Rodenstock freundlich. »Ich war mein Leben lang Kriminalist. Ich stelle mir so etwas vor. Sagen Sie, schlafen Ihre Kinder bereits?«
    »Nein. Die können nicht schlafen. Der Tod ... der Tod ihres Vaters ist nicht zu verkraften. Und jetzt noch das mit Holger ... Möchten Sie mit ihnen sprechen?«
    »Wenn es keine Umstände macht«, bestätigte ich.
    Um den Hauch von Vertrauen zu zementieren, fragte Rodenstock hastig: »Gibt es etwas, was wir in der Gegenwart Ihrer Kinder nicht ansprechen sollten?«
    Maria Breidenbach war schon an der Tür, überlegte kurz und antwortete dann entschieden: »Da gibt es nichts. Die sind erwachsen genug.«
    Mich fröstelte, der Raum wirkte kalt. Ich fragte mich, warum sie nicht eine heimelige Stehlampe eingeschaltet hatte, bis ich bemerkte, dass es keine gab.
    Rodenstock nickte mir zu, als müsse er mich beruhigen. »Sie verweigert sich«, flüsterte er.
    Ich wollte zynisch antworten, dass das nach fünfundzwanzig Jahren Ehe vermutlich die Norm sei, aber ich kam nicht mehr dazu.
    Wie eine Prozession wirkte es, als die drei mit der Mutter an der Spitze in das Zimmer marschierten. »Das ist unsere Julia. Sie ist sechzehn und geht aufs Gymnasium. Und das ist Heiner. Er ist zwanzig, hat die Schule schon hinter sich und studiert in Trier BWL.«
    Julia war ein sehr hellhäutiges, schmales Wesen. Sie hatte einen zu großen Pullover in einem dunklen, grob gewirkten Grün an, in dessen Ärmeln sie ihre Hände versteckt hielt. Ihr Gesicht wirkte zart, der Mund gespannt, die Augen waren von einem wässrigen Hellblau. Das Haar hatte sie zu einem großen Dutt verknäuelt.
    Ihr Bruder war vom gleichen Typ, einen Kopf größer als sie, extrem schlank mit harten Linien um den Mund. Er trug einen blauen Rolli, das Haar ganz kurz, eine schlabbrige Hose. Auch sein Gesicht wirkte angespannt, die Wangenknochen mahlten unentwegt.
    Sie gaben uns artig die Hand, spielten unsere Anwesenheit aber gleich herunter und fragten: »Können wir uns eine Cola holen?« Das wirkte lächerlich, trug aber vielleicht einfach einer strengen elterlichen Rolle Rechnung.
    »Der Tod Ihres Vaters tut uns Leid«, sagte Rodenstock. »Das muss ein schwerer Schlag für Sie sein.«
    Julia ging hinaus, um die Cola herbeizuschaffen, und ihr Bruder setzte

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