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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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verabschiedete sich erneut mit einem rasselnden Schnarcher.
    Mir war nach Musik und ich hörte leise erst von Sting Moon over Bourbon Street, dann den Basin-Street-Blues in der Version von Christian Willisohn, wobei ich – wieder einmal – darüber nachsann, wie es ein Weißer aus dem Schickimicki-München fertig bringen konnte, dermaßen schwarz Klavier zu spielen und zu singen. Als Höhepunkt gönnte ich mir den Auftritt des Trio Infernale aus Trier. Danny Schwickerath jubelte in höchsten Höhen und kämpfte sich zu Ragtime-Phrasen durch, als sei er auf dem Weg nach New Orleans. Unfassbar, wie viel Musik drei handgezupfte Gitarren machen konnten.
    »Muss das sein?«, fragte Vera mit einer Stimme, die nach sechzig Gauloises klang. »Mir ist mehr nach langsamem Walzer. Oder nach Äffond zo von BAP.«
    »Rock ist abgeschafft, unterwegs gestorben. Danke schön für den Nachmittag. Und überhaupt.« Das Trio jauchzte sich gerade durch Schwarze Augen und ich drehte ihm den Hals ab.
    Es klopfte dezent und Rodenstock erklärte förmlich: »Ich störe ungern.« Trotzdem öffnete er die Tür weit genug, um seinen Kopf durchstecken zu können. »Es gibt einen weiteren merkwürdigen Todesfall, Baumeister. Und möglicherweise ...«
    »Du kannst ruhig hereinkommen.«
    Das machte er. »Neben einer Kneipe in Daun ist heute Nacht ein junger Mensch zu Tode gekommen. Er wurde von einem Auto, vermutlich einem Jeep oder so was, gegen eine Betonwand gequetscht. Er muss sofort tot gewesen sein. Der Mann hieß Holger Schwed, zwanzig Jahre alt, Student. Vielleicht war es ein tragischer Unglücksfall mit Fahrerflucht. Vielleicht war aber auch alles ganz anders. Denn Holger Schwed war der beste Freund des Sohnes von Franz-Josef Breidenbach. Und er war auch mit Franz-Josef Breidenbach selbst befreundet. Etwas übertrieben ausgedrückt, gehörte er zur Familie.«
    »Von wem hast du das?«, fragte ich.
    »Kischkewitz, das heißt, seine Mordkommission hat diese Geschichte seit ein paar Stunden ebenfalls auf dem Hals. Ursprünglich haben die Beamten Unfall mit Fahrerflucht angenommen. Aber als bekannt wurde, dass Holger Schwed zur Familie Breidenbach gezählt werden konnte ... Ich fürchte, die beiden Fälle hängen tatsächlich zusammen. Na ja, es gibt gleich was zu essen. Wälzt euch also aus dem Lotterbett.«
    »Ich bin eine ehrbare Jungfrau und verbitte mir derartig anzügliche Ferkeleien«, sagte Vera genussvoll.
    »Ha!«, machte Rodenstock und verschwand.
    »Das ist typisch für einen verbeamteten Kleinbürger« grinste sie. »Erst lassen sie die Blicke mit Genuss über die üppige Landschaft gleiten, dann machen sie die Tür zu und behaupten entrüstet, sie haben den Teufel gesehen. Also gut, ihr klärt diese popeligen Todesfälle und wir Frauen machen was Kreatives und kümmern uns um das Haus in Heyroth.«
    »Ich weiß schon: rot kariertes Bauernleinen. Einverstanden. Aber darf ich von Zeit zu Zeit ...«
    »Von Zeit zu Zeit darfst du, Baumeister.«
    »Da freue ich mich aber. Und die Einzelheiten der Hochzeit besprechen wir später.«
    Eine Sekunde lang war sie höchst irritiert, dann fasste sie sich und forderte: »Ich bestehe auf vier weiße Lipizzaner, eine Combo aus New Orleans und Demi Moore, die Tango tanzt – nackt.«
    »Na gut, ich werde das arrangieren. Bis demnächst also.« Ich schnappte meine Textilien und eroberte das Bad. Allerdings musste ich meinen Hund Cisco mit hereinlassen, der wie üblich auf der Lokusschüssel saß und mir beim Rasieren zuschaute.
    Gegen 21 Uhr zog ich eine kurze Runde durch den Garten, sah die rosa Streifenwolken im Westen und wusste, das gute Wetter würde sich durchsetzen.
    »Sehen wir uns die Sache an?«, fragte Rodenstock hinter den wilden Rosen.
    »Klar«, erwiderte ich. »Lass uns fahren.«
    Unten in Dreis vor Klaus' Restaurant saßen Männer an den Tischen, winkten uns zu und hoben die Biergläser. Schräg gegenüber beim Holzschnitzer hockte eine Unmenge lederbekleideter Biker und futterte offensichtlich gut gelaunt ihr Schnitzel. Der Sommer war zurückgekehrt, die Eifel hatte ihre Wärme wieder.
    »Die Kneipe ist in der Abt-Richard-Straße«, sagte Rodenstock. »Kennst du die?«
    »Das ist eine Kultkneipe, eine Kneipe mit vielen witzigen Geschichten. Die Sache ist neben dem Laden passiert?«
    »Ja.«
    »Wo kam das Opfer her?«
    »Aus der Kneipe. Er war, zusammen mit einem Beamten des Landratsamtes, der letzte Gast gewesen. Schwed kann unmöglich betrunken gewesen sein, süffelte den

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