Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
ganzen Abend an einem Weißbier herum. Er sagte, er würde nach Hause gehen, und verließ das Lokal. Dann hörten die Wirtin und der Beamte den Motor eines Wagens. Sonst vernahmen sie nichts, keinen Schrei. Die Wirtin meint allerdings, vielleicht war da eine Art Husten. Das kann der Junge gewesen sein, als ihm die Luft aus dem Leib gepresst wurde. Er war wie immer mit dem Fahrrad da. Der Beamte zahlte sein Bier und ging ebenfalls. Nur zufällig sah er in die Lücke. Da lag der Junge samt dem verbogenen Bike vor der Mauer und war tot. Von dem Fahrer des Autos fehlt jede Spur. Der Junge wurde an den Oberschenkeln und dem Unterleib eingequetscht. Das deutet auf alle gängigen Typen dieser so beliebten Offroader hin. Mitsubishi, Mercedes, Toyota, Opel, Honda, Suzuki und und und.«
    »Du hast eben gesagt, der Junge sei wie immer mit dem Fahrrad dort gewesen. Heißt das, dass er Stammgast war?«
    »Ja«, nickte Rodenstock. »Er ist schon als Pennäler oft dort eingekehrt und er war beliebt. Zuletzt studierte er in Mannheim Wirtschaftswissenschaften. Am Wochenende war er aber noch oft hier. Und im Moment sind sowieso Semesterferien.«
    Ich brauste am Industriepark Rengen vorbei und fuhr rechts hoch nach Daun hinein. »Wie sieht es mit der Familie des Jungen aus?«
    »Keine Ahnung«, sagte Rodenstock. »Ich weiß nur, dass der Junge hier aus Daun stammt.«
    Ich parkte um die Ecke der Marien-Apotheke, wir gingen das letzte Stück zu Fuß. Die Kneipe wirkte sehr einladend und ich wusste, dass die wichtigsten Lokalpolitiker hier mehr zu Hause waren als auf Parteiversammlungen.
    »Ich freu mich auf ein Bier«, verkündete Rodenstock.
    Der Laden war brechend voll, so voll, dass wir keine Chance hatten, bis zur wuchtigen Theke vorzustoßen, hinter der eine freundliche und beruhigend weiblich wirkende Wirtin herrschte.
    »Großes Pils und Apfelschorle!«, brüllte ich.
    »Großer Gott«, stöhnte Rodenstock. »Kaum Luft zum Atmen und so ungeheuer gemütlich. Was wollen wir hier?«
    »Drei bis sechs Stunden warten, bis der Letzte gegangen ist«, sagte ich fröhlich.
    »Unmöglich. Bis dahin bin ich zusammengebrochen. Können wir nicht gleich irgendwie an die Wirtin herankommen?«
    »O ja«, antwortete ich. »Mit dem Handy. Allerdings brauchte ich die Telefonnummer von der Kneipe.«
    Vor uns entstand eine heftige Bewegung, dann drehten sich Gesichter zu uns herum und die bestellten Getränke segelten über die Köpfe zu uns heran.
    »Danke!«, brüllte ich ziellos. Dann wandte ich mich an meinen Nachbarn, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Bill Clinton im Alter von achtzehn hatte. »Kennst du die Telefonnummer von dem Laden hier?«
    »Aber ja!«, strahlte er.
    Ich tippte die Zahlen ein und beobachtete, wie die nette Wirtin die Stirn runzelte und auf das blöde Telefon starrte, das da rappelte. Doch sie hob ab.
    »Wenn Sie den Blick heben, sehen Sie mich! Ja, so ist es gut! Erkennen Sie mich?«
    Sie nickte.
    »Wir würden Sie gerne zwei Minuten draußen vor der Tür sprechen. Glauben Sie, Sie können das arrangieren? Es geht um Holger Schwed.«
    Die Wirtin nickte wieder und legte auf. Sie sagte etwas zu einem schmalen, strohblonden Wesen, das neben ihr an der Theke werkelte.
    Wir strebten zur Türe, was durchaus nicht einfach war, denn nach uns hatten noch ein paar bierhungrige Kompanien den Schankraum betreten. Als wir endlich die frische Luft erreicht hatten, wartete die Wirtin schon und erkundigte sich zurückhaltend: »Polizei, was?« Sie musterte mich und lächelte: »Sie kenne ich.«
    »Nein, keine Polizei«, sagte ich. »Vermutlich ist es da passiert, oder?«
    Unmittelbar neben dem Haus befand sich ein längliches Geviert. Wahrscheinlich hatte der Erbauer dort einmal eine Garage vorgesehen, die niemals gebaut worden war. Es war ein sauberes Viereck, an dessen Ende zwei Mülltonnen standen, eine braune, eine graue. Daneben ein Straßenbesen.
    »Normalerweise steht da mein Auto«, sagte sie. »In der Nacht war es ausnahmsweise nicht da, weil meine Tochter es sich geliehen hatte. Ja, ja, Holger starb da in der Ecke. Er ist gegen diese Wand gepresst worden. Es war furchtbar. Der Druck oder Aufprall ... jedenfalls lief ihm das Blut aus dem Mund und aus den Ohren und aus der Nase ... es war einfach furchtbar. Dabei war er ein lieber Kerl, konnte keiner Fliege was zuleide tun. Und immer hilfsbereit.« Sie drehte den Kopf zur Seite und schluckte. »Die Polizei hat ... na ja, sie hatten alles abgesperrt, aber dann hat mein Mann das Blut

Weitere Kostenlose Bücher