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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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lagert Wasser, das Millionen Jahre alt ist. Da kennt man sogar die Menge: rund sechshundert Milliarden Kubikmeter.« Julia spulte das ohne jede Schwierigkeit ab, sie war völlig in ihrem Element. »Sie brauchen nur noch Pumpen einzusetzen, dann läuft alles wie von selbst.«
    »Hast du eine Ahnung, wie teuer so eine Bohrung ist?«, fragte Rodenstock.
    »Etwa einhunderttausend Mark. Ohne Rohrmaterial und Pumpen und anderes Zubehör natürlich.«
    »Lass uns noch einmal auf die Familie mit den toten Kindern zurückkommen. Was war nun mit der?«
    »Die waren eines Tages weg. Die Eltern heißen Johann und Gabriele Glaubrecht. Holger hat uns damals geholfen, der kannte sich mit Computern und so aus. Holger hat herausgefunden, dass die Familie nach Hachenburg in den Westerwald gezogen ist. Die Frau hatte ja zunächst Krach schlagen wollen und den Fensterfabrikanten sogar angezeigt. Aber eines Tages landete der Ehemann mit gebrochenen Beinen im Krankenhaus. Er erzählte, er wäre von einer Leiter gefallen. Aber das ... das stimmte wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich war das auch Abi. Jedenfalls hat die Frau von heute auf morgen die Anzeige zurückgezogen. Der Mann kurierte sich aus und dann war die Familie weg. Und sie hat keinem gesagt, wohin sie ziehen würde. Sie war einfach weg. Dann hat Holger sie in Hachenburg gefunden. Komischerweise besitzt der Mann plötzlich einen Laster für Kleintransporte, obwohl die Familie eigentlich nie Geld hatte. Holger ist sogar zu denen hingefahren. Aber die beiden haben nicht mit ihm sprechen wollen. Als er zurückkam, lauerte Abi ihm auf und verprügelte ihn. Holger behauptete danach, er sei im Garten gestürzt. Ist er aber nicht.«
    »Hast du ihn danach gefragt?«
    Sie nickte nur.
    »Was hat er geantwortet?«, fragte ich weiter.
    »Er meinte, wir hätten gegen diese Mafia keine Chance. Wir sollten aufhören mit den Recherchen. Das wäre einfach zu gefährlich.«
    »Hm«, sagte Rodenstock bedeutungsvoll. »Fassen wir zusammen. Dein Vater wird von einem Arzt auf eine Häufung von Leukämiefällen aufmerksam gemacht, was möglicherweise mit Vinyl, das in einer Fensterfabrik verwandt wird, in Zusammenhang steht. Vier Kinder sind schon gestorben. Dein Vater weist tatsächlich Vinyl im Trinkwasser nach. Und du nimmst zudem an, dass dein Vater auch in der Quelle unterhalb der Fensterfabrik Vinyl nachgewiesen hat. Ein Ehepaar, das gleich zwei tote Kinder zu beklagen hat, ist plötzlich verschwunden ... Dein Vater hat doch einen Chef! Der muss doch Kenntnis von der Sache haben. Habt ihr ihn gefragt? Und warum hat dein Vater euch nicht mehr erzählt?«
    »Er war doch Beamter, er durfte nichts erzählen. Und sein Chef hat behauptet, es gebe so einen Vorgang nicht. Das mit dem Vinyl sei wildes Gerede von jungen Müttern, die vollkommen hysterisch seien.«
    »Jetzt kommt die Kardinalfrage«, kündigte ich an: »Warum, glaubst du, der Tod deines Vaters und Holger Schweds könnte etwas mit diesen Dingen zu tun haben?« Die Pfeife war ausgegangen, ich stopfte mir eine Feltrano von Stanwell.
    »Wir haben zwanzig Fälle von Leukämie. Wenn die Eltern sich zusammentun und klagen würden, käme eine Millionenklage auf den Fensterhersteller zu, nicht wahr? Dann wäre der Fabrikant pleite! Und Papa und Holger hätten den Eltern die Beweise liefern können, oder?« Sie war verunsichert, aber sie war auch mutig. »Der Fabrikant hat schon vor anderthalb Jahren behauptet, dass er Vinyl nicht mehr benutzt. Aber das ist gelogen!«
    »Woher willst du das wissen, dass der Fabrikant noch immer Vinyl verarbeitet?«, fragte Rodenstock.
    »Ich habe einen Kanister von dem Zeug«, sagte sie tonlos.
    »Woher?«, fragte Rodenstock erstaunt.
    Sie antwortete nicht.
    Rodenstock seufzte sehr tief. »Diese Leukämiefälle haben dich sehr entsetzt, nicht wahr? Kleine Kinder, die sterben. Das ist schlimm. Du hast den Kanister gestohlen. Bist du eingebrochen in die Fabrik?«
    Sie nickte, sagte aber immer noch nichts.
    »Was regt dich am meisten an diesem Fall auf?«, fragte ich neugierig.
    »Dass die ganze Sache unter den Teppich gekehrt wird«, antwortete sie heftig. »Das ist voll scheiße. Keiner ist zuständig, keiner tut was, jeder sagt nur, er hätte nichts damit zu tun. Das sind doch alles Warmduscher! Jeder sagt uns, der Fabrikant gibt zweihundert Menschen Arbeitsplätze. Wenn seine Fabrik dichtgemacht würde, hätten zweihundert Familien nichts zu beißen. Die Eifel würde in Verruf geraten, wenn darüber berichtet

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