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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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würde. Das sind doch alles unglaubliche Warmduscher!«
    »Dein Vater auch?«, fragte Rodenstock sanft. »War der auch ein Warmduscher?«
    Sie wich aus. »Ehrlich, ich verstehe nicht, wieso alle den Mund halten. Schon so lange. Alle Leute halten hier immer nur den Mund.«
    »Aber wer von diesen Leuten würde deinen Vater töten?«, fragte Rodenstock scharf. »Das ist doch die zentrale Frage, oder?«
    Unvermittelt weinte Julia und schluchzte: »Ich weiß es doch nicht.« Sie hielt inne, sah uns an und fragte mit der Hellsicht des betroffenen Kindes: »Ihr glaubt nicht, dass ihn jemand ermordet hat, nicht wahr? Es war nur ein Unfall, oder? Und Holger? War das auch ein Unfall?«
    Das Schweigen wurde dicht und drückend.
    »Es ist so, dass sich mindestens noch ein Mensch außer deinem Vater im Steinbruch aufhielt, als er starb. Wahrscheinlich sogar zwei.« Rodenstock sprach so langsam, als wollte er einer Ausländerin die deutsche Sprache nahe bringen. »Aber wir haben keine Ahnung, was sich da abgespielt hat. Wir würden es gern wissen. Ich glaube, es wäre jetzt besser für dich, wenn du heimfährst. Wir danken dir sehr, und wenn du ... also, wenn es dir dreckig gehen sollte, dann komm her.« Er zwinkerte Julia zu. »Du musst dann auch nichts erklären. Du kommst einfach, egal wann, Tag oder Nacht.«
    Julia stand auf, nickte uns zum Abschied zu und ging hinaus. Draußen auf dem Hof setzte sie den roten Helm auf, startete den kleinen Roller und machte sich auf den langen Weg.
    Nach einer Unendlichkeit murmelte Rodenstock: »Es muss für junge Menschen furchtbar sein zu erleben, dass ungeschriebene Regeln ihr Leben bestimmen, obwohl diese Regeln vollkommener Unsinn sind ... Das Gesetz des Schweigens. – Gibt es eigentlich Kaffee in diesem Haus?«
    Ich spazierte hinaus in den Garten. Cisco lag in der Sonne unter der Hollywoodschaukel, auf der nie ein Mensch saß, weil niemand die Polster aus dem Haus holte. Der Hund blinzelte unendlich müde. Die Katzen hatten ihren Ansitz auf der Mauer gefunden. In der Buschbirke am Teich hüpfte ein Dompfaff aufgeregt hin und her und ließ sein prächtiges rotes Brustgefieder leuchten. Er gab an wie ein Sack Seife, weil er wahrscheinlich einer Schönen, die ich nicht sah, imponieren wollte.
    »Wer war die Kleine?«, fragte Vera. Sie lag im Fenster des Schlafzimmers und blinzelte.
    Ich erklärte es ihr.
    »Glaubst du, dass da ein Motiv drinsteckt?«
    »Sicher. Endlose Anklagen betroffener Familien. Selbst wenn der Unternehmer freigesprochen werden würde, müsste er vermutlich seinen Laden schließen.«
    »Kennst du den Mann?«
    »Ich weiß nicht einmal seinen Namen. Komm in den Garten, die Sonne tut ausgesprochen gut.«
    »Erst mal baden.« Vera verschwand.
    Mit der Frage: »Wie gehen wir jetzt vor?«, kam Rodenstock um die Ecke.
    »Wir müssen uns Breidenbach genauer angucken. Gibt es einen besten Freund und so weiter. Wer weiß besonders viel über ihn? Seinen Chef würde ich gern kennen lernen. Dann müssen wir uns erkundigen, aus welchen Verhältnissen Holger Schwed stammt. Vielleicht die Eltern aufsuchen. Nein, nicht vielleicht. Wir müssen auf jeden Fall zu den Eltern Schwed. Wir müssen auch zu dem Sprudelfabrikanten und ihn nach diesem Abi befragen. Also arbeitslos werden wir nicht.«
    »Wir sollten nach Hachenburg reisen. Zu den Eltern der toten Zwillinge. Deren Geschichte würde mich auch interessieren«, überlegte Rodenstock. »Also, ich werde jetzt erst einmal Kischkewitz anrufen. Emma ist übrigens sehr schlecht gelaunt. Ich habe dich zitiert und ihr gesagt, sie soll keine Fenstervorhänge planen, solange wir nicht im Besitz des Hauses sind. Es wäre besser gewesen, ich hätte das verschwiegen.«
    »Gegen rot kariertes Bauernleinen ist kein Kraut gewachsen«, erwiderte ich. »Früher oder später wirst du das begreifen müssen, sonst wirst du früher oder später eingemacht. Ich fahre noch einmal in den Steinbruch, ich will nur schnuppern.«
    Bevor ich losfahren konnte, kam Vera, umarmte mich und murmelte: »Ich würde dich gern begleiten.«
    An einem Sonnentag in der Eifel war sie die entschieden beste Begleitung, die der Tag mir bescheren konnte.
    Natürlich schlenderte rein zufällig auch Cisco heran und wir nahmen ihn mit. Satchmo und Paul hockten auf der Mauer und waren stinksauer, tief beleidigt und trieften vor Eifersucht. Sie wandten mir ihre bezaubernden Arsche zu – das ist so Katzenart.
    »Wie viele Möglichkeiten gibt es, den Steinbruch zu erreichen?«,

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