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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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verführte, alle möglichen Dinge dort abzulegen. Zigarren, lose und in verschiedenen Behältern, mindestens sechs halb volle Aschenbecher, Grünpflanzen, deren Töpfe ebenfalls als Aschenbecher hatten herhalten müssen, Stöße von Papieren und Magazinen. Dann eine Bonsai-Buche, die Lamm als Bleistifthalter verwendete, eine Tischuhr, eingelassen in einen Block Acryl, der so dreckig war, dass man die Zeiger nicht erkennen konnte. Ausgehend von diesem Schreibtisch, war mir der Mann sympathisch.
    Franz Lamm stellte eine nahezu perfekte Kugel dar. Er war vielleicht einen Meter fünfundsechzig hoch. Sein Gesicht war rund und voll wie ein kleiner zufriedener Mond, die Augen waren groß, was ihm einen erstaunten Ausdruck verlieh. Die Haare waren kurz und grau und reichten nur für den halben Schädel. Er mochte fünfundfünfzig bis sechzig Jahre alt sein. Das Erstaunlichste an ihm war sein Anzug.
    Der war von einem ekelhaften Braun und die Hosenbeine waren gut zehn Zentimeter zu kurz. Der Mann hatte eindeutig an Hose gespart. Und weil er beim Gehen die Beine auswärts schwenkte, sah das etwas skurril aus. Kombiniert hatte er das braune Wunder mit einem himmelblauen Oberhemd und einer roten Krawatte. Lamm verbildlichte den Versuch, einem krumm gearbeiteten Bauern aus altem Eifel-Geschlecht ein vornehmes Gewand zu verpassen.
    »Was zu trinken?«, fragte er und schüttelte uns ausgiebig die Hände. »Kaffee? Tee? Ein Glas Milch? Ich trinke manchmal eins. Oder Sekt? Was zu rauchen? Havanna, Canary Island, Puerto Rico?«
    »Wenn Sie von Zigarren reden, dann bitte ein Glas Sekt und eine Havanna«, freute sich Rodenstock.
    Ich konnte mir nicht verkneifen zu bemerken: »Du bist ein Lüstling!«
    Es dauerte drei Minuten, bis die Havannas brannten, wir etwas zu trinken hatten und meine Pfeife gestopft war.
    Lamm atmete genüsslich eine Qualmwolke aus und sagte: »Sie haben ja ein volles Programm. Und Breidenbach ist tatsächlich ermordet worden?« Er ließ uns keine Zeit zu antworten: »Sagen Sie mal, wer sind Sie eigentlich?« Dabei sah er uns kühl abschätzend an.
    Rodenstock nuckelte an seiner Zigarre. »Mein Name ist Rodenstock, ich bin Kriminalrat außer Diensten. Das hier ist mein Freund Siggi Baumeister, ein Journalist. Wir ermitteln in der Sache Breidenbach. Einerseits weil wir privat interessiert sind, andererseits hat uns die Mordkommission in Wittlich um Hilfe gebeten. Um auf Ihre erste Frage zurückzukommen: Ja, Breidenbach wurde erschlagen. Leider. Sind Sie eigentlich mal ernstlich mit ihm zusammengestoßen?«
    Lamms Gesicht war lesbar wie ein gutes Buch. Er hatte die Wahl, uns freundlich rauszuschmeißen oder aber durch uns einiges zu erfahren. Und da er neugierig war, entschied er sich für den zweiten Weg. »Ja«, antwortete er einfach. »Breidenbach hatte sich in den Kopf gesetzt, dass von meinem Betrieb aus Vinyl ins Erdreich und dann in die alte Dorfquelle geraten ist.«
    »Da lag er richtig«, erklärte ich. »Das Vinyl war nachzuweisen und Breidenbach hat es nachgewiesen. Um Sie nicht im Unklaren zu lassen: Wir verfügen über das Gutachten.«
    »Das ist schön«, sagte Lamm. »Dann kann ich es sicher endlich lesen, oder?«
    »Es gibt Leute, die behaupten, Sie hätten das Gutachten von Breidenbach kaufen wollen.« Rodenstock trank mit geschlossenen Augen aus dem Sektglas.
    »Die haben Recht, das wollte ich auch. Ich habe ihn gefragt, was das Ding an Aufwand gekostet hat. Ich würde ihm die Auslagen erstatten, habe ich gesagt. Obwohl sein Vorgehen einfach unmöglich war.«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Hier unterhalb meines Betriebes hat er Proben gezogen und versucht, sein Tun geheim zu halten. Nachdem das Gutachten fertig gestellt war, hat er es weitergeleitet. Ich weiß nicht, an wen, was drinsteht, aber ...«
    »Stopp, Meister der Türen und Fenster«, unterbrach ihn Rodenstock. »Sie müssen uns nicht unter allen Umständen die Wahrheit sagen, aber Sie sind auch nicht verpflichtet, uns zu verarschen. Wir wissen, dass Breidenbach seinem Vorgesetzten dieses Gutachten gab. Wir wissen auch, dass der es nicht weiterleitete. Wahrscheinlich, weil er einer Ihrer Freunde ist. Das alles riecht etwas moorig.«
    Lamm schwieg. »Ich habe es jedenfalls nie gesehen«, antwortete er dann. »Und da ist noch etwas anderes zu erklären. Das Gelände unterhalb meines Betriebes, das ist zwar nicht eingezäunt, aber das gehört mir auch. Breidenbach hat also ohne mein Einverständnis Proben auf meinem Gelände gezogen. Wenn man

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