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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sie Wasser. Hundertprozentig auf den Meter genau. Es ist übrigens nicht so, dass Wünschelruten bei allen Menschen ansprechen. Aber hier in der Eifel gibt es einige. In Gerolstein suchen sogar die Wasserwerke auf diese Weise alte Wasserleitungen, die in keiner Karte verzeichnet sind.«
    »Das gibt es nicht«, sagte Emma ungläubig.
    »Doch«, sagte ich. »Fast alle Sprudelhersteller bedienen sich dieser Methode. Die Geophysiker stellen die ungefähre Stelle eines Wasservorkommens fest, der Wünschelrutengänger macht das auf den Meter genau.«
    »Ruf diesen Kreuter jetzt an«, sagte Rodenstock. Wenn er jagte, kannte er weder Tag noch Nacht, und mir wurde bewusst, dass ich dieses Verhalten übernommen hatte.
    »Ihr seid verrückt«, sagte Vera hell.
    »Das ist so«, nickte Emma einfach.
    Nach zwei Minuten hatte ich die Telefonnummer gefunden. Kreuter meldete sich sofort, er konnte noch nicht geschlafen haben.
    »Siggi Baumeister hier. Tut mir Leid, so spät ...«
    »Macht nichts«, sagte er freundlich. »Was liegt an?«
    »Welche Erklärung kann es dafür geben, dass ein Sprudelhersteller mit Tankwagen Wasser nach Belgien fährt?«
    »Da gibt es jede Menge Möglichkeiten. Vielleicht will er einfach exportieren.«
    »Und eine andere Möglichkeit?«
    Er lachte. »Zitieren Sie mich nicht. Der will Geld sparen.«
    »Erklären Sie das mal für den zweiten Bildungsweg.«
    »Also, die zweihundertachtunddreißig Brunnenbetriebe in Deutschland sind dem Grünen Punkt angeschlossen. Auf die Flasche gerechnet ist das Signum nicht teuer, auf Millionen von Flaschen gerechnet, ist das ein verdammt teurer Spaß. Wenn ich Wasser nach Belgien exportiere, brauche ich den Grünen Punkt nicht. Den gibt es da gar nicht. Wenn das Wasser einmal in Belgien ist, kann ich es wieder in die Bundesrepublik einführen. Ebenfalls ohne Grünen Punkt.« Kreuter amüsierte sich. »Da gab es mal einen Cola-Hersteller, der pausenlos das Getränk erst exportiert, dann wieder importiert hat.«
    »Und wie ist man dahinter gekommen?«
    »Er hat Pech gehabt. Der Sommer war sehr heiß und die Kundennachfrage irre groß. Die Laster mit der Cola rollten pausenlos über die Grenze und wieder retour. Nur um den Zollstempel zu bekommen, den man ja braucht. Aber irgendwann kam den Zöllnern das komisch vor: Immer der gleiche Laster, hochbeladen, der in kürzester Zeit, sozusagen im Minutentakt seine Stempel haben wollte. Das war zu dämlich, zu viel Geldgier.«
    »Und wie viel Flüssigkeit kann so ein Tanklaster befördern?«
    »Die Regel sind 25.000 Liter. Das entspricht etwa 35.700 Flaschen«, antwortete Kreuter wie aus der Pistole geschossen.
    »Vielen Dank für diese Information«, sagte ich artig.
    Kurz darauf berichtete ich meiner Crew: »Ich glaube, ich weiß, was Breidenbach entdeckte. Es war nicht die zu tiefe Bohrung, es war etwas anderes.« Ich erklärte ihnen das Verfahren.
    Rodenstock war wieder hellwach: »Lass uns gucken. Jetzt!«
    »Das habe ich geahnt«, seufzte Vera.
    »Wir Frauen schweigen, halten das Haus sauber, treten gelegentlich vor die Tür, legen sehnsuchtsvoll die Hand an den Türrahmen und halten Ausschau nach unseren Männern«, verkündete Emma ironisch.
    Ein paar Minuten später fuhren wir in die Nacht.
    Ich nahm die B 421 über Mehren, querte die Autobahn und gab richtig Gas. In Hontheim bog ich nach links in Richtung Bad Bertrich ab, fuhr am Ort vorbei und erreichte dann die Einfahrt zu dem Brunnenbetrieb. Ich fuhr daran vorbei auf einen schmalen, geteerten Wirtschaftsweg, der auf einen Parkplatz für Wanderer führte.
    Wir standen nun an der Abbruchkante und starrten auf das kleine Werkgelände. Es wirkte aus der Vogelperspektive wie eine adrette Ansammlung von Spielzeughäusern.
    »Da rechts stehen Tanklaster«, murmelte Rodenstock. »Ich zähle insgesamt vier. Hast du ein Fernglas im Wagen?«
    »Natürlich.« Ich holte das Glas.
    Auf den Tankwagen stand MÜLLER FRANKFURT, nur diese zwei Worte in Großbuchstaben. Männer gingen um die Lkw, schleppten Schläuche, schlössen sie an, bewegten irgendwelche herumstehenden Maschinen, öffneten Räder an Rohren, standen zusammen, rauchten.
    »Denkst du, was ich denke?«, fragte Rodenstock.
    »Ich denke, wir folgen dem ersten Wagen«, sagte ich.
    »Ich liebe deine Suche nach Wahrheit«, sagte er. »Los, ab!«
    Die Faszination der Eifel besteht wohl auch darin, dass diese wunderschöne Landschaft mitten in Europa liegt und dass es von hier aus Katzensprünge nach Frankreich, Luxemburg,

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