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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hatte er gesehen? Oder hatte er etwas getan, was er besser nicht getan hätte? Da Holger mit dem toten Breidenbach befreundet war, konnte es sich um Dinge handeln, die mit Franz Lamm zu tun hatten und/oder mit dem Sprudelhersteller Rainer Still. Vieles sprach dafür, dass Breidenbach und Holger Schwed aus dem gleichen Grund ermordet worden waren.
    Baumeister, sei nicht engstirnig, führe dir noch mal die Szene vor Augen! Franz-Josef Breidenbach fährt mit seinem Mountainbike bei strömendem Regen zum Steinbruch. Als er dort ankommt und sein Zelt aufbaut, hat er noch neun Stunden zu leben. Er hat, das scheint sicher, während dieser Zeit mindestens drei direkte beziehungsweise indirekte Besucher: die Frau, die seine Geliebte ist. Wahrscheinlich Abi Schwanitz oder einen seiner Schläger, der mit einem Richtmikrofon auf der Felsnase über ihm hockte. Und dann der Mann, der seinen kleinen Finger verloren hat und seitdem spurlos verschwunden ist. Was machst du mit dem Mörder, Baumeister? Ist das eine vierte Person?
    Schalte noch mal zurück, denk nicht so kompliziert! Die Besucher Breidenbachs in jener Nacht haben ihn ja nicht alle besucht, um ihn zu töten. Wenn sie sich jetzt nicht zu erkennen geben, dann ist der Grund dafür wahrscheinlich die Angst, mit dem Mord in Verbindung gebracht zu werden.
    Ein verständlicher Grund. Weder wird sich freiwillig die unbekannte Geliebte melden noch der Mensch, der den Finger verlor. Und Abi Schwanitz und seine Gang werden niemals zugeben, Breidenbach abgehört zu haben. Es sei denn, Kischkewitz und seine Leute erwecken den Anschein, dass sie mehr wissen, als sie zugeben. Mit anderen Worten: Da konnte nur ein massiver Bluff helfen.
    Es war jetzt acht Uhr abends, das Haus war sehr still. Auf der Treppe maunzten die Katzen und ich ließ sie rein. Wie üblich sprang Paulchen auf den Schreibtisch und machte sich vor Meyers Taschenlexikon breit und lang. Satchmo kletterte etwas umständlich auf die Fensterbank zum Garten, hatte nur wenig Platz und platzierte seinen muskulösen Hintern mitten auf mein Tablett mit der Pfeifensammlung.
    Die Brust wurde mir eng und ich musste etwas tun, um den Druck zu mindern. Ich nahm eine Frank-Sinatra-CD, schob sie ein und hörte zu, wie er My way und anschließend New York, New York sang.
    Plötzlich war da die Frage, wie eigentlich der Arbeitsplatz des Franz-Josef Breidenbach ausgesehen hatte. Wahrscheinlich gab es doch irgendwo ein kleines Labor und er musste einen Schreibtisch gehabt haben, ein kleines Büro mit einer Sitzecke für Besprechungen und Konferenzen. Er musste aber noch etwas gehabt haben, dem wir bisher nicht den Hauch von Aufmerksamkeit geschenkt hatten: eine Sekretärin.
    Ich rief bei der auskunftsfreudigen Familie Breidenbach an und erwischte die Tochter Julia.
    »Entschuldige, dass ich störe. Aber hatte dein Vater eigentlich eine Sekretärin?«
    »Klar, die Frau Weidenbach aus Udersdorf. Heidi Weidenbach. Sie war schon seit vielen Jahren bei Papa.«
    »Glaubst du, die würde sich mal mit mir unterhalten?«
    »Ja, ich denke schon. Warum nicht? Soll ich sie anrufen?«
    »Das wäre nett. Sag ihr, ich will keine Amtsgeheimnisse wissen, ich will mir nur ein Bild machen.«
    »Das mache ich.«
    Nach zehn Minuten rief Julia zurück und teilte mit, Heidi Weidenbach sei nicht zu Hause. »Die Mutter hat gesagt, sie ist auf ein Bier bei Tina in Daun. Haben Sie schon was rausgefunden?«
    »Nicht besonders viel. Aber das kommt schon noch. Wie sieht Heidi Weidenbach aus? Wie alt ist sie?«
    »Fünfundreißig, blonder Pagenkopf. Sehr gepflegt, wie eine Brigitte-Tussi.«
    »Ich danke dir.«
    Ich überlegte, ob ich Rodenstock wecken sollte, ließ es aber und fuhr allein nach Daun. Es hatte leicht zu regnen begonnen, aber das würde nicht von langer Dauer sein, im Westen war der Himmel schon wieder klar und rot gestreift.
    Tinas Kneipe war glücklicherweise nicht so überfüllt wie bei unserem ersten Besuch. Zwar glich der Tresen einer belagerten Festung und auch die Stehtische waren besetzt, aber die kleinen Tische rechts vom Eingang waren bis auf zwei frei.
    Der blonde Pagenkopf war nicht allein. Wenn eine Frau in die Kneipe geht, dann sorgt sie in der Regel dafür, dass sie nicht allein ist. Wahrscheinlich läuft das bei den Mackern dieser Welt genauso, nur fällt es mir als Mann bei denen nicht so auf. Heidi Weidenbach hockte mit zwei jüngeren Frauen an einem Tisch, sie steckten die Köpfe zusammen und sprachen leise miteinander.
    Ich drängte

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