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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Durcheinander auf den schmutzig grauen Fliesen des Bodens. Ich drehte mich vom Bad weg und stand vor einer schmalen Tür, die ebenfalls zu war.
    »Die Küche«, vermutete Heidi Weidenbach hinter mir.
    Ich drückte den Griff herunter. Es war die Küche. Alles, was in den Hängeschränken gewesen war, türmte sich, zu großen Teilen zerschlagen, auf dem Boden.
    Die Tür zu dem dunklen Wohn- und Schlafraum stand offen. Ich ertastete einen Lichtschalter, der nicht funktionierte. Als ich mein Pfeifenfeuerzeug angezündet hatte, starrte ich auf etwas, das wie eine Müllhalde aussah.
    »Irgendwo muss Licht sein«, murmelte ich.
    Dann entdeckte ich eine Stehlampe rechts von mir. Sie hatte einen Fußschalter. Vorsichtig machte ich zwei Schritte in ihre Richtung, die Lampe funktionierte.
    »Das darf nicht wahr sein«, hauchte Heidi Weidenbach.
    »Bleiben Sie im Flur«, sagte ich.
    Eine Leiche gab es nicht, aber auch hier hatte jemand was gesucht. Kein Regal war mehr an der Wand, das Bett auseinander gerissen, die Kissen und Matratzen waren zerschnitten, die Schubladen eines Schrankes rausgezogen und auf den Kopf gedreht. Billige Bücher, Bettdecken, Kleidung, das Übliche an Kleinkram, das in jeder Wohnung zu finden ist, war wild verstreut.
    Ich griff nach dem Handy. »Rodenstock«, sagte ich zu ihm. »Geh nicht in die Kneipe. Komm zu Messerichs Apartment. Jemand war vor uns hier.«
    Mein Blick nahm Einzelheiten auf, dabei sah ich es: »Jemand hat das perfekte Chaos angerichtet und dann mitten in die Bude geschissen.« Ich steckte das Telefon wieder in die Tasche.
    »O nein!«, stöhnte Heidi Weidenbach gequält.
    Der Scheißhaufen thronte ordentlich auf einer weißen Steppdecke zwischen den Trümmern des Bettes.
    »Der Scheiße nach zu urteilen hat er das, was er suchte, nicht gefunden«, spekulierte ich. »Und der Scheißhaufen wird die Kommission zu dem führen, der das hier angerichtet hat.«
    »Ernsthaft?«, fragte die Frau hinter mir interessiert.
    »Und wie. Der sich da entleert hat, ist ein Volltrottel. So viel Idiotie trifft man nicht mehr oft – bei so vielen Fernsehkrimis.«

SECHSTES KAPITEL
    Kischkewitz hatte zwei Spurenspezialisten geschickt, die zwei Stunden lang nichts anderes taten, als das Chaos im Apartment des Karl-Heinz Messerich zu fotografieren. Sie fotografierten nie mehr als einen Quadratmeter. Und weil sie mit einer digitalen Kamera arbeiteten, konnten sie jedes Foto höchst konzentriert und angestrengt sicherlich mehr als drei Minuten lang betrachten. Dabei machten sie eine Bestandsaufnahme, was das Foto zeigte. Das hörte sich im Monolog des Alteren der beiden so an:
    »Ein T-Shirt. Weiß. Am Kragen zu erkennen, ziemlich verbraucht. Teilweise überlagert von zwei Paar Socken der Sorte ›Kaufen-Sie-drei-Paar-zu-einem-Preis‹. Größe 42. Rechts oben kommt ein echtes Schätzchen ins Bild, ein Zettel, DIN A4, zerknautscht, faltig. Mit Kugelschreiber beschrieben, die Schrift selbst krakelig, anscheinend von jemandem, der selten schreibt und im Bildungsniveau in den unteren Etagen rangiert. Zu lesen sind deutlich drei Positionen. Erstens: DM 2.500,- fon – dieses ›von‹ ist mit f geschrieben – ABI – in Großbuchstaben. Zweitens: DM 1.000,- fon Lamm. Drittens: DM 3.000,- fon B. Schrägstrich Kreta Schrägstrich Hilfe beim bauen fon Haus. Dann noch eine vierte Eintragung, die schwerer zu entziffern ist. Vermutlich heißt es: B. sagt, ich kann mir nich in Asbros Pottamus sehen lassen. Ende des Zettels. Dann links an der senkrechten Kante der Aufnahme rote Flecken auf einem Papier, das wie Einpackpapier aussieht. Wahrscheinlich von einer Bäckerei. Zu sehen sind die Worte ›Wir backen für Sie‹ in blauer Schrift. Die Flecken sehen aus wie Blut, bei näherer Betrachtung könnte es jedoch auch Marmelade oder so etwas sein. Jetzt kommt die nächste Aufnahme. Planquadrat sechs, rechts von der eben kommentierten Aufnahme. Wir haben da ...«
    So ging es weiter und Heidi Weidenbach murmelte bewundernd: »Du lieber Gott, ich hatte keine Ahnung, wie eine Mordkommission arbeitet.«
    »Wir stören hier nur«, meinte Rodenstock. »Ich möchte ein Bier.«
    Wir gingen zurück zu Tinas Kneipe.
    »Wie stehen die Chancen, Messerich schnell zu finden?«
    »Gut, denke ich«, nickte Rodenstock. »Die Frage ist, ob er polizeitechnisch so bekannt ist, dass über die DNS geprüft werden kann, ob ihm der Finger gehört. Aber da habe ich wenig Hoffnung. Messerich fällt ja wohl eher in die Kategorie

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