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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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einschätze, wäre der zum Beispiel eine Geliebte vollkommen schnurz gewesen. Solange die Familie nicht darunter leidet. Die Frau hat sich in der Bank hochgearbeitet, verdient mehr als er. Solange er keine Geschichten machte, über die die Eifel redete, ist ihr alles egal gewesen. So läuft das hier auf dem Land und so sehe ich das. Hauptsache, nach außen stimmt alles.«
    »Sie haben doch sicher auch von Holger Schwed gehört, der hier nebenan gestorben ist. Kann der Junge etwas gewusst haben von dem, was Breidenbachs Berufsleben anging?«
    Sie presste wieder die Lippen aufeinander. Dann sagte sie so langsam, als wollte sie die Worte buchstabieren: »Das ist erstaunlich, dass Sie danach fragen. Seit ich in der Zeitung von seinem Tod gelesen habe, denke ich darüber nach. Breidenbach war ja dauernd mit dem zusammen. In der Freizeit, meine ich. Also, ich mochte den Holger Schwed nicht so richtig. Ich kann gar nicht sagen, weshalb, das war so ein Gefühl. Ich habe das sogar Franz-Josef mal gesagt, aber der meinte nur, der Junge hätte bei den Eltern eine miese Jugend gehabt und da müsse man eben was tun. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass Franz-Josef ihm viel erzählt hat. Einmal habe ich mitbekommen, wie er Holger von einem Umweltskandal erzählte. Da war was illegal abgekippt worden und das Trinkwasser war nur zu retten, wenn man ein paar Tage lang die Dosis an Chlor um das Zehnfache erhöhte. Und als ich mit der Unterschriftsmappe in das Büro von Franz-Josef kam, da erzählte er gerade Holger von dieser Sache. Ich dachte, mich trifft der Schlag. Aber noch schlimmer war dieser Messerich. Ich dachte manchmal: Was verkehrt er dauernd mit diesen Jugendlichen? Das ist doch kein Umgang.«
    »Wer, bitte, ist Messerich?«
    »Sie recherchieren Breidenbach und kennen Messerich nicht?« Sie war aufrichtig erstaunt.
    »Nie gehört, den Namen.«
    »Tja, wo fange ich an ... Karl-Heinz Messerich, zwei Worte mit Bindestrich. Alter schätze ich auf zwanzig, vielleicht einundzwanzig. Hier in dieser Kneipe wird er nur ›Schnorrer‹ genannt und er ärgert sich nicht mal darüber. Eltern hat er wohl keine mehr. Vater unbekannt, Mutter war eine, na ja, arbeitete auf einem Bauernhof. Starb früh, der Junge kam in ein Heim. Lief dauernd weg. War mit vierzehn voll auf dem kriminellen Trip. Automatenaufbrüche, Diebstahl von Handtaschen, Ladendiebstahl. Und er soll auch schon als Stricher am Kölner Dom und auch im Hauptbahnhof unterwegs gewesen sein. Wurde immer wieder in Heime gesteckt und haute immer wieder ab. Breidenbach hat ihm manchmal Jobs besorgt. Messerich hat ein Apartment irgendwo hier in Daun, aber den erwischen Sie im Moment nicht. Der ist auf Kreta. Am letzten Donnerstag wollte er fliegen. Am Mittwoch war er noch bei Breidenbach. Und da hab ich so was reden hören. Von Saarbrücken aus ...«
    »Ist er denn tatsächlich weg?«, fragte ich fiebrig.
    »Ich denke, schon. Warum denn nicht?«
    »Wie kam Breidenbach an diesen Schnorrertypen? Ist der auch mit Heiner Breidenbach und Holger Schwed befreundet?«
    »O nein, die Jungen wollten mit dem nichts zu tun haben. Nur Breidenbach hat sich um ihn gekümmert. Wie er das immer machte. Irgendwie war das eine Macke von ihm. Er sagte: Wir müssen Verantwortung in dieser Gesellschaft übernehmen!«
    »Woher hatte dieser Messerich das Ticket?«
    »Das hat Breidenbach vermittelt, soviel ich weiß. Wahrscheinlich über das Reisebüro Bill.«
    »Und wo ist sein Zimmer? Verdammt, wo wohnt dieser Messerich?«
    »Das weiß ich nicht, sagte ich doch schon. Wieso sind Sie so aufgeregt? Vielleicht weiß Tina Bescheid.« Heide Weidenbach winkte zu der Wirtin hinüber.
    Ich überlegte einen Moment und sagte dann: »Sie haben mir sehr geholfen, daher erzähle ich Ihnen, was mich so beunruhigt. Wir haben im Steinbruch den kleinen Finger der rechten Hand eines jungen Mannes gefunden. Alter ungefähr fünfundzwanzig. Von dem Besitzer fehlt aber jede Spur, er ist wie ein Gespenst.«
    Tina baute sich gelassen neben uns auf. »Was habt ihr beiden Hübschen?«
    »Wo hat der Schnorrer sein Apartment?«, fragte Heidi Weidenbach.
    »Um die Ecke«, sagte Tina wie aus der Pistole geschossen. »Nummer vier, soweit ich weiß. Erdgeschoss. Aber ist der nicht auf Kreta?«
    »Vielleicht ja nicht«, meinte ich. »Haben Sie die Telefonnummer von dem Chef vom Reisebüro Bill?«
    »Moment, ich hole sie eben.« Tina verschwand Richtung Theke.
    »Was meinen Sie?«, fragte Heidi Weidenbach. Sie war blass

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