Eifel-Wasser
getuschelt, ob man diese Schmeißfliegen der Gesellschaft nicht des Waldes verweisen soll. Klugerweise haben sie das bisher noch nicht getan, sonst hätten sie sich auch zum Lacher der Nation gemacht. Die Damen wechseln natürlich oft, weshalb ich sie der Einfachheit halber durchnummeriert habe. Rosi eins bis Rosi vier. Zum Teil sind sie mit CB-Funk ausgerüstet. Wenn man sie abhört, empfängt das lauschende Ohr etwa folgendes Gespräch: Schätzchen, ich komme gleich mit zwanzig Tonnen Sprudel am Arsch bei dir vorbei. Wie sieht es aus? Bist du schön biegsam? Antwortet die Schöne: Bist du Erich oder Christoph? Na egal. Ja, ich bin gut drauf, ein kühles Bier gibt es auch. Und ich hoffe auf viel Kleingeld! Und dann gibt es noch eine schöne Geschichte. Ein äußerst katholischer Sechzigjähriger, der vor lauter Katholizismus so aussah, als habe er gerade in eine Zitrone gebissen, ging zweimal am Tag mit seinem Hund Gassi. Und zwar auf dem Parkplatz von Rosi drei. Die grüßte ihn immer ganz freundlich und er muffelte zurück. Im Dorf hieß es nach ein paar Wochen: Also, dass der Paul es nötig hat, jeden Tag zweimal zur Nutte zu gehen, hätten wir ja nicht gedacht. Na ja, wir wussten es immer schon: Die Ehe ist tot! Tatsache ist, dass der Muffelkopp gar nicht begriffen hatte, was Rosi drei da unermüdlich trieb. Die Ehefrau vom Muffelkopp schrammte eng an einem Herzinfarkt vorbei, als eine gute Freundin ihr riet, sie solle sich mal um ihren Mann kümmern, der sei ja dauernd bei dieser Nutte. Es war dem Mann nicht beizubringen, welchen Beruf Rosi hat. Egal, seit diesen Tagen kann er nicht mehr durchs Dorf gehen, ohne begrinst zu werden. Und der Hund muss sich jetzt woanders erleichtern.«
»Eine schöne Geschichte«, lachte Vera.
»Irgendwann wird sich ein Verein zur Reinhaltung des deutschen Waldes gründen. Der Brutalo Abi Schwanitz hat eine Schwäche für die Rosis.«
»Das ist keine kriminelle Handlung«, mahnte Vera.
Rodenstock hatte gekocht, harte Eier in Senfsoße, Salzkartoffeln, Salat. Es schmeckte herzergreifend und niemand von uns sagte ein Wort.
Es wurde kein langer Abend, Rodenstock zog sich als Erster zurück, dann bemerkte Vera, sie sei rechtschaffen müde, und so hockte ich mit Emma allein am Teich. Sie kraulte die Katzen, ich den Hund.
»Wir machen was verkehrt«, murmelte sie. »Etwas stimmt nicht.«
»Aber was? Wir kennen doch nun schon ein paar Leute mit höchst ehrbaren Mordmotiven.«
»Nein, nein, das meine ich nicht. Dass sie alle Breidenbach zum Teufel gewünscht haben, ist klar. Aber Breidenbach hatte Geschlechtsverkehr, wie man das so ekelhaft sportlich ausdrückt. Wir haben keinen Schimmer, wer die Frau ist. Nun frage ich mich: War es überhaupt eine Frau?«
»Breidenbach? Schwul? Oder bisexuell? Deshalb der Stricher Karl-Heinz Messerich? Weiß nicht. Es gibt einiges, was dagegen spricht. Zu viel Brutalität im Spiel.«
»Na, hör mal«, widersprach Emma sanft, »du weißt genau, wie brutal Probleme auch unter Schwulen ausgetragen werden können.«
»Schon. Aber Breidenbach ist ein typischer Vertreter einer bestimmten Sorte Mann. Einer von denen, die sich für die Jugend engagieren, in Sportvereinen gleichermaßen wie in der Freiwilligen Feuerwehr. Es gibt in der Eifel und anderswo genügend Fälle, in denen einsame Ehefrauen die Frage stellen, ob ihr Mann mit ihnen verheiratet ist oder mit der Jugendabteilung des Sportvereins. Und bis jetzt hat sich in diesen beiden Mordfällen keine Homosexualität gezeigt.«
»Wie sagte ein alter Professor immer? Leute, man kann Flöhe und Wanzen haben!«
»Alles? Es soll um schwule Verhältnisse und Wirtschaftskriminalität, um ökologische Schweinereien, Trinkwasservergiftung, Bestechung und um Babytod gehen? Das wäre eine verrückte Mischung.«
»So verrückt ist das nicht«, sagte sie langsam. »Das ist das Leben. Es ist eine Gemengelage, die die Nachforschungen schwierig macht, und denkbar ist das.« Sie schlug sich auf die Schenkel. »Mach es gut, mein Lieber.«
»Du auch.«
Ich blieb hocken und beobachtete die Nacht.
Als mein Handy schrillte, war es gegen elf Uhr, eine schmale Mondsichel stand über dem Turm der Kirche.
»Ja, bitte, Baumeister hier.«
Eine Männerstimme, hoch und aufgeregt: »Sie sind doch dieser Journalist aus Brück, oder? Ja, hier ist die Försterei in Hillesheim. Also, da ist was Verrücktes passiert, das muss ich Ihnen erzählen.«
»Langsam, mein Freund, langsam. Ich laufe Ihnen nicht weg. Was ist denn
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