Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
die äußerste Ecke des Gartens zurück, Vera nahm ein Buch und legte sich in die Sonne, ich saß am Schreibtisch und wusste nichts Rechtes anzufangen. Der Fall schien mir mittlerweile verwirrend und aus einer endlosen Kette von »Ja, aber ...« zu bestehen. Ich war schläfrig, gleichzeitig nervös und konnte mich kaum konzentrieren.
    Ich machte mich auf den Weg in meinen Garten. Emma schlief in einem Liegestuhl, Cisco ruhte auf ihrem Bauch und schnarchte leicht. Rodenstock blätterte in einem Bildband über das traumhafte Flüsschen Lieser.
    »Ich weiß was«, flüsterte ich.
    »Und?«, flüsterte er zurück.
    »Ich werde mich bestechen lassen.«
    Er dachte nach und meinte leise: »Du bist wahnsinnig!« Dann erhob er sich und wir setzten uns ins Wohnzimmer.
    »Ich weiß, es ist riskant. Aber wir werden vorher Kischkewitz informieren. Ich werde so tun, als wisse ich außerordentlich viel, als sei ich total pleite und käuflich.«
    »Aber welches Wissen soll dir irgendeiner dieser korrupten Hunde bezahlen?«
    »Fakt ist doch, dass Breidenbach Arbeitsnotizen gemacht hat, siehe die Eintragung Ausgerechnet Spa. Ich kann behaupten, ich hätte sein Tagebuch. Und das werde ich ihnen verscherbeln.«
    »Sie werden es sehen wollen.« »Wenn sie gezahlt haben, wird es zu spät sein.« Rodenstock wiegte den Kopf und überlegte eine Weile. »Das könnte klappen, das könnte sie provozieren. Das alles muss dokumentiert werden. Aber es hat immer noch Haken des Risikos.«
    »Du lieber Himmel, was laberst du da?« »Na gut. Und wie stellst du dir das konkret vor?« »Ich muss an sie herangespielt werden, an Lamm, an Still, an Stills Geschäftsführer. So ganz genau weiß ich das noch nicht. Das Opfer Nummer eins heißt Franz-Josef Breidenbach. Wir kennen ihn, wir kennen die Familie, aber seine Rolle in dem Spiel kennen wir nicht. Wir wissen ja noch nicht einmal, mit wem er vögelte. Pass auf, Rodenstock, bei genauem Hinsehen gibt es eine Frage, die wir unbedingt klären müssen und die wir benutzen können, um Lamm und Co. zu provozieren. Die Frage lautet: Wie viel Geld haben sie Breidenbach geboten, wenn allein schon die Glaubrechts zweihunderttausend abzocken konnten? Können wir da nicht Breidenbachs Frau irgendwie einspannen?«
    »Seine Frau wird uns auf keinen Fall helfen«, schüttelte Rodenstock sofort den Kopf. »Weil sie nicht helfen kann. Ihr Mann hat ihr wahrscheinlich nichts gesagt. Außerdem lautet die Frage nicht nur, wie viel ihm geboten wurde, sondern auch, ob er es angenommen, genauer: bekommen hat.« Er lächelte. »Du bist ein kluger Junge. Aber was ist, wenn du mit deiner Bestechlichkeit platt auf die Schnauze fällst? Du berücksichtigst nämlich nicht, dass Breidenbach das Geld möglicherweise bekommen hat und seine Frau es sich nach seinem Tod unter den Nagel gerissen hat. Möglicherweise hat die Geschichte die Form einer Burleske angenommen: Er kassierte und sie hat das Geld irgendwo im Kartoffelkeller versteckt ... Nichts auf der Welt könnte sie dazu zwingen, das zuzugeben. Dabei wird es um mehr gehen als um eine Zusatzrente, mein Lieber. Jedenfalls, was immer wir Maria Breidenbach bieten: Sie wird sich nicht einspannen lassen, glaub mir das.«
    »Warum nicht?«, fragte ich aufgebracht. Wenn Rodenstock mir mit seiner blöden Klugheit meine Wunschvorstellungen zerdepperte, hasste ich ihn wie ein Sechzehnjähriger seinen Vater.
    »Verdammt noch mal, Baumeister, hast du die Welt, in der wir uns seit Tagen bewegen, mal mit Abstand betrachtet? Du bist doch ein helles Köpfchen. So ziemlich alle reden, schwätzen dummes Zeug, geben an wie ein Sack Seife, streiten ab, kehren den Saubermann raus, wenden sich vertrauensvoll an uns. Nur diese Frau hält sich total bedeckt. Warum? Nun, die Erklärung könnte banal sein: weil sie sich immer raushält. Es könnte aber auch sein, dass sie das Geld erbeutet hat, für das ihr Mann sein Schweigen verkaufte. Nein, wir müssen die Sache anders angehen.«
    »Lass um Gottes willen die Kinder raus«, mahnte ich vorbeugend.
    »Ich denke nicht an die Kinder!«, blaffte er empört. »Ich denke an den seltsamen Alltag des Franz-Josef Breidenbach. Was wollen wir eigentlich? Wir wollen filmen und abhören, wie dir jemand viel Geld für etwas bezahlt, das nicht existiert. Warum wollen wir das? Weil wir Kischkewitz damit zwei Monate Arbeit ersparen und die Korruption durchsichtig machen können. Und für dich als Journalisten wäre das ein wahrhaft fantastisches Sahnehäubchen. Wie

Weitere Kostenlose Bücher