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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Wölkchen am Himmel. Ich fuhr ohne Eile, Wildschweinsuhlen können nicht fortlaufen. Hinter Kerpen schnürte ein Fuchs im Straßengraben und hob nicht einmal den Kopf, als wir vorbeirollten. Ich steuerte den Wagen am Eingang des Steinbruchs vorbei auf die Höhe, dann in einem Neunzig-Grad-Winkel nach rechts und wir holperten über einen Wiesenstreifen bis zur vollkommenen Schwärze des Waldrandes.
    »Hier habe ich Schlehen gepflückt, um einen Aufgesetzten zu machen.«
    »Ausgerechnet du?« Sie grinste und wurde dann unvermittelt ernst. »Allein würde ich hier nicht herumstehen wollen.«
    »Das kommt von der Dunkelheit und den dir unbekannten Geräuschen. Wenn du weißt, was die Geräusche bedeuten, verschwindet die Angst. Nimm die Taschenlampe. Wir müssen hier hinein.«
    »Geht da kein Weg durch?«
    »Wildschweine als Straßenbauer sind unbekannt.«
    »Und wenn die auf uns warten und angreifen?«
    »Dann stellst du dich artig vor und verstrickst sie in hinhaltende diplomatische Bemerkungen.«
    Ein Tier schrie sehr hoch. Es hörte sich nach Tod an.
    »Ich glaube, ich bleibe im Wagen«, sagte Vera. »Meine Nerven sind zurzeit nicht so gut.«
    »Das war möglicherweise eine Schleiereule, die eine Maus geschlagen hat.«
    »Eine Maus? Niemals macht eine Maus einen derartigen Lärm.«
    »Das machen sie, wenn es ums Leben geht. Also, los jetzt.«
    Anfangs, zwischen den hohen Stämmen der Buchen, ging es problemlos voran. Aber schon nach vierzig Metern war der Hochwaldstreifen zu Ende und der Hang wurde steiler. Wir hatten die Schonung erreicht.
    »Pass jetzt auf, hier stehen Vogelbeeren und junge Birken, die Äste peitschen. Halte dich dicht hinter mir und beleuchte den Boden, sonst liegst du auf der Nase.«
    »Und was ist, wenn ich auf ein Wildschweinbaby trete?«
    »Das heißt Frischling. Dann entschuldigst du dich. Vorsicht, da sind alte Baumstümpfe. Nicht drauftreten, die sind vollkommen morsch.«
    Ich hatte diesen guten Rat noch nicht ganz ausgesprochen, als es mich erwischte. Ich verhakelte mich in einem Brombeergerank und stürzte kopfüber in eine Weißtanne. Irgendetwas schrammte schmerzhaft über meine linke Wange.
    Das schien eine gute Therapie gegen Veras Angst zu sein, denn sie begann sofort vollkommen haltlos zu lachen. »Mit dir kann man was erleben!«
    Ich rappelte mich auf. »Ich bin einer der fähigsten Trapper der Vulkaneifel«, erklärte ich hoheitsvoll und stakste vorsichtig weiter.
    Nach vielleicht hundert Metern wurde der Hang extrem steil und endete in einem kleinen Talkessel, vor uns standen hohe Kiefern und Eichen.
    Ich roch Tabakrauch und rief: »Sind Sie die Abordnung der Försterei?«
    »Ja, sicher«, antwortete jemand aus dem Dunkel. »Das Beste ist, Sie gehen scharf links. Streckenweise ist die Suhle bis zu einem Meter tief. Wenn Sie drin stecken bleiben, ist es zu spät.«
    Ich wandte mich nach links. Dann sah ich den Mann. Er hockte auf einem Baumstumpf und rauchte.
    »Waren Sie dabei, als die Tiere hier geschossen wurden?«
    »Nein, war ich nicht.« Er mochte achtzehn Jahre alt sein. »Die sind auch nicht hier geschossen worden. Das war in einer anderen Dickung, rund fünfhundert Meter weiter. Aber die Tiere waren hier drin. Und dahinten ist was zu sehen.«
    Ich leuchtete die Suhle ab.
    »Das ist meine Freundin Vera«, stellte ich vor. »Ich bin Siggi Baumeister. Wie stark ist diese Rotte?«
    »Na ja, schwer zu sagen. Bestimmt drei Bachen und zwei Keiler, schätze ich. Mit den Würfen vom letzten Jahr vielleicht zwölf oder vierzehn Tiere. Nehmen Sie meinen Scheinwerfer, der ist besser.« Er reichte mir einen ziemlich großen Kasten. »Wenn Sie auf die Mitte der Schlammfläche halten, dann sehen Sie einen Schuh. «
    »Stimmt.«
    »Rechts davon ist was Rotes.«
    »Sehe ich auch.«
    »Das ist wahrscheinlich ein T-Shirt oder so etwas Ähnliches.«
    »Ich ziehe den Schuh mal raus«, sagte ich naiv.
    »Das würde ich nicht tun«, meinte der Forstmann freundlich gelassen. »Der Fuß steckt nämlich noch drin.«
    »Mein Gott!«, schrillte Vera.
    Er grinste unverhohlen. »Ich möchte nicht wissen, was die Kriminalisten noch alles im Schlamm finden. Ich habe ja keine Ahnung von Polizeiarbeit, aber jetzt weiß ich, was ich mit meiner nächsten Leiche mache.«
    Vera lachte nervös.
    »Wie weit sind wir hier von den nächsten Häusern entfernt?«, fragte ich.
    »In jede Richtung ungefähr tausend Meter«, sagte er. »Hier kommt keiner hin. Nicht mitten in der Nacht.«
    »Da würde ich nicht drauf

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