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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Rodenstock.
    »Nein«, antwortete Maria Breidenbach.
    »Was glauben Sie, was die wollten?«, fragte Rodenstock.
    »Das weiß ich nicht.« Ihre Nerven gaben nach und sie begann laut zu weinen.
    »Die haben was gesucht«, sagte Heiner Breidenbach. »Die müssen was gesucht haben.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Rodenstock.
    »Weil sie nicht in die Schubladen guckten, sondern in die leeren Schublöcher, sie guckten, was dahinter war. Den Schreibtisch meines Vaters haben sie auf der Rückseite zertrümmert. Die müssen Geheimfächer oder so was gesucht haben.«
    »Wahrscheinlich«, nickte Rodenstock. »Haben Sie eine Idee, was so interessant für diese Männer sein könnte?«
    »Vielleicht die Gutachten im Fall Lamm und im Fall Water Blue«, schniefte Maria Breidenbach in ein Taschentuch. »Aber das hätten sie einfacher haben können. Die Kopien von diesen Gutachten sind unter der Jahreszahl 2001 in einem ganz normalen Ordner abgelegt. Den haben sie nicht mal angeguckt. Was wollten die bloß von uns, verdammt noch mal! Die können von mir aus das ganze Haus haben, samt Inhalt.«
    Rodenstock sah auf die Uhr. »Meine Kollegen werden gleich hier sein. Eine Frage noch, Frau Breidenbach. Was würden Sie sagen, wenn jemand behaupten würde, Sie in der Nacht des Mordes an Ihrem Mann in der Nähe des Steinbruchs gesehen zu haben? In Ihrem Golf-Cabrio.«
    Die Kinder, das war nicht zu übersehen, waren erschrocken und zugleich maßlos erstaunt, sie starrten ihre Mutter mit großen Augen an.
    Maria Breidenbach reagierte, wie zu erwarten war. Sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, nichts verriet ihre Stimmung. »Du lieber Gott, wer behauptet denn so was? Ich war hier.«
    »Die Frage dürfen wir nicht beantworten«, log Rodenstock. »Also, Sie waren hier im Haus?«
    »Ja natürlich. Fragen Sie die Kinder. Es regnete in Strömen, ich war die ganze Nacht hier. Was sollte ich draußen?« Sie wirkte wie zu Eis gefroren.
    »War ja nur eine Frage«, sagte Rodenstock freundlich. »Sie haben keinen der Männer erkannt, die Sie überfallen haben?«
    »Nein«, sagte Julia Breidenbach. »Das hätten wir doch längst gesagt.«
    Rodenstock ging Richtung Tür. »Wenn meine Kollegen gleich da sind, dann werden wir weitersehen.«
    Maria Breidenbach sagte tonlos: »Dass ich in der Nacht in der Nähe vom Steinbruch gewesen sein soll, wirft mich aus der Bahn. Aber eigentlich war das ja absehbar ... In der Eifel wird viel geredet, und wenn nichts los ist, dann redet man was los.«
    Ich stellte mich neben Rodenstock, betrachtete das zertrümmerte Wohnzimmer und wünschte mir eine Eingebung.
    »Das Beste ist, Sie trinken einen Früchtetee«, sagte Rodenstock leise. »Haben Sie einen Früchtetee da?«
    Ich hatte noch nie eine derartig dämliche Bemerkung in einer solchen Situation von ihm gehört und beinahe hätte ich schallend gelacht. Aber im Bruchteil von Sekunden begriff ich die Gleise, auf denen er jetzt fahren wollte: die Gleise absoluter Harmlosigkeit.
    »Es wird tatsächlich unverantwortlich viel geredet«, gab ich freundlich von mir. »Wir haben noch zwei Gerüchte gehört, von denen wir wissen, dass nichts, aber auch gar nichts dahinter steckt. Das erste Gerücht lautet, dass Ihr Mann im Herbst in den Vorruhestand gehen wollte. Ist das richtig?«
    Verbittertes Schweigen breitete sich aus.
    »Das höre ich zum ersten Mal«, sagte Maria Breidenbach schließlich eisig.
    »Das kann nicht sein«, sagte Heiner Breidenbach mit ganz trockener Stimme.
    Julia Breidenbachs Hände beschrieben einen Kreis. »Die Menschen hier können einem wirklich auf den Geist gehen. Wenn jemand davon gewusst hätte, dann doch wir. Oder nicht?«
    »Da hast du Recht«, nickte Rodenstock leutselig wie ein Landpfarrer.
    Dann sah er mich an. »Was war doch gleich das zweite Gerücht?«
    »Wie bitte?«, fragte ich dämlich. »Ach so, ach ja, da wird geredet, Ihr Mann hätte Geld genommen, viel Geld. Wir wissen nicht, von wem. Aber es wird wohl auf Rainer Still und Franz Lamm hinauslaufen. Können Sie sich so was vorstellen?«
    Es gab keine Sekunde des Erstaunens. Wie aus der Pistole geschossen antwortete Maria Breidenbach: »Das haben wir auch schon gehört. Und zwar von meinem Mann. Er sagte mal beim Frühstück, aber das ist lange her, dass er sich reich schweigen könnte, wenn er die Gutachten verschwinden ließe. Dabei hat er gelacht. Nein, er hat kein Geld genommen. Ich regle die Finanzen hier im Haus, ich müsste das wissen. Und ich kenne ihn genau. So

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