Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
passieren?«
    »Jetzt.«
    »Und ihr glaubt, dass das klappt?«
    »Es war deine Idee«, grinste Rodenstock. »Du wolltest das so. Ich finde die Idee gut, falls dich das beruhigt.«
    »Ich muss verrückt gewesen sein«, murmelte ich.
    »Das ist ein Dauerzustand«, befand meine Gefährtin. »Wir haben die Technik abgesprochen. Das Mikro ist winzig und arbeitet drahtlos. Ich befestige es an einem Ast einer kleinen Eiche, die direkt am Steilabfall steht. Du kannst dich also bewegen. Das Aufnahmegerät platzieren wir genau gegenüber, sodass der gesamte Steinbruch zwischen uns ist. Das dürften etwa einhundertfünfzig bis zweihundert Meter sein. Das Mikro schafft das mühelos. Ein Mann der Fahndung bedient eine Kamera, die nicht größer ist als zwei Zigarettenschachteln und die einen Zoom hat, dass wir auch die Pickel auf deiner Nase noch sehen können. Rodenstock und Emma fahren mich jetzt dahin. Wir bereiten alles vor, ich bleibe beim Aufnahmegerät. Unsichtbar für dich. Denk dran, ich kann nicht eingreifen. Auch für eine Waffe ist die Distanz zu groß. Niemand wird dir helfen können. Bleib also vornehm und zurückhaltend und vor allem friedfertig. Du kommst in einer halben Stunde nach. Ist das okay?«
    »Ja, ja. Macht es nicht so feierlich. Mehr als ein Versuch ist es nicht.«
    »Du musst ihn reizen«, mahnte Rodenstock. »Aber achte darauf, dass dein Gegner seinen Jähzorn in Schach halten kann. Reize ihn, aber reize ihn so, dass er spricht und nicht zuschlägt.«
    »Ihr macht mir richtig Mut. Nun haut schon ab.«
    Der Appetit auf das Butterbrot war mir vergangen. Die drei brachen auf und ich trödelte herum. Mein Hund erwartete etwas von mir und ich schenkte ihm meine Schnitte. Ich hielt ihm einen Vortrag.
    »Du musst verstehen, dass diese verdammten Laiendetektive glatt bereit sind, mich zu opfern. Für Gesetz und Ordnung und Vaterland und alle solche Sachen. Ein Mikrofon in einem Baum! Das musst du dir mal vorstellen. Das hört sich an wie ein Elefant auf einem Strohhalm. Ich weiß wirklich nicht ... Verdammt noch mal, du hörst gar nicht zu!«
    Cisco leckte sich ausgiebig die Schnauze, was darauf schließen ließ, dass er ein zweites Butterbrot für eine gute Idee hielt.
    Ich füllte meine Tabaktasche, wählte ein paar Pfeifen aus, steckte ein paar Pfefferminzbonbons ein und suchte mich damit zu beruhigen. Dann fuhr ich ganz locker in meinen wahrscheinlichen Untergang.
    Ich parkte meinen Wagen ungefähr dort, wo der Offroader gestanden hatte, als Breidenbach erschlagen wurde, stieg aus, benahm mich nicht sonderlich heimlich und trottete auf die Steilwand zu. Eine Weile blieb ich dort stehen und schaute über das Land, das unter der Sonne lag. Ich sah Vera nicht, hörte nur den Gesang der Vögel und, weit entfernt, die Geräusche einiger Laster, die an Ahütte vorbei zur A 1 rollten oder dem Zementwerk Rohstoff brachten.
    Ich versuchte, das Mikrofon zu entdecken, was einige Zeit in Anspruch nahm. Vera hatte es in einer Astgabel in ungefähr einem Meter Höhe angebracht.
    Sicherheitshalber postierte ich mich etwas seitlich darunter, legte mich mit aufgestütztem Ellenbogen in das alte, duftende Laub und sinnierte vor mich hin. Nach einer halben Stunde stand ich auf, machte ein paar Schritte, um zu entspannen, und legte mich dann wieder.
    Als eine Stunde vergangen war, sagte ich: »Ich weiß ja nicht, ob du mich hörst, aber ich gebe es auf. Das hat alles keinen Zweck, das ist doch Pipifax.«
    Selbstverständlich reagierte Vera nicht, winkte mir nicht einmal mit einem Taschentuch zu. Die zweite Stunde verging. Mittlerweile hätte ich meine Umgebung blind malen können, mein Selbstvertrauen war gegen null gesunken.
    Natürlich würden sie nicht so dämlich sein, auf die Geschichte von zwei fehlenden Seiten aus einem Tagebuch hereinzufallen.
    Doch dann tat sich etwas. Von weit her war ein starker Motor zu hören, der sich schnell bewegte. Dann herrschte wieder Stille.
    Als Schwanitz zwischen den Bäumen auftauchte, war ich aufrichtig froh. Er trug hellblaue Jeans und ein weißes T-Shirt mit der reizenden Aufschrift juck you. Er grinste sein Modelgrinsen, war augenscheinlich gut gelaunt und eröffnete: »So sieht man sich wieder.«
    »Guck mal an!«, sagte ich. »Was treibt Sie denn in den Dschungel?«
    »Ehrlich gestanden, Langeweile«, sagte er und setzte sich mir gegenüber in den Schneidersitz. »Haben Sie gefunden, was Sie suchen?«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe was läuten hören, dass Sie Breidenbachs Tagebuch

Weitere Kostenlose Bücher