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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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gelaufen sein.«
    »Gibt es dafür Beweise?«
    »Ach, bei diesen rassisch versauten Typen brauchst du keine Beweise. Du siehst sie an und du weißt, was Sache ist.«
    »Also war der zerquetschte Holger Schwed rassisch versaut?«
    »So was sehe ich. Wenn du im Knast warst, kann dir keiner mehr was vormachen. Aber ich hab sogar beobachtet, wie sie Händchen gehalten haben.« Er hatte sich wieder beruhigt und hielt den Deckel auf seinem Jähzorn und seinen Ängsten. »Jetzt müssen Sie mir mal 'ne Frage beantworten. Wie ist das hier in der Eifel als Journalist? Ich meine, hier ist doch nichts los. Kann man so leben?«
    »Hhm«, machte ich lang gezogen. »Na ja, ein Eldorado ist das nicht. Aber trotz allem ist hier viel los. Ich kann leben, allerdings keine großen Sprünge machen und nicht in New York frühstücken. Warum wollen Sie das wissen?«
    »Nur so«, antwortete er. »Interessiert mich. Wenn Sie über diesen Fall schreiben, was verdienen Sie da?«
    »Gerade so viel, um zwei bis drei Monate gut leben zu können.«
    »Was würden Sie machen, wenn Sie mal einen richtig großen Schluck tun könnten?«
    »Vielleicht in den Süden fahren. Spanien oder so. Oder Kreta. Warum nicht Kreta?« Ich nahm ein trockenes Eichenblatt zwischen die Finger und zerbrach es.
    »Kreta ist richtig gut«, nickte er. »Da gibt es an der Südseite noch Strände, da bist du auf zweihundert, dreihundert Meter ganz allein.«
    »Und da gingen Breidenbach und Holger Schwed Händchen haltend spazieren, nicht wahr?«
    »So war es«, bestätigte er einfach. Dann begriff er, was er gesagt hatte, und beeilte sich hinzuzufügen: »War ja ein reiner Zufall. Ich hatte keine Ahnung, dass die da waren. Ich hab ein paar Tage relaxt, muss auch mal sein.«
    »Wann war denn das ?«
    »Ende Mai, nein, warte mal, Juni. Erste Hälfte Juni.«
    »Wo auf Kreta?«
    »Breidenbach gesehen habe ich in Aspros Potamos. Ich selbst war in Makrigialos. Winziges Nest, aber billig und gut. Du kannst den Frauen in die Höschen fassen und alle gucken weg.« Er hielt das für einen Witz und lachte breit. Unvermittelt brach er ab und fragte: »Könnten Sie nicht mal eine Finanzspritze gebrauchen?«
    Diese direkte Art verblüffte mich und ich starrte ihn verwundert an.
    »War ja nur eine Frage«, murmelte er. »Ich kann mir vorstellen, dass ein paar Herren, die ich kenne, das Tagebuch von Breidenbach gerne mal lesen würden.« Er lachte wieder. »Das wäre so eine Art Leihgebühr.«
    »Breidenbach hat viele Schwierigkeiten bereitet, nicht wahr?«
    Abi nickte. »Der war doch verrückt. Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Nein, meine Herren, ich nehme kein Geld. Nein, meine Herren, ich bin Beamter. Nein, meine Herren, ich bin unbestechlich. Aber über eine Million könnten wir reden. Ich sage doch, ein Weichei, ein Warmduscher. Rassisch versaut.«
    »Ach, der ist auch rassisch versaut. Hm, eine Million«, murmelte ich. »Gut gemacht, Breidenbach.«
    Er wedelte hastig mit beiden Händen. »Das mit der Million war doch nur ein Beispiel. Ich weiß nicht, wie viel Geld geflossen ist. Muss aber ein Batzen gewesen sein. Jetzt kann man ja drüber reden. Breidenbach ist platt und das Geld ist weg. Wieso soll man nicht darüber sprechen?« Er beruhigte sich selbst, aber in ihm schien der Verdacht zu reifen, dass das alles nicht so lief, wie er sich das vorgestellt hatte.
    »Die Sache ist ja gut für Ihren Chef und Franz Lamm gelaufen. Nicht nur Breidenbach ist nun still, sondern auch andere wichtige Zeugen wie Holger Schwed und Karl-Heinz Messerich sind verschwunden. Die Glaubrechts sagen sowieso nichts mehr. Nur den Chef von Breidenbach, den wird es erwischen.«
    Er sah mich amüsiert an. »Sie haben über richtig große Fälle noch nie geschrieben, was? Breidenbachs Chef braucht sich keine Sorgen zu machen. Ich weiß, wie so was läuft, wenn man in den richtigen Kreisen verkehrt. Dann kriegt der Mann einen guten Job in der Privatwirtschaft und freut sich auf die Pension. So einfach funktioniert das.«
    »Das stimmt auch wieder«, gab ich zu. »Wie sah das aus mit Holger Schwed? Wer war so unheimlich brutal und hat den jungen Mann an der Betonmauer zu Tode gequetscht?«
    »Moment, Moment. Soweit ich weiß, war das mit Holger ein Unfall. Sagt doch die Polizei, oder nicht?«
    »Sagt sie. Aber sie ermittelt wegen Mordes. Vorsätzlichem Mord. Besonders schwerer Fall. Das Auto, das da stand, musste fünf Meter zurücksetzen, um Holger überhaupt berühren zu können. Fünf Meter!

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