Eifelheiler (German Edition)
umbringen.«
***
Endlich wieder sauber und wohlriechend, saß Welscher am frühen
Abend mit Bianca Willms im Konferenzraum. Er hatte die Dusche im Keller der
Behörde genutzt, um sich den Dreck und den Gestank von der Haut zu schrubben.
Nur seiner Kleidung hing noch schwach der Geruch nach Fäkalien an. Aber es war
auszuhalten, wie ihm Bianca Willms versichert hatte.
Sie brachten die Akte auf den neuesten Stand, während Fischbach bei
Bönickhausen Bericht erstattete.
»Das Tiefbauamt konnte mir kaum weiterhelfen.« Sie klickte eine
Datei an, und auf dem Bildschirm erschien ein Gebilde, das Welscher an ein
Strickmuster erinnerte. »Das hat mir die Sachbearbeiterin geschickt. Es ist der
Kanalisationsplan von Kronenburg.«
Sie tippte auf einen Punkt, an dem mehrere Linien zusammenliefen.
»Hier ist der Raum, von dem du berichtet hast, die Kaverne. Die Burgstraße
verläuft genau darüber. Es gibt eine Einstiegsmöglichkeit, sprich: einen
Gullydeckel.« Sie lachte. »Und Hotte hat wirklich erst dort geschnallt, dass er
in der Scheiße stand?«
»Ja. Ist aber kein Wunder. Das war schon aufregend. Wann entdeckt
man schon einen alten Geheimgang aus dem Mittelalter?« Verstohlen blickte er
auf sein Hosenbein. Der braune Fleck war immer noch zu sehen. »Er war
verständlicherweise ein wenig durch den Wind. Und nicht nur deswegen. Ich zeig
dir was, aber verrat es bitte nicht.« Er nahm sein Smartphone und zeigte Bianca
Willms die Fotos, die er von Fischbach geschossen hatte.
Sie lachte herzlich bei dem Anblick. »Super«, rief sie und klickte
rasch einige Male mit der Maus. Kurz darauf erschienen die Bilder auf dem
Monitor.
»Wie …«
»Bluetooth«, erklärte sie. »Du solltest den Kanal nicht offen
lassen. Wer sich auskennt und die richtige Software besitzt, kann dir übel
mitspielen.«
»So wie du gerade?«
»Zum Beispiel. Schöne Demonstration, nicht wahr?«
»Zeig das ja keinem«, befahl er. »Ich habe Hotte versprochen, die
Fotos zu löschen.«
»Keine Sorge. Aber Guido und Andrea willst du das doch nicht
vorenthalten, oder?«
»Du kannst ja ganz schön gemein sein.«
Sie zwinkerte ihm zu und öffnete dann wieder das Fenster mit dem
Kanalisationsplan. »Ein Geheimgang ist nirgends verzeichnet. Ich habe Pfarrer
Beinlich die Datei geschickt. Er kannte den Plan aber schon. Er besitzt einen
Papierausdruck. Mir hat er gesagt, er habe immer schon mal runtersteigen
wollen, sei aber bisher nicht dazu gekommen. Vielleicht hätte er den Gang
gefunden und die Bedeutung der Verschalungsbretter sofort erkannt.«
»Möglich, ja. Offensichtlich ist ihm aber jemand zuvorgekommen.
Druck die Datei bitte aus. Die nehmen wir sicherheitshalber zur Akte.«
»Dafür muss ich den Plotter im Erdgeschoss einrichten. Mach ich
später.«
Welscher nickte. Er wusste, dass sie es nicht vergessen würde.
»Falls es immer noch wichtig ist«, sagte sie und zog einen Zettel
aus ihrer Unterlagenmappe. »Hier habe ich alles zusammengetragen, was wir über
den Hexer herauskriegen konnten.« Sie schob ihm den Ausdruck zu.
»Den Hexer?« Er nahm das Blatt und überflog es. »Ach, Hartmann. Du
meinst den Heiler.«
»Kleiner Scherz. Edgar Wallace lässt grüßen.«
»Du kennst die alten Schinken? Bist du dafür nicht zu jung?«
»Mein Vater liebt sie. Hin und wieder schauen wir sie uns gemeinsam
an. Blacky Fuchsberger war damals ja ein ganz Adretter. Und Eddi Arent, total
skurril.«
Welscher teilte ihre Meinung. Er nahm sich eine Minute, um die
Zahlen auf dem Papier eingehender zu prüfen. »Also, Geldsorgen scheint Hartmann
nicht zu haben. Ganz im Gegenteil.« Anerkennend pfiff er durch die Zähne. »Ein
fast sechsstelliges Vermögen.«
»Und alles mit Bonbons erwirtschaftet. Der hat ausgesorgt. Dass der
mit seiner Nichte hinter dem Geld der Kramann her war, kann ich mir nicht
vorstellen.«
»Alles ist möglich«, orakelte Welscher und legte das Blatt wieder
auf den Tisch.
»Der hätte seiner Nichte doch eher Geld geliehen. Oder sogar
geschenkt.«
»Vielleicht sollte es eine erzieherische Maßnahme sein.«
»Die Zielrichtung ist mir dann aber nicht klar.«
»Gib nicht mehr aus, als du einnimmst? Hilf dir selbst, sonst hilft
dir keiner? Nur was man mit den eigenen Händen erwirtschaftet, ist wirklich was
wert?«
»Hä? Verstehe ich jetzt nicht. Ging es nicht eher darum, jemanden zu
bedrohen und sein Geld zu rauben?«
»Du hast recht«, gab sich Welscher geschlagen. »Hätte aber schön
gepasst: Zwei Schuhsohlenabdrücke, der
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