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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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Mordkommission stand Fischbach in der
Pflicht und im Rampenlicht, musste Ermittlungsergebnisse vorweisen und den
Druck der Presse aushalten, Rückschläge und Fehler vertreten. Dazu kam die
Last, alles richtig machen zu wollen und die Ermittlungen rasch zum Abschluss
zu bringen. Bis vor einigen Monaten waren Mordkommissionen in Euskirchen noch
von einem Kollegen vom Polizeipräsidium Bonn geleitet worden. Politische
Strömungen in Düsseldorf hatten jedoch dazu geführt, dass man zur dezentralen
Verantwortung zurückkehren wollte. Und so kam es, dass die Euskirchener Polizeibehörde,
quasi als Pilotprojekt für Nordrhein-Westfalen, nun wieder vollständig
eigenverantwortlich tätig werden durfte – oder musste, je nachdem, wie man dazu
stand.
    »Bönickhausen hat mich darum gebeten«, antwortete Fischbach und
schielte zum Zucker. »Es war aber mehr eine rhetorische Frage aus Gründen der
Höflichkeit. Konnte ich selbst durchs Telefon feststellen.«
    Sigrid warf die Teebeutel in die Spüle, stellte die Tasse vor
Welscher, der sich dafür mit einem Kopfnicken bei ihr bedankte, und setzte sich
auf einen Küchenstuhl. »Trotzdem könntest du Nein sagen.«
    Fischbach rührte zwei Löffel Zucker in seinen Kaffee. »Vielleicht,
ja. Er würde es mir bestimmt nicht nachtragen.« Er trank einen Schluck und
leckte sich die Lippen.
    »Du willst es also selbst«, hakte Welscher nach.
    »Wer soll es sonst machen?«
    Sigrid lehnte sich zurück und wies auf Welscher. »Jan zum Beispiel.«
    »Hm, Jan«, brummte Fischbach. »Also fachlich gesehen traue ich dir
das ja zu. Nur … dein Ansehen in der Truppe ist zurzeit nicht das beste. Es
würde nur unnötige Reibereien geben. Bin aber froh, dass du zum Team gehörst.«
    Welscher verstand. Seine Fehde vorhin mit Feuersänger war Beweis
genug für Fischbachs Einschätzung. Dagegen konnte er nichts einwenden. »Wen
hast du sonst noch angefordert?«
    »Das ist das Problem.« Fischbach starrte in seinen Kaffee. »Es ist
niemand da zum Anfordern. Büscheler ist in Thailand, die werte Kollegin
Lindenlaub auf Mutter-Kind-Kur. Gott sei Dank steht Bianca uns zur Verfügung
und wird uns unterstützen. Freut mich, ehrlich gesagt, sehr. Ihr
Organisationsgeschick und ihre PC -Kenntnisse
werden uns helfen, alles zu strukturieren.«
    Nachdenklich nippte Welscher an seinem Tee. »Also sind es diesmal
nur wir drei? Sonst niemand?«
    »Niemand, na ja, so kann man es nicht unbedingt bezeichnen.
Bönickhausen wird morgen alle verfügbaren Leute auf die Nachbarschaft der
Kramann hetzen. Die werden also die Laufarbeit für uns machen. Wir zwei beiden
übernehmen die Personen, bei denen wir mehr vermuten. Sollten wir Bedarf haben,
können wir jederzeit Leute aus den anderen Abteilungen anfordern, hat mir der
Chef zugesichert. Wir treffen uns um neun in der Behörde und stimmen uns
untereinander ab.«
    Welscher fragte sich, ob das ausreichen würde. Fischbach hatte
selbst keinen einfachen Stand in der Behörde. Einige Abteilungsleiter neideten
ihm die Ernennung zum Leiter der Mordkommission. In der Vergangenheit war es
schon vorgekommen, dass sie ihn hatten auflaufen lassen.
    Für ihre Leibesfülle erstaunlich elegant stand Sigrid in einer
fließenden Bewegung auf. »Dann werde ich mal das Gästebett vorbereiten.« Sie
zwinkerte Welscher zu. »Nach Hause zu fahren lohnt sich ja nicht mehr für dich.
Bleibst also bei uns.«
    Welscher wollte Sigrid nicht wieder zur Last fallen. »Lass mal.« Er
stand ebenfalls auf und drückte sie an sich. »Wenn ich mich beeile, schaffe ich
noch vier Stunden Schlaf. Das reicht für einen jungen Hüpfer, wie ich einer
bin.«
    Bevor sie protestieren konnte, verabschiedete er sich, nahm seine
Jacke von der Flurgarderobe und stürmte in die Nacht hinaus.
    ***
    Die Scheiben beschlugen von innen. Welscher drehte sich
auf dem Autositz zur Seite, rieb mit der Hand über das Glas und starrte zu der
grauen Wolkendecke hinauf. Vom Sternenmeer war nichts mehr zu sehen. Es war ein
dämlicher Gedanke gewesen, hier auf dem Parkplatz an der Burgstraße unterhalb
der Kronenburger Ruine den Rest der Nacht zu verbringen. Er hatte geplant, sich
im Morgengrauen mit der Umgebung vertraut zu machen, durch die ruhigen Gassen
zu streifen und vielleicht, mit ein wenig Glück, die Tatwaffe zu finden.
    Die Kälte kroch in seine Knochen. Er zog seinen Mantel, der kaum
wärmte, enger um sich. Welscher fluchte stumm. Um die Jahreszeit war es einfach
noch zu frostig, um im Auto zu schlafen. Es war kurz vor

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