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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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den Akten, dachte Fischbach.
Vereinfacht die Sache. Der Brand in seinem Mund war fast gelöscht. Er trank
noch einen Schluck Milch und bedeutete Welscher, dass er das Gespräch wieder
übernehmen wollte. Der nickte.
    »Zu allem Überfluss«, berichtete Hartmann weiter, »warfen die zwei
Brüder des Verstorbenen Vrönn dann auch noch vor, sie wäre an allem schuld
gewesen. Das hatte ihnen die Hexe eingeredet. Leichtgläubige Spinner.« Mit
seinem Hemdärmel trocknete er sich die Stirn. »Jetzt wird es anstrengend«,
kündigte er an. Er rollte den Baumstamm dünner und zog dann an einem Ende die
Masse in die Länge. Es entstand eine fast einen Meter lange, fingerdicke Rolle,
die er mit einem Spachtel von dem Baumstamm abschlug und zur Seite legte. Mit
geübten Handgriffen wiederholte er den Vorgang. »Ist jetzt ein wenig eintönig«,
gab er zu. »Sobald die Rollen kalt sind, lege ich sie auf einen kleinen
Edelstahlklotz und schlage die Bonbons mit Messern ab. Wie ein Häcksler.«
    Fischbachs Kopf ruckte hoch. »Darf ich die Messer mal sehen?«
    »Sind ganz gewöhnliche. In der Schublade unter der Spü–« Er brach
ab, sein Lächeln gefror. »Moment mal. Was wird hier denn auf einmal gespielt?
Sie verdächtigen mich doch nicht etwa?« Ungläubig sah er von Welscher zu
Fischbach.
    »Reine Routine«, versicherte Fischbach und besah sich die Messer.
Prüfend fuhr er mit dem Daumen über die Schneiden. »Gut geschärft«, urteilte
er.
    »Haben Sie Blut erwartet?« Hartmann sah Fischbach wütend an.
Jegliche gute Laune war ihm abhandengekommen. Er wirkte nun vielmehr
vorsichtig, verschlossen und zur Verteidigung bereit.
    Ja, was habe ich eigentlich erwartet?, dachte Fischbach. Dass hier
ein blutbesudeltes Messer in der Schublade liegt? Er legte die Messer zurück
und wandte sich an Hartmann. »Ich bin jetzt ganz offen zu Ihnen: Wir haben ein
Mordopfer. Und wir haben einen … na ja, nennen wir es einen beruflichen
Konkurrenten. Dieser Konkurrent erzählt uns von seiner großen Verbundenheit zu
dem Mordopfer. Anschließend zieht er eine Figur aus dem Hut, die nicht gut auf
das Mordopfer zu sprechen war und diesem sogar Gewalt angedroht hatte. Er lenkt
also den Verdacht von sich auf jemand anders.« Fischbach holte Luft. »Und immer
dann, wenn ich eine solche Geschichte höre, stellen sich bei mir die
Nackenhaare auf, und meine Gedanken fangen an zu kreisen.«
    Hartmann blickte zu Welscher.
    »Geht mir genauso«, gab der zu. »Vermutlich ein Bulleninstinkt.«
    Hartmann schluckte. »Aber ich war es nicht, das schwöre ich bei
Gott.«
    »Das sagen sie alle«, konterte Fischbach.
    »Ich habe doch gar keinen Grund, Vrönn etwas anzutun«, ereiferte
sich Hartmann.
    »Mordmotive sind nicht immer offensichtlich«, erklärte Welscher.
»Und da wäre zumindest noch die Konkurrenzlage zwischen Ihnen und Frau Kramann.
Vielleicht verdient man als Heiler auch auf der Basis unverlangter Zuwendungen
gar nicht so schlecht.«
    »Für Geld und Reichtum wurden schon Kriege geführt, da ist alles
möglich«, ergänzte Fischbach. »Wo waren Sie gestern Abend?«
    »Gestern Abend?« Hartmann sah zu Boden und überlegte. »Bis halb zehn
habe ich Bonbons gefertigt. Dann habe ich geduscht, bin ins Bett gegangen und
habe noch etwas gelesen, aber nicht lang. Mir sind ziemlich bald die Augen
zugefallen.«
    »Sie waren also den ganzen Abend im Haus?«
    »Ja.«
    »Was haben Sie denn gelesen?«
    »Einen Krimi.«
    »Titel?«
    »Luftkurmord.«
    Fischbach schnaufte durch die Nase. »Mord, soso.«
    »Ist halt ein Krimi. Da ist das Wort Mord im Titel ja wohl nicht
selten.« Hartmann legte genervt die Stirn in Falten.
    »Mag sein. Haben Sie sonst noch irgendetwas bemerkt, was uns helfen
könnte?«
    Hartmann schüttelte den Kopf. Seine Bonbonmasse schien er vollkommen
vergessen zu haben.
    »Das sollte fürs Erste reichen«, entschied Fischbach. »Haben Sie
etwas dagegen, wenn wir die Messer mitnehmen und untersuchen lassen?«
    »Untersuchen?«, echote Hartmann. Vor Fischbachs Augen fiel der Mann
in sich zusammen. Von dem Esprit, den er vorhin noch versprüht hatte, war
nichts mehr übrig.
    Fischbach verspürte Mitleid mit dem Mann. Sie kamen hier rein,
wurden freundlich von ihm aufgenommen und hatten nichts Besseres zu tun, als
ihn des Mordes zu verdächtigen. Dabei hatten sie dafür so gut wie keine
Anhaltspunkte. Manchmal hasste er seinen Job. »Hören Sie«, sagte er mit milder
Stimme, »es ist nur, um Sie zu entlasten. Wenn wir nichts finden, spricht das
für

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