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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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die
Visitenkarte. Kurz darauf hörte Fischbach seine Schritte im Obergeschoss.
    Barbara Wolf setzte sich wieder zu ihnen an den Tisch. »Das
Gotteszeichen. Jetzt haben sie es gesehen.«
    Fischbach beugte sich vor. »Gotteszeichen?«
    »Oder der Fluch.«
    »Fluch?«
    Barbara Wolf seufzte. »Gott hat mich für meinen Ehebruch bestraft.
Patrick ist ein Aussätziger, jeglicher Kontakt mit ihm muss vermieden werden.«
    Welscher lachte auf. »Gotteszeichen? Unglaublich, was für ein
Quatsch.«
    »So ein Blödsinn«, entfuhr es auch Fischbach. »Er ist ein
aufgeweckter Junge, der mit einer schlimmen Krankheit zu kämpfen hat, mehr aber
auch nicht.«
    Sie hob entschuldigend die Hände. » Wir sind
der gleichen Meinung.«
    Jetzt fiel bei Fischbach der Groschen. Er riss die Augen auf. »Das
hat Ihre Mutter nicht wirklich so gesehen.«
    »Oh doch«, sagte Wolf und stürzte den Aufgesetzten hinunter.
»Patrick leidet an Psoriasis, besser bekannt als Schuppenflechte. Schon als
Baby sah er aus wie eine überreife Tomate. Krätze nannte es meine Schwiegermutter
und hielt uns die Bibel als Beweis für die Gottesstrafe unter die Nase.«
Hilfesuchend sah er zu seiner Frau.
    »›Der Herr schlägt dich mit dem ägyptischen Geschwür‹«, zitierte sie
mit dünner Stimme, »›mit Beulen, Krätze und Grind und keiner kann dich heilen.‹
Fünftes Buch Mose, Kapitel 28, Vers 27. Es hat sich in meinen Kopf
eingebrannt. Dabei hat die Krätze überhaupt nichts mit Schuppenflechte zu tun.
Ursache für die Krätze sind Parasiten, Schuppenflechte ist dagegen eine
Erbkrankheit, die Generationen überspringen kann. Eine Fehlfunktion des
Immunsystems, die auch die inneren Organe angreifen kann. Tausendmal habe ich
meiner Mutter den Unterschied erklärt. Aber in diesem Punkt war sie stur wie
ein Maultier.«
    »Hätte Ihre Mutter Patrick nicht heilen können?«, wollte Welscher
wissen.
    »Ich habe sie darum gebeten. Mehrmals.«
    »Verstehe«, sagte Fischbach. »Gegen ein Gotteszeichen durfte nichts
unternommen werden, stimmt’s? Man darf dem Herrn nicht ins Handwerk pfuschen.«
    Traurig nickte sie.
    Fassungslos schüttelte Welscher den Kopf. »Und trotzdem hatten Sie
immer noch Kontakt zu Ihrer Mutter?«
    Sie schluckte schwer, barg ihr Gesicht in den Händen und schluchzte
auf.
    »Wie eben schon angedeutet«, sagte Wolf und legte seiner Frau
tröstend eine Hand auf den Rücken: »Auge um Auge und Zahn um Zahn ist nicht
unser Ding.«
    »Wird er wieder gesund?«, fragte Welscher.
    »Das war er noch nie und kann er auch nie werden. Ziel der
Behandlung ist Beschwerdefreiheit. Psoriasis ist eine Erbkrankheit, die für
immer in ihm schlummern wird.«
    »Mhm, verstehe. Und wie erreicht man die von Ihnen angesprochene
Beschwerdefreiheit?«
    Wolf verzog gequält das Gesicht.
    »Die gängigen Heilmethoden zeigen bei Patrick bisher keine Wirkung«,
erklärte Barbara Wolf, die sich wieder etwas gefangen hatte. Sie beugte sich
über die Stuhllehne nach hinten und öffnete eine Schublade im Küchenschrank.
Kurz darauf hielt sie ein Papiertaschentuch in den Händen und schnäuzte sich.
    Wolf stand auf und schüttete sich diesmal selbst einen
Beruhigungsschnaps ein. »Es gibt Alternativen zur Schulmedizin. Die preiswerten
haben wir allesamt ohne Erfolg ausprobiert, für die teuren fehlt uns das Geld.«
Die Verzweiflung in seiner Stimme war deutlich zu hören.
    Fischbach sah ihn ernst an. Wolf hatte ihnen gerade ein astreines
Mordmotiv präsentiert. Schließlich waren seine Frau und er Veronika Kramanns
Erben. Selbst wenn sich die Sache mit dem versteckten Bargeld als Mär
herausstellen würde, bliebe immer noch das Haus in Kronenburg, für das man
bestimmt einen guten Preis erzielen könnte. Und somit Geld für eine
kostspielige Heilmethode übrig hätte. »Ich muss Sie danach fragen«, erklärte
er, »Wo waren Sie am Samstag, am Nachmittag bis zum späten Abend?«
    Wolf wechselte einen unsicheren Blick mit seiner Frau. »Hier«,
antwortete er.
    »Ich finde die Frage unverschämt«, sagte Barbara Wolf und
verschränkte abweisend die Arme vor der Brust. »Schließlich reden wir …« Sie
schluckte heftig. »Meine Mutter«, hob sie erneut an, »meine Mutter wurde
getötet. Und Sie haben die Frechheit …« Wieder schlug sie die Hände vors
Gesicht und sackte in sich zusammen.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte Fischbach, ohne es ernst zu meinen.
Schließlich war es sein Job, solche Fragen zu stellen. Aber er wollte Barbara
Wolf nicht mehr verletzen, als es

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