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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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neben den Schreibtischen stand. »Wenn Sie sich aufhängen wollen:
Links von Ihnen ist ein freier Haken.«
    »Aufhängen?«, murmelte Klötsch. »Was …«
    »Den Mantel«, konkretisierte Welscher und deutete, ohne hinzusehen,
auf den Haken an der Wand. Erst dann schaute er von der vor ihm auf dem
Schreibtisch liegenden Akte auf. »Den Hut können Sie …« Er stutzte. Wütend sprang
er auf und packte Klötsch am Kragen. »Du warst der Mistkerl, der mir eins
übergebraten hat!« Er stieß Klötsch gegen die Wand.
    Der stöhnte auf. »Ich hatte doch nur Angst«, rief er mit
weinerlicher Stimme. »Sie haben mich durch die Gasse gehetzt, Sie Verrückter.
Ich habe gedacht, Sie wollen mich überfallen.«
    Welschers Blick verengte sich, seine Nase pochte schmerzlich in
Erinnerung an den Schlag. »Gehetzt? Ich habe doch ›Polizei‹ gerufen. Also
kommen Sie mir nicht mit so einem Mist.«
    »Na, na, na«, brummte Fischbach hinter ihm.
    »Ich habe gedacht, es sei eine Finte«, winselte Klötsch. »Wir waren
doch ganz allein in der Gasse.«
    »Und dann auch noch so frech sein, mit dem auffälligen Hut hier
aufzutauchen. Vorführen wolltest du mich, nicht wahr? Insgeheim dem Bullen
zeigen, wie blöd er doch ist.«
    »Nein«, kiekste Klötsch.
    Wütend erhöhte Welscher den Druck gegen seine Brust. »Erzähl mir
doch nichts.«
    »Ich habe gedacht«, röchelte Klötsch, »Sie würden ihn nicht
erkennen. Haben Sie bei uns zu Hause doch auch nicht.« Sein Gesicht färbte sich
rot.
    Welscher lockerte den Griff. Richtig. Er hatte den Hut auf der
Garderobe liegen sehen. Seine zu dem Zeitpunkt gerade fürchterlich ausufernde
Allergie hatte seinen Verstand so sehr blockiert, dass er den Zusammenhang
nicht hatte herstellen können. Er spürte eine Hand auf seiner Schulter.
    »So, genug abreagiert«, flüsterte ihm Fischbach freundlich ins Ohr.
»Wir werden die Schmitz-Ellinger informieren. Die kann sich der Sache annehmen.
Ob es dann als Notwehr gewertet wird, darüber darf der Richter entscheiden.
Jetzt setzen wir uns erst mal und beruhigen uns.«
    Welscher ließ Klötsch los und strich ihm den Mantelstoff auf der
Schulter glatt. »Nichts für ungut«, sagte er und setzte sich. Er würde die
Staatsanwältin bitten, sich richtig ins Zeug zu legen. Die gebrochene Nase
wollte er ordentlich bezahlt wissen.
    Mit zittrigen Fingern hing Klötsch seinen Mantel auf und setzte
sich, wobei er Welscher nicht aus den Augen ließ.
    Ächzend ließ sich Fischbach auf seinen Platz fallen. »Warum haben
Sie uns angelogen, Herr Klötsch?«
    Zufrieden fixierte Welscher den Mann. Dass Fischbach ohne Umschweife
sofort zur Sache kam, gefiel ihm. Gut so, der Sausack sollte Blut schwitzen.
Doch Klötsch hatte sich wohl wieder etwas gefasst und riss die Augen auf. »Wie
meinen, Herr Kommissar?«
    »Spielen Sie uns nichts vor«, wies ihn Welscher zurecht, »wir sind
hier nicht auf Ihrer Theaterbühne.«
    »Aber Herr Kommissar, ich weiß wirklich nicht …«
    »Sie haben behauptet, Sie wären am Samstag mit Ihrer Frau zusammen
gewesen«, fuhr Welscher ihn an. »Glauben Sie, wir leben hinterm Mond? Sie
hätten sich doch denken können, dass wir das Alibi überprüfen werden. Sie
hatten einen Auftritt, Sie waren keineswegs zu Hause.« Dass sie eher zufällig
darauf gestoßen waren, behielt er für sich. Er wollte Klötsch einschüchtern,
Dominanz ausstrahlen und ihm zeigen, dass Lügen kurze Beine hatten.
    Langsam zog Klötsch die Schultern nach oben und senkte den Kopf.
»Maria hat mich …« Er sprach nicht weiter, sondern winkte ab. »Ach, egal, was
Maria will. Ich hatte einfach solche Angst, dass Sie mich erkennen würden.«
    »Blöde Ausrede«, knurrte Welscher halbherzig. Dass Klötsch einen
verwirrten Eindruck gemacht hatte, war ihm schließlich selbst aufgefallen.
    »Vielleicht erzählen Sie uns jetzt einfach mal alles«, sagte
Fischbach, »und am besten die Wahrheit.« Er hielt einen Bleistift in der Hand,
um sich Notizen zu machen. Üblicherweise nutzte er dafür die helle
Schreibtischoberfläche, statt sich mit dem Suchen nach Papier aufzuhalten.
Unzählige Zahlen und Buchstaben füllten die Fläche, darunter Telefonnummern,
Einkaufslisten, Gedankenskizzen und Besprechungsnotizen. Welscher fragte sich,
wann es wohl so weit war, dass sein Kollege einen neuen Schreibtisch
anforderte, weil er diesen vollgeschrieben hatte. Jede Putzfrau, die dem
Schreibtisch zu nahe kam, verjagte der Fischbach mit wildem Gebrüll. Beim
letzten Mal waren dabei sogar dicke

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