Eifelteufel - Kriminalroman
möchte, dass du während meiner Zeit im Krankenhaus auf deinen Vater aufpasst.«
Ohne Spur nichts los, aber wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her
Fischbach unterdrückte ein Gähnen. Er hatte schlecht geschlafen. Das war aber auch eine Nacht gewesen. Er hatte geträumt, auf einem elektrischen Stuhl zu sitzen. Uniformtragende Männer hatten ihn festgeschnallt und die Lederhaube mit dem nassen Schwamm auf seinem Kopf befestigt. Dann war einer von ihnen zu einem riesigen Schalter an der Wand gegangen und hatte ihn wie in Zeitlupe umgelegt. Das war der Moment gewesen, in dem Fischbach schweiÃgebadet und mit fliegendem Puls aufgewacht war. Immerhin war ihm damit der schreckliche Stromstoà durch seinen Körper erspart geblieben.
Er tippte mit dem Radiergummi-Ende des Bleistiftes auf den Schreibtisch. Früher hatte er besser von der Arbeit abschalten können. Sein Verdrängungsmechanismus schien einzurosten.
Seit einer Stunde saÃen sie zusammen im Büro, ohne einen Ansatz für die Ermittlungen gefunden zu haben. »Fangen wir von vorne an«, entschied er und schaute dabei zur Decke. Vor fünf Minuten war der Baulärm verstummt. Doch die Ruhe war trügerisch. Vermutlich frühstückten die Arbeiter, oder es gab Instruktionen vom Bauleiter. Garantiert würden sie die Stille nicht lange genieÃen können. »Oder was meinst du?«, fragte er Welscher. Der lieà bereits den ganzen Morgen die Mundwinkel hängen, und an dem Gespräch hatte er sich auch kaum beteiligt. Dabei waren die Freitage normalerweise die Tage, an denen er mit einem seligen Lächeln im Gesicht den Dienst verrichtete. Die Vorfreude auf das Wiedersehen mit Lars versetzte Welscher regelmäÃig in gute Stimmung. Selbst seine zynische Art, mit der er die Kollegen nur zu gerne auf die Palme brachte, ruhte freitags üblicherweise.
»Klar«, erwiderte Welscher einsilbig.
Andrea Lindenlaub stand vom Besucherstuhl auf und drückte sich hinter Fischbach vorbei, um sich ans offene Fenster zu stellen. »Ich muss gleich los, zur Obduktion.«
Noch war es offenbar nicht so weit, denn sie lehnte sich bequem an das Fenstersims und trank weiter ihren Kaffee.
Klaus Maier, der von den Kollegen hinter vorgehaltener Hand wegen seiner ehemaligen Zugehörigkeit zur Sitte auch Porno-Maier genannt wurde, saà auf dem zweiten Besucherstuhl und balancierte ein Notebook auf den Oberschenkeln. »Die Kollegen sind bei Dienstbeginn wieder ausgeschwärmt. Vielleicht finden sie ja noch was.«
Fischbach warf genervt den Bleistift auf den Tisch. Es gab im Moment ohnehin nichts Bemerkenswertes, was er auf die Oberfläche hätte kritzeln können. »Die Nachbarn haben sie schon durch. Weitere Verwandte gibt es nicht. Was soll denn da noch kommen? Nein, es ist, wie es ist: Wir tappen im Dunkeln. Weder bei Paul Lange noch bei Gustaf Lörsch haben wir etwas, wo wir einsteigen können. Aber egal, wiederhol bitte mal: Was wissen wir bisher über die beiden?«
Konzentriert rief Maier auf dem Notebook eine Seite auf. »Paul Lange, geboren am 13.  Februar 1946 in Euskirchen. Eltern bereits verstorben, Geschwister gibt es keine, andere Verwandte scheinen auch nicht mehr zu leben. Zumindest wissen wir nichts davon. Abitur, sehr spätes Maschinenbaustudium, hat erst mit achtunddreiÃig sein Diplom gemacht. Seitdem selbstständiger Ingenieur, bis er sich vor zehn Jahren zur Ruhe gesetzt hat. Einen Meisterbrief und eine Technikerausbildung hatte er auÃerdem vorzuweisen. Passionierter Höhlenforscher, nie verheiratet, keine Kinder. Die Nachbarn beschreiben ihn als freundlichen und hilfsbereiten Einzelgänger. Streit hatte er mit niemandem. Vollkommen unauffällig, wenn ihr mich fragt.«
Fischbach nickte. »Leider ja. Mach mal mit dem Gustaf Lörsch weiter.«
Maier schob den Zeigefinger über das Trackpad. »Wie vorhin schon gesagt, ein ganz anderer Typ. Neujahr 1940 in Breslau geboren, Flucht über die Ostsee, nach verschiedenen Stationen in Auffanglagern Ankunft mit der Mutter 1947 in Mechernich. Vater vermisst. Nur Volksschule, hat sich laut Angaben des Sohnes Manfred Lörsch später hauptsächlich mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten. Anpassen war dabei eher nicht Gustaf Lörschs Stärke, er verkrachte sich regelmäÃig mit seinen Vorgesetzten. Verheiratet von 1977 bis 1986 mit Rita Lörsch,
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