Eigentlich bin ich eine Traumfrau
zu tun? Ich habe euch doch nur die Anzeige geschickt, damit ihr was zum Lachen habt.«
»Na, bei mir hat er zumindest nichts mehr zu lachen. Und du auch nicht. Er hat sich tatsächlich beworben. Nur so zum Spaà und aus Neugierde, was dann passiert, meinte er.«
Aua. Das ist ein Schock. Noch beunruhigender finde ich allerdings, dass sie ihn tatsächlich eingeladen haben. Er hat überhaupt keine journalistische Erfahrung, und die wurde sogar in dieser schändlichen Ausschreibung verlangt.
Allerdings konnte die Jury anhand seines Bewerbungsfotos sicher darauf schlieÃen, dass seine erotischen Testannäherungen in aller Welt erfolgreich wären und es auch etwas Saftiges zu schreiben gebe. Das Leben ist so ungerecht, es kommt eben doch nur auf die ÃuÃerlichkeiten an. Zumindest wenn man geile Sexreportagen schreiben will.
Zum Glück stöÃt in diesem Moment Toni dazu.
»Was ist denn bei euch los?«, fragt sie. Sofort brabbelt eine schon wieder schluchzende Tanja etwas von »Hrithik ⦠Juli ⦠fremdgehen.«
Toni erstarrt.
Schnell erkläre ich ihr, dass es keinesfalls so sei, dass Hrithik mit mir fremdgeht, sondern dass er genaugenommen gar nicht fremdgeht â noch nicht. Es ist wohl meiner neuen Sexbombenausstrahlung zu verdanken, dass Toni mir so etwas überhaupt zutraut.
Ach, ich liebe sie trotzdem. Als sie die Zusammenhänge endlich begriffen hat, erklärt sie Tanja ganz ruhig und überzeugend, was ich auch denke: dass es nicht meine Schuld
sei, dass die ganze Mediengesellschaft korrumpiert sei und ohne ethischen Anspruch agiere.
»Eigentlich hätten sie ihn gar nicht einladen dürfen. Er hat doch gar keine journalistische Ausbildung. Denk nur mal daran, wie hart Juli schon gearbeitet hat. Und all ihre Bewerbungen bei Magazinen waren den Idioten nur eine Standardabsage wert.«
So genau hätte sie es dann doch nicht ausführen müssen.
»Und letztendlich war es doch immer noch Hrithik, der die Bewerbung abgeschickt hat«, sagt Toni.
Ganz meine Meinung. Hrithik ist in dieser Geschichte eindeutig der Böse, auch wenn Frauen die Schuld für das Fehlverhalten ihrer Männer so gerne ihren Geschlechtsgenossinnen zuschieben.
Aber genau darum ist es so blöd, wenn sich im Freundeskreis plötzlich Männlein und Weiblein zu Paaren zusammenfinden. Irgendwann gibt es Stress, und man muss Partei ergreifen. Andernfalls hätten wir uns einfach über Hrithiks zukünftige Karriere als bezahlter AufreiÃer schlappgelacht und ihn für sein moralisch fragwürdiges Verhalten nur insofern bestraft, als dass wir ihn womöglich nie wieder ernst genommen hätten. Jetzt müssen wir Tanja zuliebe darüber nachdenken, ihn vor Jobantritt kastrieren zu lassen. Dabei ist unser Strahlemann, der ungefähr fünf Sprachen spricht, einschlieÃlich zweier indischer Dialekte, weil seine Eltern aus unterschiedlichen Teilen Indiens stammen, tatsächlich die beste Besetzung für diesen Job.
Zumindest hat sich Tanja so weit beruhigt, dass sie mich ungestraft in die allgemeine Verurteilung seines Verhaltens mit einbezieht. Wir denken uns verschiedene Möglichkeiten
der Rache aus. Tanja sollte ihm einfach hinterherreisen, am Strand knackige Beachboys anquatschen und einem völlig erledigten Hrithik dann unschuldig mitteilen, dass dies doch ihr neuer Job sei. Eine Recherche zu einem Roman, der von den Abenteuern notgeiler Juristen handele.
Als Peter sich zu uns setzt, weihen wir ihn ein.
»Oh Mann«, sagt er nur, und dann: »Aber das heiÃt doch noch lange nicht, dass er den Job auch bekommt oder ihn annehmen würde.«
So naiv-pragmatisch kann nur ein Mann eine heikle Lage wie diese beurteilen. »Darum geht es doch gar nicht. Er muss doch wohl zumindest einen Moment dazu bereit gewesen sein, als AufreiÃer durch die Welt zu jetten. SchlieÃlich macht so eine Bewerbung jede Menge Arbeit â¦Â«, gebe ich ihm zu bedenken.
»Na ja, kurz darüber nachgedacht, was ich schreiben würde, habe ich auch«, gesteht Peter zerknirscht. Dann fällt ihm seine Berufung wieder ein, und er fährt hochtrabend fort: »Na, weil schlieÃlich der Treue nur die triviale Seite der Liebe kennt. Um auch die Tragödien zu erleben, muss einer der Partner untreu werden.«
Wir brüllen ihn einfach nieder. Tanja und Toni etwas lauter als ich â aber sie sind ja auch ungleich betroffener. Und
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