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Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Titel: Eigentlich bin ich eine Traumfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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auf meine Mutter zu und reicht ihr die Hand. »Schön, Sie kennenzulernen, Frau Sommer, jetzt weiß ich endlich, wem Juli ihre schönen Augen zu verdanken hat.«
    Â»Danke«, sagt Frau Sommer geschmeichelt. »Aber so viel Ähnlichkeit haben wir ja auch nicht«, fügt sie dann schnell hinzu und sieht besorgt von meiner naturbelassenen Mitte auf ihren durchtrainierten Bauch.
    Â»Mama!«, rufe ich empört.
    Rafael grinst, greift sich auch noch die widerspenstige Hand meines Vaters und verschwindet in Richtung Bad.
    Â»Wollen Sie nicht mit uns essen gehen? Wir warten auch, bis Sie geduscht haben«, ruft meine Mutter.
    Â»Tut mir leid«, sagt er. Zerknirschung kann er tatsächlich gut spielen, stelle ich fest. »Aber ich fürchte ich muss noch an meinen Schreibtisch.«
    Â»Am Samstag?«, fragt meine Mutter.
    Â»Ein Künstler kann sich nicht aussuchen, wann die Muse ihn küsst.« Damit ist er weg.

    Â»Er ist also wirklich ein richtiger Schriftsteller«, haucht meine Mutter begeistert, »aber so menschenscheu, wie du erzählt hast, wirkt er gar nicht.«
    Ich kann nun schlecht zugeben, dass ich ihn zu dem Zeitpunkt, als ich das über ihn behauptet habe, noch gar nicht kannte.
    Dann fällt mir ein, dass Rafael das Badezimmer besetzt und ich ungeduscht in ein paar nette Klamotten schlüpfen muss, um meinen Eltern ins Nobelrestaurant zu folgen. Pfui!

    A ls ich zurückkehre, ist das Unglaubliche passiert: Rafael ist immer noch da. Er liegt auf meinem Sofa und ein einzelner Sonnenstrahl fällt auf sein Gesicht. Dann sehe ich, dass er sich eine meiner Frauenzeitschriften geschnappt hat. Wenn es wenigstens eine Vogue wäre, aber er hat eine von denen entdeckt, die ein gesundes, ganzheitliches Leben, Pilates und Körnerdiäten anpreisen. Sehr unangenehm, weil hoffnungslos unsexy.
    Â»Und, hast du es schon mit Embodiment versucht?«
    Â»Hä?«, frage ich.
    Diesen entscheidenden Artikel habe ich wohl überblättert. Rafael macht sich völlig zu Recht über meine Lektüregewohnheiten lustig.
    Er hat die Frage aber offenbar gar nicht ironisch gemeint. Er erklärt mir ganz ernsthaft, dass es sich um eine Methode handele, bei der man durch Körperhaltungen Einfluss auf seine Psyche nehmen kann – angelehnt an den buddhistischen
Glauben, eine erleuchtete Seele könne auf besondere Weise sogar in mehreren Körpern gleichzeitig zugegen sein.
    Kein Wunder, dass er meiner Mutter gefallen hat, wahrscheinlich sind sie sich, ohne dass ich es gemerkt habe, auf irgendeiner spirituellen Ebene begegnet. Nein, das ist unfair. Natürlich ist Rafael etwas spiritueller veranlagt als andere Männer. Er ist eben ein sehr feinfühliger Künstler.
    Â»Und jetzt komm her, du Luder, hier wartet noch ein ganz anderer Körper auf deinen Einsatz«, schiebt er hinterher und zeigt auf seine Hose.
    Offenbar teilt er mit meiner Mutter auch die gespaltene Persönlichkeit. Das muss ich genauer erkunden. Ich folge willig seinem Befehl.

    W as so ein Wochenende allein zuhause so alles bewirken kann«, meint Toni, die mir offenbar nicht mehr böse ist.
    Â»Und ich habe mir schon ernsthaft Sorgen gemacht, du würdest wegen dieser Pfeife selbstmitleidig in dein Sofakissen schluchzen.«
    Â»Na ja, zuerst hatte ich das auch vor«, gebe ich zu, ohne das Dauergrinsen abstellen zu können. Es ist ein sehr, sehr inniges Wochenende gewesen, in dessen Verlauf alle meine Schlafzimmerscheiben beschlugen. Und er will mich am Abend gleich wiedersehen.
    Â»Aber eine Pfeife ist er nicht«, korrigiere ich sie. Dann erzähle ich ihr alles, von den Rosen, dem Besuch meiner Eltern und dem tollen Wochenende. Sie sieht mich zweifelnd an. »Und du bist dir sicher, er meint es diesmal ernst?«
    Â»Er hat meine Eltern kennengelernt.«
    Â»Ja, aber unfreiwillig. Und mit ihnen essen gehen, wollte er nicht.«
    Â»Das wollte ich aber eigentlich auch nicht.«
    Toni kann mir die Stimmung nicht vermiesen. Und die Arbeit geht mir auch leicht von der Hand. Ich bin so eins mit dem Universum, dass ich gleich übermütig ein paar Wünsche hineinschieße, die mir prompt in Form von hinreißenden eBay-Schnäppchen erfüllt werden: eine Tasche aus Fake-Krokoleder, die spätestens im nächsten Jahr wieder Trend sein wird. Ein paar schwarze Prada -Pumps, bei denen nur die Absätze neu besohlt werden müssen und ein reizender Mantel aus

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