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Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Titel: Eigentlich bin ich eine Traumfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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klammernde Freundin. Innerlich winde ich mich vor Eifersucht. Ich sehe ihn vor den Füßen einer Frau knien. Die ist so strahlend schön, dass ich mir ihr Gesicht nicht einmal richtig vorstellen kann, sondern nur die Aura ihrer Erscheinung wahrnehme. Ich sehe, wie er sie anfleht: »Bitte befreie mich von der Last dieser normalsterblichen Juli. Erhöre mich.« Mit einem huldvollen Lächeln – das die Superfrau im Gegensatz zu mir nicht mal trainieren muss – erhört sie ihn schließlich tatsächlich.
    Nach dieser Eingebung rufe ich Rafael zu unmöglichen Zeiten unter dummen Vorwänden an, nur um zu hören, ob er vielleicht etwas außer Atem klingt. Aber er verrät sich nicht. Das Blöde an der Eifersucht ist, dass man nicht mehr aus der Nummer rauskommt, wenn man einmal damit anfängt. Der Kreislauf der quälenden Tagträume ist nicht mehr zu durchbrechen. Dabei wirkt Eifersucht so unglaublich demütigend: Irrt man sich, ist man nur ein abstoßender, kleingläubiger Psycho ohne Selbstbewusstsein. Auf jeden Fall wirkt man nicht wie eine begehrenswerte Frau. Täuscht man sich nicht, hat man sogar noch den Beweis, dass man keine begehrenswerte Frau ist. Das Gefühl macht einen zu einem besessenen Menschen mit verkniffenen Mundwinkeln,
den niemand mag. So hat man dann gleich noch viel mehr Anlass zur Eifersucht. Ich versuche, das Bilderkarussell zu stoppen. Mir ist wieder eingefallen, dass eine zu genaue bildliche Vorstellung unter Umständen genau die Ereignisse provoziert, die man besonders fürchtet.

    D as ist schon möglich«, sagt Peter nachdenklich, als ich ihm meine Befürchtungen mitteile. Ich habe ja gewusst, dass man so komplexe Fragen nur mit einem Philosophen klären kann. Aber irgendwie habe ich mir aufbauenden Widerspruch erhofft.
    Â»Wie läuft es denn jetzt bei Liu und dir?«, lenke ich ihn auf ein anderes Thema.
    Da fängt er an zu schluchzen. Es stellt sich heraus, dass Liu mit zunehmender Sprachkenntnis immer genervter auf ihn reagiert hat und sogar vorübergehend nach China abgereist ist.
    Ich fühle mich mies, weil ich von meinem eigenen Leiden so besessen bin, dass ich wieder mal nichts mitbekommen habe. Dabei sind Freunde doch die Einzigen, die einen zumindest für ein paar wunderbare, alkoholisierte Momente vergessen lassen, dass es gerade total beschissen läuft. Gute Idee eigentlich. »Sollen wir im Weinstein einen trinken?«

    P eters Verzweiflung baut mich ein wenig auf. Ich meine, ihm geht es wirklich schlecht. Bei Rafael und mir handelt
es sich ja vielleicht doch nur um ein paar Missverständnisse. Die lassen sich locker aus dem Weg räumen, sobald ich ein wenig mehr an meinem Selbstbewusstsein gearbeitet habe.
    Â»Diese blöde Sprache«, ächzt Peter gerade, der in einem Moment wie diesem dankenswerterweise doch lieber zum Alkohol als zum Tee greift.
    Â»Genau«, rufe ich und nippe am etwa fünften Glas Rotwein, »führt nur zu verdammten Missverständnissen.«
    Â»Na ja, in unserem Fall eher zu mehr Verständnis – nur dass Liu nicht gefallen hat, was sie verstanden hat«, gibt er kleinlaut zu bedenken.
    Â»Ja, aber gäbe es überhaupt keine Sprache, hättet ihr euch einfach ohne Stress animalisch vergnügen können«, beharre ich.
    Â»Schöne Vorstellung. Und wenn die Geilheit aus irgendeinem Grund nachlässt, kann man ohne Sehnsucht zum Nächsten wechseln. Für die Sehnsucht bräuchte man schließlich eine Erinnerung, und um die aufrechtzuerhalten, bräuchte man Worte.«
    Ich denke darüber nach: Würde es keine »romantische Liebe« mehr geben, wenn es die entsprechenden Wörter nicht gäbe? Ach, und wenn schon! Mir gefällt die Vorstellung einer sprachlosen Welt nicht, in der Geilheit ganz und gar die Liebe ersetzt. Das klingt ja so ähnlich wie Tonis niederschmetternde Ausführungen über Untreue und mangelnde Liebe in der Welt. Wieso sind meine Freunde in diesen Dingen so pessimistisch?
    Â»Erwiesenermaßen beruhen die meisten langjährigen Beziehungen auf Faulheit oder der Angst, nichts mehr zu finden«, sagt Peter.

    Â»Tja, dann ist unsere besondere Fähigkeit eben, wider besseres Wissen an die Liebe zu glauben. Komm, lass uns noch einen trinken«, bitte ich ihn.

    K aum eine Stunde später rufe ich Rafael an und lalle in den Hörer. Ich habe meine romantischen Gefühle wiederentdeckt,

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