Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)
bist du nicht, L .
Ich nahm sie in die Arme, und durch mein dünnes Baumwollshirt hindurch spürte ich, wie heiß ihre Wangen waren.
Doch. Diese Rolle war für mich vorgesehen .
Macon sprach, aber mit jedem Wort schien er sich in Gedanken weiter zu entfernen. »Geht man davon aus, dass John Breed nicht aus irgendeiner fremden Welt kommt, dann stammt er aus unserer Welt der Caster oder der Sterblichen und ist hier groß geworden. Das wiederum setzt mehr als eineinhalb Jahrzehnte lang schlaue Täuschungsmanöver voraus – worin Abraham ein Meister ist.« Er verstummte.
»Wollen Sie damit andeuten, dass John in einem Caster-Laboratorium geboren wurde? Als eine Art übernatürliches Retortenbaby?«
»Etwas in der Art, ja. Vielleicht nicht unbedingt geboren, eher gezüchtet. Was auch erklären würde, weshalb Abraham ein so großes Interesse an ihm hat.« Macon hielt kurz inne, dann fügte er vielsagend hinzu: »Diese Art plumper Witz hätte ich von meinem Bruder Hunting erwartet, nicht von Abraham. Ich bin enttäuscht.«
»John Breed «, sagte Liv langsam. »Oh mein Gott. Der Name ist so offensichtlich, wir haben es nur nie erkannt.« Liv sank auf die Ottomane gegenüber von Macons Schreibtisch.
Ich drückte Lena fester an mich. Ihre Gedanken waren nur ein Flüstern.
Das ist abartig. Er ist abartig .
Ich wusste nicht, ob sie John oder Abraham meinte, aber das machte auch keinen Unterschied. Sie hatte recht. Das alles war einfach nur abartig.
»Also bleiben uns zwei Fragen, Miss Durand. Wie und vor allem warum?«
»Wenn John Breed tot ist, spielt das keine Rolle mehr.« Liv war bleich und wirkte jetzt genauso erschöpft wie Macon.
»Ist er das wirklich? Ich glaube das erst, wenn ich seinen Leichnam gesehen habe.«
»Sollten wir unsere Nachforschungen nicht drängenderen Problemen widmen, zum Beispiel der Insektenplage und dem verrückt spielenden Klima? Die Frage ist doch, wie wir die Heimsuchungen beenden können, die Lenas Siebzehnter Mond in die Welt der Sterblichen gebracht hat?«
Macon beugte sich vor. »Olivia, haben Sie eine Vorstellung davon, wie alt diese Bibliothek hier ist?«
Liv schüttelte den Kopf.
»Wissen Sie, wie alt alle unsere weit verzweigten Caster-Bibliotheken sind? Jene hier und jene weit entfernt – in London, Prag, Madrid, Istanbul, Kairo?«
»Nein, nicht direkt.«
»Meinen Sie, dass es in einer dieser Bibliotheken – und viele von ihnen habe ich während der vergangenen Wochen selbst besucht – einen einzigen Hinweis darauf gibt, wie man die Ordnung der Dinge wiederherstellen kann?«
»Natürlich. Es muss einen Hinweis geben. So etwas ist bestimmt früher schon einmal passiert.«
Macon schloss die Augen.
»Noch nie?«, fragte Liv nach einigen Sekunden. Sie sagte es so leise, dass wir es von unserem Standort aus kaum hörten.
»Der Junge ist unser einziger Anhaltspunkt. Wie ist er in die Welt gekommen und was ist der Zweck seines Daseins?«
»Und das Mädchen?«
»Olivia, jetzt gehen Sie zu weit.«
Aber so leicht ließ sich Liv nicht einschüchtern. »Vielleicht wissen Sie es ja längst? Was ist der Zweck ihres Daseins? Wissenschaftlich betrachtet ist das wichtig.«
Lena verschloss sich vor mir und kapselte ihre Gedanken von meinen ab, bis ich allein am Fuß der Treppe stand, obwohl wir uns aneinanderklammerten.
Macon schüttelte den Kopf. Als er sprach, war seine Stimme rau. »Sagen Sie den anderen nichts. Ich will mir vorher absolut sicher sein.«
»Bevor Sie Lena eröffnen, was sie getan hat«, sagte Liv. Das war eine Tatsache, aber so wie sie es sagte, schwang noch etwas anderes mit.
In Macons grünen Augen konnte man Gefühle ablesen, wie man sie in seinen schwarzen Augen nie gesehen hatte. Angst. Wut. Groll. »Bevor ich ihr eröffne, was sie tun muss.«
»Womöglich lässt es sich gar nicht mehr aufhalten«, erwiderte Liv und blickte auf ihr Selenometer.
»Olivia, es geht nicht nur um das Universum, das vielleicht zerstört wird. Es geht um meine Nichte. Und die ist mir wichtiger als tausend zerstörte Universen.«
»Glauben Sie mir, das weiß ich.« Wenn Liv verbittert war, dann ließ sie es sich nicht anmerken.
Ich stand da und hatte das Gefühl, mein Herz würde jeden Augenblick aufhören zu schlagen. Lena glitt aus meiner Umarmung und war verschwunden, ehe ich wusste, wie mir geschah.
Ich spürte sie wenig später in ihrem Zimmer auf. Sie weinte nicht, und ich versuchte nicht, sie zu trösten. Wir saßen schweigend da, hielten uns an den Händen, bis
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