Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)
sie. Sie zog die Sonnenbrille, die sie bei Winn-Dixie gestohlen hatte, aus der Tasche und setzte sie auf, ehe sie vorsichtig ans Fenster klopfte.
Viel zu viele Fragen schossen ihr durch den Kopf. Was sollte sie John sagen? Wie sollte sie ihm verständlich machen, dass sie immer noch derselbe Mensch war? Würde ein Lichter Caster sie immer noch lieben, jetzt wo sie … anders war?
»Izabel?« John sah sie verschlafen an. »Was machst du da draußen?« Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern nahm ihre Hand und zog sie zu sich hinein.
»Ich … ich musste dich sehen.«
John tastete nach dem Schalter der Lampe auf seinem Schreibtisch.
Sarafine hielt seine Hand fest. »Nicht. Lass sie aus. Du weckst sonst deine Eltern auf.«
Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er sie forschend an. »Ist etwas passiert? Bist du verletzt?«
Sie war nicht verletzt und zugleich hatte sie keinen Funken Hoffnung. Es gab keine Möglichkeit, John auf das vorzubereiten, was sie ihm jetzt sagen musste. Er kannte ihre Familie und wusste von dem Fluch. Aber Sarafine hatte ihm nie das wahre Datum ihres Geburtstags verraten, damit er sich keine Sorgen machte. Er wusste nicht, dass heute Nacht der Sechzehnte Mond war – die Nacht, vor der sie sich gefürchtet hatte, seit sie denken konnte.
»Ich kann es dir nicht sagen.« Sarafines Stimme brach, und sie hatte Mühe, die Tr änen zu unterdrücken.
John zog sie in seine Arme und legte sein Kinn auf ihren Kopf. »Du bist so kalt.« Er rieb über ihre Schultern. »Ich liebe dich. Du kannst mir alles sagen.«
»Das nicht«, flüsterte sie. »Alles ist zerstört.«
Sarafine dachte an die Pläne, die sie geschmiedet hatten. Sie wollten gemeinsam ins College gehen, John im nächsten Jahr und sie im Jahr darauf. John wollte Ingenieur werden und sie wollte Literaturwissenschaft studieren. Sie hatte schon immer Schriftstellerin werden wollen. Nach dem Studium wollten sie heiraten.
Es war sinnlos, darüber nachzudenken. Nichts von all dem würde jetzt mehr passieren.
John drückte sie fester an sich. »Izabel, du machst mir Angst. Was zwischen uns ist, kann niemand zerstören.«
Sarafine schob ihn weg und nahm die Sonnenbrille ab, offenbarte ihm die goldgelben Augen einer Dunklen Caster. »Glaubst du das wirklich?«
Einen Augenblick lang starrte John sie nur an. »Was ist passiert? Ich verstehe nicht …«
Sie schüttelte den Kopf. Die Tränen brannten auf ihren eiskalten Wangen. »Heute ist mein Geburtstag. Ich habe es dir nie gesagt, weil ich mir sicher war, dass ich Licht werden würde. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Aber um Mitternacht … «
Sarafine konnte nicht weitersprechen. Er wusste ohnehin, was sie sagen wollte. Er sah es ja an ihren Augen.
»Es ist ein Irrtum. Es muss ein Irrtum sein.« Sie versuchte, John und fast mehr noch sich selbst davon zu überzeugen. »Ich bin immer noch derselbe Mensch. Alle behaupten, dass man sich ändert, wenn man Dunkel wird – dass einem die Menschen, die man liebt, gleichgültig werden. Aber so ist es nicht. So wird es nie sein.«
»Man sagt, dass es allmählich passiert …« John verstummte.
»Ich kann dagegen ankämpfen. Ich will nicht Dunkel sein. Das schwöre ich!« Es war zu viel – erst ihre Mutter, die sie verstoßen hatte, dann ihre Schwester, die nach ihr gerufen hatte, und nun würde sie auch noch John verlieren. Es war mehr, als Sarafine ertragen konnte. Vo n Schmerz überwältigt, stürzte sie zu Boden.
John kniete sich neben sie und nahm sie in die Arme. »Du bist nicht Dunkel. Mir ist es egal, welche Farbe deine Augen haben.«
»Dann bist du der Einzige. Meine Mutter lässt mich nicht einmal mehr ins Haus.« Sarafine rang nach Atem.
John zog sie hoch. »Dann verschwinden wir noch heute Nacht von hier.« Er ging zu seinem Schrank, nahm eine Reisetasche und begann, wahllos Kleider hineinzupacken.
»Aber wohin sollen wir denn gehen?«
»Ich weiß es nicht. Wir werden irgendeinen Ort finden.« John zog den Reißverschluss der Tasche zu und kam wieder zu ihr. Ernst nahm er ihr Gesicht in seine Hände und blickte in ihre goldenen Augen.
»Es ist völlig egal. Hauptsache, wir sind zusammen.«
Wir waren wieder in meinem Zimmer, in der drückenden Hitze des Nachmittags. Die Vision verblasste allmählich und mit ihr das Mädchen, das so ganz anders war als Sarafine. Das Buch fiel zu Boden.
Lenas Gesicht war tränenüberströmt und einen Moment lang sah sie genauso aus wie die junge Sarafine in
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