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Ein abenteuerliches Herz

Ein abenteuerliches Herz

Titel: Ein abenteuerliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Ludwig Arnold
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gearbeitet. Mittags schliefen sie in der Sonne wie Katzen auf dem Stein. Wenn der Erzbischof um diese Stunde die Kirche verließ, streckte er die Segenshand über sie aus.
    In den Kirchen ruht es sich gut nach den Gängen durch die lärmenden Märkte, durch die stickigen Quartiere der Stadt. Tritt man aus ihrem Schatten in den südlichen Mittag zurück, so ist es, als würde ein rotes Tuch mit jäher Bewegung ausgeworfen, wie geschickte Händler es tun. Zwei Zeiten, zwei Fahrzeuge. Ein Schritt führt aus der Ruhe der Jahrhunderte in den Wirbel des Augenblicks und seine Lust.
    Die südliche Sonne bringt zwei entgegengesetzte Wirkungen hervor, indem sie den Gemüsen einen zarteren, den Kräutern einen kräftigeren Geschmack verleiht. Der Unterschied rührt daher, daß die einen im gut bestellten Boden nicht Zeit finden, die Fasern auszubilden, während die anderen an heißen Hängen und Mauern die Säfte eindicken. Sie stammen aus der Macchia oder werden noch dort gefunden, wie etwa der Rosmarin, der baumartig gedeiht. Er wächst in Gesellschaft von anderen stark duftenden Pflanzen wie des Ysop, der Raute, des Lavendels, des Thymians.
    Der Fenchel ist hier wie dort zu Hause; er wird als Gemüse in den Gärten gezogen und als Würzkraut in den Bergen gesucht. Sein Grün zerfiedert sich zu zarten Schleiern, in die das Wasser durch Kapillaren steigt. Es wirkt ungemein erfrischend, besonders in der Frühe, wenn die Sinne noch empfänglich sind. Die Luft ist reiner, durchsichtiger als am Mittag; wenn wir vor den Toren wandern, scheinen die waldlosen Berge nahe herangerückt. Wir begegnen Hirten, die zu Fuß oder zu Pferde den Herden folgen, und zweirädrigen Karren, die, von rotbraunen Ochsen im Joch gezogen, zum Markt fahren. Sie sind hoch mit Gemüsen beladen; Schichten von Zwiebeln, Lauch und Fenchel sind auf schmaler Fläche getürmt. Das Weiß der Knollen scheint getrübt; es wird durch ein Geflecht hauchfeiner Würzelchen gedämpft. Bei jedem Schritt der Tiere bewegt sich wiegend die grüne Last. Inmitten des auf rote, gelbe und violette Töne gestimmten Landes erquickt der Anblick die Augen wie ein Krug kühlen Wassers den Dürstenden.
    Einzeln oder in kleinen Gruppen kommen Mädchen und Frauen aus den Fruchtgärten. Sie tragen, ohne sie mit der Hand zu halten, breite geflochtene Körbe auf dem Kopf. Wenn sie dem Wanderer begegnen, setzen sie die Last zu Boden und laden mit einer Handbewegung zu den Früchten ein: den blauen, weißen und rötlichen Trauben, den reifen Feigen, den grünen Mandeln, die man mit einem Stein aufklopfen muß.
    An dieser Spendung erstaunte mich in den ersten Jahren besonders der Umstand, daß dieselben Frauen, alte oder junge, wenn ich ihnen sonst begegnete, in keiner Weise von mir Notiz nahmen. Sie gingen auf orientalische Art vorüber, als ob sie den Schleier vorm Gesicht trügen. Doch wenn sie mit den Früchten kamen, veränderten sie sich auf wunderbare Art.
    Valentino hat mehrere Gärten, den Gemüsegarten am Friedhof mit Wasserrad und Brunnen, den Weingarten an der Straße nach Castiadas, den kleinen Fruchtgarten, der an die Lagune des Rio Campus grenzt. Dieser ist mir der liebste – wie oft kam ich an ihm vorüber, wenn mich am Vormittag die Sonne durchglüht hatte. Kaum fand ich den Eingang, denn die zerfallene Mauer ist unter Brombeergesträuch verborgen, das die Opuntien durchflicht. Dann aber war es wie im Garten Eden, still, friedlich, unberührt. Was hier in Fülle reifte, schien kaum Arbeit zu fordern; die Reben zogen sich wie Unkraut durch das hohe Gras. Doch wenn man sie aufhob, waren sie von Früchten schwer. Da wuchs vor allem eine helle mit dünner Schale, die sich im Laub verbarg. Ebenso gab es Feigenbäume mit besonders guten Sorten; man mußte warten, bis die Fruchthaut gesprungen war. Nicht einfach war ein Pflaumenbäumchen wiederzufinden; es war klein und verwachsen, auch trug es nicht in jedem Herbst. Valentino hatte es mir gezeigt. Die Frucht war schmal und länglich wie eine übergroße Olive, goldgelb und von einer Süße, wie jemals auf einer Tafel, sei es im Norden oder Süden, sie gekostet zu haben ich mich nicht entsann. In manchen Jahren gab es dort auch Brombeeren. Meist aber war es so heiß, daß sie vor der Reife vertrockneten.
    Nach langen Meer- und Sonnenbädern war dieser Garten die Oase vor dem staubigen Rückweg zur Stadt. Die Vögel flogen an und ab. Besonders eine blaue Amsel ist mir noch in Erinnerung und auch die grün und schwarz gescheckten

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