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Ein abenteuerliches Herz

Ein abenteuerliches Herz

Titel: Ein abenteuerliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Ludwig Arnold
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»Die Antwort von ›Christ und Welt‹ hat mich nicht erstaunt. Offenbar ist der Herr Redakteur der Ansicht, daß die Berichtigung einer auf meine Kosten begangenen Felonie meinem Ansehen schädlich sei – die Felonie selbst natürlich nicht.«
    VII. Selbst-Darstellung
    Die »Felonie« arbeitete in Jünger weiter. Denn nun ging es um mehr: Vor allem traf ihn Mohlers Vorwurf, er manipuliere – für die gerade entstehende Gesamtausgabe – seine Texte. Nun ging es nicht nur um eine Zeitungs-Querelle: Nun ging es um seinen Ruf als Autor, um die gesamte Gestalt seines Werks, die er immer als Einheit seiner Autorschaft gesehen hat. So entschloss er sich zu einem grundsätzlichen Statement zur Edition der Gesamtausgabe, und er nahm einen Brief an Erna Müller-Hallwachs, die bei Jünger ebenfalls in Sachen Mohler nachgefragt hatte, dafür zum Anlass – den Brief, als Circular in mehreren Durchschlägen für wichtige seiner Korrepondenten angefertigt, schickte er mir mit der Bemerkung: »Ich teilte ihr einige Prinzipien mit, deren Kenntnis vielleicht auch für Sie von Bedeutung ist«:
    »Über die Art, in der ich die Gesamtausgabe veranstalte, muß ich natürlich selbst entscheiden – die Verantwortung kann mir niemand abnehmen. Die Einzelheiten sind lange erwogen worden und wurden auch zur Debatte gestellt. Mohler lehnte die Mitarbeit ab, weil ihm der Verleger nicht gefiel. (…)
    Man muß die Mahlzeit schon hinnehmen, wie ich sie anrichte und vorschneide. Es widerspricht meinem handwerksmäßigen Bewußtsein, eine fehlerhafte Wendung durchgehen zu lassen. Ich bin da wie ein Schreiner, zu dem ein Schrank zurückkommt und der ihn nicht wieder aus der Hand gibt, so lange er noch einen Sprung in der Furnitur entdeckt. Die Korrektur gibt mir Gelegenheit, die Prosa noch einmal gründlich zu prüfen.
    Der politische Teil meiner Arbeit hat mir nicht die besten Anhänger gebracht. Daß ich mich dem in verschiedenen Abschnitten unterzogen habe, halte ich auch heute noch für notwendig. Ich habe da aber anderes zu vertreten als flüchtige historische Situationen – so ist ein Begriff wie der der ›Totalen Mobilmachung‹ für mich nicht historisch, sondern aktuell. Ebenso entspricht mein ›Arbeiter‹ keiner vergangenen, sondern einer künftigen Wirklichkeit. Darauf muß ich achten, und zwar ohne Rücksicht auf die politischen Parteigänger aller Schattierungen.«
    Ein Erlebtes erfasse ich nicht durch die, oft stichwort- oder skizzenhaften, Aufzeichnungen, die die erste Fassung darstellen und noch zum größten Teil, wie alle Tagebücher aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, erhalten geblieben sind. Ein Buch wie ›In Stahlgewittern‹ wurde mehr als ein Dutzend Mal revidiert. Ich bin stets unzufrieden mit dem Geleisteten und werde auch nie zufrieden sein. Es bleiben Annäherungen. Es gibt nur Fassungen – der Stein der Weisen bleibt unsichtbar. Die Veranstaltung einer Gesamtausgabe mit der großen Arbeit liegt mir vor allem deswegen am Herzen, weil ich damit wenigstens einen äußeren Schlussstein setze – denn einmal muss ich die Texte ja von mir abstreifen – schon deshalb um mich ungeteilt Neuem zuwenden zu können.
    Das bedeutet durchaus nicht, dass ich von den früheren Ansätzen abrücke. Durch solche Ansichten weinen sich die Subalternbeamten aus. Im Gegenteil, es ist mir lieb, wenn ein Leser sich die Mühe macht, alle Stufen der Entwicklung zu Rate zu ziehen, wie es auch oft genug geschieht. Zum mindesten wird ein stilistischer Kursus dabei herausspringen.«
    Jünger pflegte hin und wieder, wenn es um wichtige und allgemeinere Mitteilungen ging, solche Kopien beizufügen. So auch am 14. Februar 1962, da legte er – »um die Dinge etwas zu vereinfachen, bekommt H. L. Arnold den Durchschlag dieses Briefes« – einem langen Brief an mich die Durchschrift eines Briefes an »Gerlinata« bei, an das »Fräulein Gerlach aus Remscheid«, das nach meiner Erinnerung als Korrektorin an der Edition der Gesamtausgabe mitarbeitete und sich nun auch in die Mohler-Querelle eingemischt hatte: »Daß er [Mohler] mich schädigt, will ich dabei nicht verkennen. Er hat ja Einblicke in meine innere Camera. Aber auf jeden solchen stehen drei neue Freunde auf. Immerhin werde ich nachdenklich. Warum sagte er mir, als ich ihn das letzte Mal in Paris gesehen habe, daß er regelmäßig meinen Papierkorb revidiert und auf diese Weise ein beträchtliches Convolut von Handschriften daraus zusammengestellt habe? Ich hielt das damals schon

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