Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)
gleich klar?“ Unauffällig wich Justin langsam zurück, hin zu einem großen Baum. Behutsam tastete er sich mit den Füßen vor. Da, unter Gras und trockenen Blättern verborgen, lauerten vorstehende Wurzeln. Langsam, Schritt für Schritt ging er weiter rückwärts, sodass Battle, um den Abstand zu halten, ihm folgen musste.
„Ja, nun verstehen wir uns, Mylord. Aber Schluss mit Reden. Ich dachte ja, Sie könnten mich etwas lehren, doch Ihre Künste scheinen gelitten zu haben. Da wir an einem toten Punkt angelangt sind und mein Essen wartet, werden Sie nun, zum Kummer meines Auftraggebers, sterben müssen.“
„Einer von uns wird sterben, in der Tat.“ Justin war zu dem Schluss gekommen, dass sein Gegner, obwohl er die Pistole mit der Rechten gehalten hatte, sehr wahrscheinlich Linkshänder, wenn nicht sogar mit beiden Händen geschickt war. Sehr schlaues Ablenkungsmanöver. Ein fairer Kampf konnte tatsächlich fatal enden, und so wenig Justin sein eigenes Leben noch schätzte, durfte er doch nichts riskieren, solange er Alina beschützen musste.
Jäh ging er zum Angriff über, machte einen plumpen Ausfall mit dem Dolch und demonstrierte so einen traurigen Mangel an Können. Battle, nun siegessicher, wich ihm lachend aus, verfing sich, wie Justin es geplant hatte, mit einem Fuß in den Baumwurzeln, stolperte und fiel. Höchst überrascht und vielleicht gar mit ein wenig Bewunderung schaute er zu Justin hinauf und dann nieder auf seine Brust, in der Justins Dolch steckte. Und dann starb er.
Phineas Battle wurde von Brutus, sobald es dunkel war, tief im Wald begraben und die Stelle mit Laub und Zweigen bedeckt, sodass nichts mehr darauf hinwies, dass der Untergrund überhaupt bewegt worden war.
„Armer Kerl“, äußerte Justin zu Brutus, „manche Lektionen lernt man nur einmal – wenn es schon zu spät ist.“
11. KAPITEL
A lina blieb bei den Frauen und Kindern, bis der letzte Städter das Lager verlassen hatte, der letzte Topf gespült und das letzte Kind ins Bett gesteckt worden war.
Nach Luka hatte sie schon vorher geschaut, doch der schlief, seit der Arzt die Kugel entfernt hatte, und wurde bereits von Wigglesworth umsorgt. Als sie nach Justin fragte, hörte sie, dass er zusammen mit Brutus das Lager bewachte, solange die Männer und Frauen ihre Waren anpriesen oder für die Besucher Musik auf ihren Instrumenten spielten und dazu tanzten, wie man es von ihnen gewohnt war.
Sie hatte den Tag genossen, besonders die Zeit mit den Kindern, aber auch die Gespräche mit den Frauen, von denen sie erfuhr, dass alle im Lager entfernt miteinander verwandt waren. Schon seit drei Generationen zogen sie im Sommer durch England und schlugen im Winter ihr Quartier in Wales auf. Keiner war seitdem auf dem Kontinent gewesen, doch alle hielten die Erinnerung an ihr Heimatland in Ehren.
Während sie noch ein letztes Mal das Lager umrundete – ein vergebliches Unterfangen, wie sie feststellte –, entdeckte sie Brutus. „Ah, da bist du!“, rief sie. „Hast du vielleicht mein Skizzenbuch gesehen? Ich dachte, ich hätte es vorhin auf einem der Tisch vergessen, aber … Oh, nein!“ Sie raffte ihre Röcke und rannte los, denn sie hatte Justin entdeckt, der, eben dieses Buch in Händen, lässig darin blätterte, während er ihren Wohnwagen ansteuerte. Sie hatte sich geschworen, erst wenn er freiwillig zu ihr kam, würde sie mit ihm reden, doch nun blieb ihr nichts anderes übrig.
„Justin, warte! Halt! Das ist meins; wehe, du schaust hinein!“
Lächelnd sah er sich nach ihr um und hielt es aufgeschlagen in die Höhe. „Ein Fisch , Alina? Du hast mir hier einen Fisch in den Mund gestopft? Ah, und da ist ein Datum! Der Tag, an dem wir uns kennenlernten, nicht wahr? Offensichtlich war dein erster Eindruck von mir nicht besonders positiv!“
„Du bist so ein elender, grässlicher Mensch!“ Sie wollte ihm das Buch entreißen, doch er reckte es noch höher, und sie würde sich nicht herablassen, danach zu springen. Es war schließlich viel einfacher, ihm eine Faust in den Magen zu rammen.
Lachend krümmte er sich zusammen, als sei er tödlich verletzt, gab ihr aber ihr Eigentum zurück. Eine Seite, die er offensichtlich vorher herausgerissen hatte, steckte er jedoch ein.
„Was hast du da? Gib es mir wieder? Ich habe dir nicht erlaubt, etwas herauszunehmen.“
„Dann sind wir quitt, Kätzchen. Ich habe dir nicht erlaubt, mich zu zeichnen.“
Nicht nur grässlich und gemein, sondern auch viel zu
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