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Ein allzu schönes Mädchen

Titel: Ein allzu schönes Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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Marthaler bat Guido wieder, seine
     Tante zu grüßen.
     
    Wenige Minuten später hatten sich alle im Sitzungsraum versammelt. Sie nahmen ihre gewohnten Plätze ein. Nur Marthaler blieb
     an der Tafel stehen. Die Kollegen merkten, dass er angespannt war.
    «Es sieht so aus, als würden unsere Ermittlungen in eine erste entscheidende Phase kommen. Ich bitte euch alle um größte Aufmerksamkeit.
     Wir haben keine Zeit für eine lange Besprechung, deshalb müssen wir rasch und konzentriert arbeiten.»
    Er fragte, ob jemand etwas Neues mitzuteilen habe. Kerstin Henschel ergriff als Erste das Wort.
    «Ja», sagte sie. «Schillings Leute haben in der Wohnung von Hendrik Plöger ein Adressbuch sichergestellt. Darin stand auch
     die Telefonnummer von Plögers Eltern. Sie wohnen in Heide, einer kleinen Stadt in Schleswig-Holstein. Ich habe sie gestern
     Abend erreicht und konnte mit Hendriks Mutter sprechen. Sie war sehr besorgt. Sie hat erzählt, ihr Sohn habe sie vor drei
     Tagen angerufen. Er sei aufgeregt gewesen und habe kaum sprechen können. Er habe nur einen Satz gesagt: ‹Ach, Mama, es ist
     etwas Schreckliches passiert.› Dann habe er angefangen zu weinen und aufgelegt.»
    «Gut», sagte Marthaler. «Wir werden später überlegen, was, außer dem Offensichtlichen, das zu bedeuten hat.»
    |297| Er schaute in die Runde. «Wenn sonst niemand etwas Wichtiges hat, möchte ich Carlos um einen kurzen Bericht bitten.»
    Sabato wiederholte, was er Marthaler schon am Morgen mitgeteilt hatte. Alle hörten gespannt zu.
    «Das heißt», sagte Marthaler, «wir haben es mit zwei Verbrechen zu tun, die in irgendeiner Weise im Zusammenhang mit sexuellen
     Handlungen stehen. Ich drücke mich absichtlich so vage aus, denn wir wissen nicht, in welcher Weise. Und wir müssen aufpassen,
     nicht in die Irre zu laufen. Fest steht nur, dass beide Opfer kurz vor ihrem Tod sexuellen Kontakt zu dem Mädchen hatten.»
    Dann berichtete er von den Ereignissen auf dem Mühlberg und dem misslungenen Versuch, Hendrik Plöger zu verhaften.
    «Das darf doch nicht wahr sein», sagte Kai Döring. «Wir rennen uns die Hacken ab, um den Kerl zu finden, und diese Trottel
     lassen Plöger einfach wieder laufen.»
    Marthaler hob die Hand. Er wusste, dass es immer wieder zu Zwistigkeiten zwischen den einzelnen Abteilungen der Polizei kam.
     Und er wollte keinesfalls, dass in ihrer Ermittlungsgruppe ein überheblicher Ton laut wurde.
    «Niemand ist ein Trottel», sagte er bestimmt. «So etwas möchte ich nicht noch einmal hören. Die Kollegen hatten keine Möglichkeit,
     Verstärkung zu holen. Einer der beiden ist bei dem Einsatz erheblich verletzt worden. Sie haben ihr Bestes gegeben, um Plöger
     dingfest zu machen. Meines Wissens haben sie alles richtig gemacht. Sie hatten keine Chance. Das Schlimme ist allerdings,
     dass Plöger jetzt bewaffnet ist. Er hat die Dienstpistole von Raimund Steinwachs an sich genommen und ist damit geflohen.»
    Marthalers Anspannung hatte sich während der letzten Minuten auf die anderen übertragen. Alle spürten, dass es jetzt |298| darauf ankam, so schnell und so effektiv wie möglich zu arbeiten.
    «Das ist noch nicht alles. Wie es aussieht, ist Plöger in der Nacht von einer weiteren Zeugin gesehen worden. Ein unbekannter
     junger Mann ist auf den Balkon dieser Zeugin geklettert und hat dort auf einer Campingliege geschlafen. Sie ist aufgewacht
     und hat ihn mit einer Schreckschusspistole vertrieben. Die Frau heißt Maria Wieland. Ich möchte, dass Döring und Liebmann
     die Frau aufsuchen. Zeigt ihr Plögers Foto. Und versucht, genau zu erfahren, was letzte Nacht dort passiert ist. Außerdem
     müssen sowohl dieser Balkon als auch das Gartenhaus auf Spuren untersucht werden.»
    Marthaler machte einen Moment Pause. Die anderen sahen ihn an. Er ging zum Tisch und nahm den braunen Umschlag, den ihm Herbert
     Weber übergeben hatte. Er zog das Foto heraus und heftete es an die Tafel. Alle schauten auf das Phantombild des Mädchens.
     Marthaler versuchte, die beifälligen Bemerkungen der Kollegen zu ignorieren.
    «Wie ihr merkt, sind wir ein ganzes Stück weitergekommen. So könnte unsere Fremde aussehen. Jetzt muss es uns gelingen, herauszubekommen,
     um wen es sich bei dem Mädchen handelt. Wir schreiben sie zur Fahndung aus. Für die nächsten Tage lassen wir es bei einer
     internen Fahndung bewenden. Wenn sich dann nichts tut, können wir immer noch neu entscheiden. Anders liegt der Fall bei Hendrik
     Plöger. Hier

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