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Ein allzu schönes Mädchen

Titel: Ein allzu schönes Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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Spuren, die auf die Frau hinweisen, mit Vorrang. Pack alles ein, was du
     sichern kannst. Ich schicke jemanden vorbei, der die Sachen abholt und sofort zu Sabato bringt.»
    Marthaler drehte sich um. Er lief ein paar Schritte in Richtung Aufzug, als er Schillings Stimme noch einmal hörte.
    «Ach, Robert!»
    «Ja?»
    «Lass mir doch einen starken Kaffee bringen. Oder besser noch: einen doppelten. Sie sollen ihn einfach vor die Tür stellen.»
    Marthaler nickte.
    «Und, Robert   …»
    «Was?»
    «Auf deine Rechnung, o. k.?!»
     
    |400| Als Marthaler wieder in die Hotelhalle kam, wimmelte es dort von uniformierten Polizisten. Kerstin Henschel hatte dafür gesorgt,
     dass das Ermittlungsteam einen kleinen Konferenzsaal zur Verfügung gestellt bekam, den sie als provisorische Einsatzzentrale
     und als Vernehmungsraum benutzen konnten. Als Marthaler den Raum betrat, waren dort etwa fünfzehn Personen versammelt. Der
     Hotelmanager, ein schlanker, groß gewachsener Endvierziger, begann gerade eine Rede zu halten. Man merkte seinem Auftreten
     an, dass er es gewohnt war, Leute zu dirigieren, und dass diese Leute seinen Anweisungen normalerweise widerspruchslos Folge
     leisteten.
    «Was in unserem Haus passiert ist, ist gleichermaßen schrecklich wie misslich. Ich verlange von allen Anwesenden, das Ganze
     mit größtmöglicher Diskretion zu behandeln. Die Herrschaften von der Polizei möchte ich bitten, die Gäste unseres Hotels so
     weit wie möglich unbehelligt zu lassen und die uniformierten Kräfte so rasch wie möglich wieder abzuziehen. Es liegt in meiner
     Verantwortung, den reibungslosen Ablauf des Hotelbetriebs   …»
    «Nein, nein, nein.»
    Alle drehten sich zu Marthaler um, der diese Worte gesagt hatte.
    «Nein, so geht das nicht. Wir haben keine Zeit, uns lange Reden anzuhören. Wir wissen selbst am besten, was zu tun ist. Ich
     möchte jetzt alle Hotelangestellten, die in irgendeiner Weise mit dem Opfer zu tun hatten, bitten, vor der Tür zu warten.
     Wir werden eine kurze Lagebesprechung abhalten und Sie dann einzeln hereinrufen.»
    Bevor der Hotelmanager protestieren konnte, wandte sich Marthaler direkt an ihn. «Und Sie lassen bitte einen starken Kaffee
     auf Zimmer 324 bringen.»
    Der Mann schaute ihn verdutzt an.
    «Einen doppelten starken Kaffee. Auf meine Rechnung», |401| wiederholte Marthaler. «So. Und jetzt an die Arbeit, Kollegen.»
    Als sie unter sich waren, berichtete er, was er soeben von Schilling erfahren hatte.
    «Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht», sagte er. «Vielleicht hätten wir die schöne Fremde gleich zur öffentlichen Fahndung
     ausschreiben müssen. Womöglich wäre dann dieser letzte Mord nicht mehr geschehen. Die erste Frage, die wir jetzt klären müssen,
     ist, ob es Marie-Louise Geissler war, die sich in diesem Hotel mit dem Opfer Georg Lohmann ein Zimmer geteilt hat.»
    Die anderen schauten sich fragend an.
    «Wer ist Marie-Louise Geissler?», fragte Kai Döring.
    «Entschuldigt», sagte Marthaler und zog das Foto aus der Tasche, das er aus den Unterlagen der Saarbrücker Ermittler mitgebracht
     hatte. «Die Frau auf unserem Phantombild heißt Marie-Louise Geissler. Sie stammt aus Saarbrücken und ist vor einiger Zeit
     von den dortigen Kollegen erfolglos gesucht worden. Fragt mich jetzt bitte nicht, wie ich das herausbekommen habe; ich werde
     es euch später erklären. Wir müssen wissen: Hat sie hier mit Lohmann gewohnt? Unter welchem Namen? Wann ist sie zuletzt gesehen
     worden?»
    «Wartet», sagte Kerstin Henschel. «Das können wir sofort klären.»
    Sie stand auf, ging zur Tür und kam kurz darauf mit einem Mann wieder herein. «Das ist Herr   …»
    «Stanojewic. Zoran Stanojewic.»
    «Sie arbeiten an der Rezeption. Ist das richtig?»
    Der Mann nickte. Kerstin Henschel zeigte ihm die Porträtaufnahme. «Kennen Sie diese Frau?»
    Er lächelte. «Das ist Frau Lohmann.»
    «Sie meinen, das ist die Frau, die hier mit Georg Lohmann gewohnt hat. Sind Sie sicher?»
    |402| «Ja. Ich habe bereits in unseren Unterlagen nachgesehen. Herr Lohmann hat sich und seine Frau gemeinsam auf dem Meldezettel
     eingetragen.»
    «Wann haben Sie die Frau zum letzten Mal gesehen?»
    «Gestern Morgen. Sie hat allein im Restaurant gefrühstückt und dann das Hotel verlassen. Seitdem ist sie nicht wieder aufgetaucht.»
    «Das heißt, dass auch keiner Ihrer Kollegen sie nach diesem Zeitpunkt gesehen hat.»
    «Das ist richtig. Das haben wir selbstverständlich abgeklärt, bevor wir das

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