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Ein allzu schönes Mädchen

Titel: Ein allzu schönes Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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die nur mit dir sprechen wollen. Ich habe versucht, sie abzuwimmeln   …»
    Bevor sie weiterreden konnte, wurde die Tür weit geöffnet und Elvira zur Seite geschoben. Ein rotgesichtiger kleiner Mann
     trat vor Marthalers Schreibtisch, warf ihm eine Visitenkarte hin und begann aufgeregt auf ihn einzureden. Nun betrat ein zweiter,
     elegant gekleideter Mann den Raum. Er trug einen grauen Anzug und blieb mit unbewegter Miene und schweigend hinter dem Kleinen
     stehen.
    «Stopp!», sagte Marthaler. «Was fällt Ihnen ein? Wer hat Ihnen gestattet, diesen Raum zu betreten? Wenn Sie sich nicht augenblicklich
     bei meiner Sekretärin entschuldigen, werde ich Sie wegen Körperverletzung und Hausfriedensbruch festnehmen lassen.»
    Der Kleine schnaufte. Immerhin hatte er seinen Redefluss unterbrochen. Er sah nun aus wie ein Luftballon, aus dem langsam
     das Gas entwich. Er fuchtelte noch einen Moment |229| mit den Händen, murmelte etwas in Richtung Elvira, das man mit einigem guten Willen als Entschuldigung verstehen konnte, dann
     schaute er sich hilfesuchend nach dem anderen Mann um. Der ging auf Marthaler zu und reichte ihm die Hand. «Entschuldigen
     Sie, dass wir hier unangemeldet hereinplatzen, aber man hat mir gesagt, Sie wollten mich sprechen. Das ist Dr.   Fleckhaus, mein Anwalt.»
    Bei den letzten Worten zeigte er auf das Rotgesicht. «Mein Name ist Jörg Gessner.»
    Marthaler lehnte sich in seinem Bürosessel zurück. Größer hätte seine Verblüffung nicht sein können, und er gab sich keine
     Mühe, seine Verwunderung zu verbergen. Der Jurist setzte zu einer neuen Tirade an. Anscheinend hatten die beiden sich auf
     einen Auftritt mit verteilten Rollen geeinigt. Der Anwalt spielte das wild gewordene Rumpelstilzchen, während sein Mandant
     sich so verbindlich und seriös wie nur möglich präsentierte.
    Langsam gewann Marthaler seine Fassung zurück. Er wusste, dass jetzt alles auf die richtige Taktik ankam. Da Gessner offensichtlich
     noch keine Ahnung hatte, dass er wegen Mordverdachts gesucht wurde, wollte Marthaler diesen Vorteil für sich nutzen. Er entschuldigte
     sich einen Moment, ging ins Vorzimmer, gab Elvira ein paar Anweisungen und kehrte in sein Büro zurück. Dann wandte er sich
     an Gessner.
    «Es tut mir Leid, wenn wir Ihnen mit unseren Nachforschungen Ungelegenheiten bereitet haben. Aber ich bin sehr froh, dass
     Sie mit uns zusammenarbeiten wollen, denn wir gehen davon aus, dass Ihre Aussagen uns entscheidend weiterhelfen können. Sie
     haben hoffentlich nichts dagegen, wenn ich unser Gespräch aufzeichne.»
    Dr.   Fleckhaus machte Anstalten zu protestieren, aber Gessner winkte ab. Marthaler schaltete das Tonband ein.
    «Bitte», sagte Gessner lächelnd, «stellen Sie Ihre Fragen!»
    |230| «Sie wissen, dass Bernd Funke tot ist?»
    «Ja, ich habe es in der Zeitung gelesen.»
    «Wie gut kannten Sie ihn?»
    «Wir haben gelegentlich Geschäfte miteinander gemacht.»
    «Was für Geschäfte?»
    «Ich handele mit Autos. Unter anderem. Er hat mir ab und zu geholfen.»
    «Waren Sie befreundet?», fragte Marthaler.
    «In meinen Kreisen ist man nur insoweit befreundet, wie man sich nützt.»
    «Was sind Ihre Kreise?»
    «Die Polizei würde sie wohl als zwielichtig bezeichnen?», sagte Gessner.
    «Und das stört Sie nicht?»
    «Mich stört nie, was andere über mich denken oder sagen. Mich würde stören, wenn Sie mir eine strafbare Handlung nachweisen
     könnten.»
    Kerstin Henschel hatte Recht, dachte Marthaler. Dieser Gessner ist kalt und glatt wie ein Fisch.
    «Sie wissen, dass Eifersucht kein seltenes Motiv für einen Mord ist?»
    In Gessners Gesicht regte sich nichts. Keine Überraschung, kein verlegenes Grinsen, nichts.
    «Ich habe Geschäfte mit Bernd Funke gemacht, obwohl er ein Verhältnis mit meiner Frau hatte», sagte er.
    «Sie wussten, dass Ihre Frau und Funke   …»
    Gessner unterbrach Marthaler. «Es ist mein Kapital, mehr zu wissen, als man vermutet.»
    «Wissen Sie auch, wo Funke in den Tagen vor seinem Tod war?»
    «Nein, ich weiß nur, dass er mit zwei anderen Freunden auf Tour wollte. Er hat noch am Wochenende einen Fiat Spider von mir
     gekauft.»
    |231| «Kennen Sie Hendrik Plöger?», fragte Marthaler.
    «Nein», antwortete Gessner.
    «Und wer ist Jo?»
    «Jochen Hielscher, ein armer Hund, klein, hässlich, dumm. Er hat bis vor kurzem im Gefängnis gesessen. Funke kannte ihn noch
     aus der Schulzeit.»
    «Wir haben Jochen Hielscher heute Morgen tot aus dem Kesselbruchweiher

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