Ein Alptraum für Dollar
Keith den Stier bei den Hörnern. Ganz allein. An die tausend Stunden studiert er die eingefütterten und abgerufenen Programme, die er entwickelt. Weitere tausend Stunden braucht er für die Herstellung seines Prototyps.
Die meisten von uns — Laien in Sachen Informatik — wären jetzt mit technischen Details überfordert. Was verstehen wir schon von »Memory-Daten«, die in 150 Nanosekunden pro Zyklus ablaufen?!
Uns genügt zu wissen, daß Keith Taft seinen selbstgebastelten Apparat in vier Kupferkästchen eingebaut hat — jeweils ungefähr so groß wie eine Zigarettenschachtel. Den maßgeschneiderten Computer trägt er um seinen Brustkorb — und die ganze Apparatur ist an 4-Volt-Batterien angeschlossen, die das Ding neunzig Minuten lang in Gang halten.
Da haben wir unseren Ingenieur mit dem Supercomputer unter dem Hemd! Nun muß er es nur noch hinkriegen, seinen Universalrechner diskret zu bedienen! Denn die Detektive in den Spielcasinos sind nicht auf den Kopf gefallen. Es wurden schon so viele Techniken ausgetüftelt! Doch keine war so genial wie die von Keith.
Mit Klebeband hat er vier Schalter über und unter seinen beiden großen Zehen befestigt, dünne Kabel laufen durch Schuhe und Hosen und verbinden die Tasten an den Füßen mit dem Computer auf der Brust. So kann er die Daten eingeben. Ja, es ist ganz einfach. Er tippt mit den Zehen, so wie wir es alle mit den Fingern tun, wenn wir die Tasten eines Taschenrechners drücken, um 3 x 4 = 12 auszurechnen. Ja. Aber irgendwie, irgendwo muß man auch die 12 ablesen können! Ein echtes Problem für Keith, denn sein Computer ist ja unter dem Hemd versteckt! Ein Problem? Nein. Da läßt er sich wieder etwas Geniales einfallen. Er montiert eine Reihe von sieben Miniatur-Dioden, die Lichtzeichen aussenden, oben auf die Innenseite seines Brillengestells. Nur am rechten Auge. Aber die Lösung ist noch nicht perfekt, denn das Auge ist so nah an den Dioden, daß er nur einen verschwommenen hellen Fleck sieht, aber keine Zahlen erkennen kann. Was nun? Mit dieser Kleinigkeit wird Keith leicht fertig: Er gibt den einzelnen Leuchtpunkten eben verschiedene Farben. Wer hier nicht ganz mitkommt, dem sei versichert, daß das Ganze wunderbar funktioniert: Keith kann nun die Zahlen von seiner Brille ablesen.
Es ist irre — so irre, daß es doch noch eine Schwierigkeit zu bewältigen gibt. Wie soll man seine Zehen so schnell bewegen, daß sie dem Spiel akribisch genau folgen können? Denn das ist die absolute Bedingung! Black Jack ist ein flinkes Spiel. Um eine sichere Wahrscheinlichkeitshochrechung mit dieser Methode zu bekommen, müssen Sie ungefähr 10 000 Mal in vier Stunden mit Ihren großen Zehen tippen und dabei keinen einzigen Fehler machen. Versuchen Sie es mal!
Keith versucht es nicht, er trainiert. Die Natur schenkte ihm lange Zehen? Nun die macht er sich zunutze.
Zum Training schnallt sich Keith seine Teufelsmaschine um, unter sein Hemd, steigt mit seinen sonderbaren Füßen in die Schuhe, dann ins Auto und fährt. Und während er fährt, spielt er mit den Zehen. Er speichert alle Autonummern der Wagen auf der Autobahn in seinen Computer. Zweihundert Stunden lang treibt er diesen Sport, dann ist er soweit. Seine Erfindung hat ihn insgesamt 50 000 Dollar gekostet. Nun betritt er das Spielcasino von Reno, um sie erst einmal zu testen. Erfolg auf der ganzen Linie! Jetzt kann er den Spielhöllen von Las Vegas den Krieg erklären. Den anderen Spielern, den Croupiers, den Detektiven fällt er überhaupt nicht auf. Und als er nach einigen Stunden sein Anfangskapital um das Vierfache vermehrt hat, denkt sich der Croupier, er habe es mit einem Spieler zu tun, der heute eben Glück hat — und nichts weiter. In den vielen Stunden, die Keith Taft ein Wochenende nach dem anderen beim Spiel verbringt, wird er nur zweimal aufgefordert, den Saal zu verlassen — vorsichtshalber. Er protestiert nicht, die Spielkasinos haben ja das Recht, jederzeit jeden zu bitten, das Spiel zu unterbrechen. Ohne jegliche Angabe von Gründen.
Keith hat die Wette gewonnen. Er hat den Zufall besiegt. Er ist ein Genie!
Der Pastor, der immer noch verdutzt auf seiner Kiste sitzt, wird böse:
»Ein Genie? Der Teufel bist du, jawohl! Der Teufel in Person! Deine Frau hat ganz recht, du bist dabei, dein Leben zu ruinieren — auch wenn du jeden Tag reicher wirst!«
»Dabei habe ich meiner Frau hoch und heilig versprochen, mich jedesmal auf einen Einsatz von 4000 Dollar zu beschränken! Das ist
Weitere Kostenlose Bücher