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Ein altes Haus am Hudson River

Ein altes Haus am Hudson River

Titel: Ein altes Haus am Hudson River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Wharton
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Ach, ich dachte, er ist dein Freund», versetzte Vance aufgebracht, doch Upton antwortete:«Schau lieber, dass er auch dein Freund bleibt, wenn du nicht willst, dass er hier vorbeikommt und einen Riesenkrach schlägt.»
    Vance wäre wütend geworden, hätte er nicht gemerkt, dass Upton unter seiner Großspurigkeit noch immer der ängstliche Junge von einst war. Er lächelte und erwiderte:«Nun ja, am besten mache ich mich gleich an die Arbeit und versuche, ein wenig Geld für ihn zu verdienen», woraufhin sich Upton schmollend verzog.
    Vance wurde sich bewusst, dass nur eins sein Ansehen bei Mrs Tracy wiederherstellen konnte: die Billigung seiner Familie. Wenn seine Angehörigen sich über seine Heirat freuten, würden sie sich großzügig erweisen, und diese Großzügigkeit würde ihm helfen, das Hayes-Darlehen zu tilgen. Vance teilte Mrs Tracys Ansicht, aber nicht ihre Hoffnung; er wusste, was seine Familie denken würde. Der Austausch pikierter Briefe hatte in der Mapledale Avenue nicht weniger tiefe Spuren hinterlassen als in Paul’s Landing. Seine Familie würde es als Dummheit betrachten, dass er in seinem Alter heiratete, und empört sein, dass er nach dem, wie ihn die Tracys behandelt hatten, das Tracy-Mädchen geheiratet hatte. Diese Erwägungen ließen den Füller in seiner Hand schwer werden, als er nach Hause schrieb, um von seiner Heirat zu berichten, und er wunderte sich weniger als Mrs Tracy, wie viel Zeit verstrich, bis er eine Antwort bekam.
    Das erste Zeichen kam von Großmama Scrimser, die ihm einen schönen Brief schickte, eine Bibel und ein Jahresabonnement für«Licht der Seele», für das sie und ihre Tochter Saidie Toler nun regelmäßig Beiträge schrieben. Großmama fand es entzückend und mutig von ihm, gleich zu heiraten. Sie hoffte, dass Laura Lou ebenso hübsch und edelgesinnt war wie ihre Mutter, als sie vor Jahren auf ihrer Hochzeitsreise zu Besuch in den Westen gekommen war, und dass Vanny seine Braut bald nach Euphoria bringen und ihr Eheleben segensreich sein würde.
    Ein paar Tage später schrieb Mrs Weston. Sie seien über Vance’ Nachricht so entsetzt gewesen, dass sie nicht wüssten, was sie antworten sollten. Sie alle hätten angenommen, Vance sei viel zu stolz, um noch einmal einen Fuß in Mrs Tracys Haus zu setzen, um nun bekämen sie als Erstes zu hören, dass er die Tochter geheiratet habe, ohne ihnen etwas zu sagen oder sie um Rat oder Billigung zu bitten. Der Vater sei dermaßen verletzt und aufgebracht gewesen, dass sie anfangs nicht gewusst habe, wie sie ihn wieder beruhigen sollte; noch jetzt könne er sich nicht überwinden, ihm zu schreiben. Immerhin habe sie, Mrs Weston, ihn so weit herumgekriegt, dass sie schreiben dürfe, und nun solle sie ihm ausrichten, wenn Vance seine Frau nach Euphoria bringen wolle und dort Arbeit finde, könne das Paar gern im Gästezimmer wohnen. Mr Weston werde sein Möglichstes tun, um Vance wieder beim«Offenen Wort»unterzubringen, obwohl er natürlich nichts garantieren könne. Es sei nur so: Wenn Vance vor Ort wäre, könnte er selbst etwas unternehmen, deshalb hielt es Mrs Weston für das Beste, wenn sie so rasch wie möglich nach Euphoria kämen. In einem Postskriptum fügte sie hinzu, Mr Weston habe die Bedingungen von Vance’ Vertrag mit der«Stunde»der berühmten Schriftstellerin Yula Marphy aus Dakin gezeigt, die gerade Freunde in Euphoria besuche, und Miss Marphy habe gesagt, für sie sehe das nach einem ausgemachten Schwindel aus; sie bekomme bei den großen Zeitschriften für eine Erzählung jederzeit fünfhundert Dollar, und von einer«Stunde»habe sie überhaupt noch nie gehört; vermutlich sei das so ein Intellektuellenblatt, das ein Jahr lang mit Verlust erscheint und dann pleitegeht. Sie rate Vance, sofort zurück in den Westen zu fahren, wo er hingehöre, wieder bei der Zeitung zu arbeiten und ordentliche Männergeschichten über junge Goldsucher im Yukon-Territorium oder solche Sachen zu schreiben; dem großen Lesepublikum hingen nämlich die im Osten so gefragten Schilderungen der dekadenten Oberschicht zum Hals heraus. Mrs Weston schloss mit Grüßen und Glückwünschen seiner Schwestern, und er möge bitte unbedingt telegrafieren, wann sie mit ihm rechnen könnten, denn Mrs Tracy habe ja sicherlich noch immer kein Telefon.
    Diese spitze Bemerkung verfehlte ihr Ziel nicht. Die soziale Hierarchie von Euphoria gründete sich auf Telefone und Badewannen, doch Vance hatte schon geahnt, dass anderswo andere Kriterien

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