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Ein altes Haus am Hudson River

Ein altes Haus am Hudson River

Titel: Ein altes Haus am Hudson River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Wharton
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arbeiten.»Das stimmte nicht, denn das meiste schrieb er hier, doch er war zu verstört, um sich das vor Augen zu halten.
    Tarrant lächelte trocken.«Nun, das wird sich zeigen. Es ist lange her, seit wir etwas von Ihnen Geschriebenes zu Gesicht bekommen haben, daher kann ich unmöglich wissen, wie viel Sie von Ihrem neuen Buch schon produziert haben.»
    Vance war empört.«Ich verstehe Sie nicht. Mit Ihrer Einwilligung habe ich die monatlichen Artikel aufgegeben, um mich voll und ganz meinem Roman widmen zu können …»
    « Genau darum geht es», unterbrach ihn Tarrant aalglatt.« Vermutlich ist die Geschichte schon recht weit gediehen, denn wie man hört, stehen Sie in vertraulichen Verhandlungen mit Lambart.»
    « Lambart ist auf mich zugekommen. Er hat mir angeboten, die Sache mit Dreck und Saltzer zu regeln. Die Bezahlung, die ich mit denen vertraglich vereinbart hatte, liegt weit unter dem, was ich erwarten darf, wie man mir sagte, sodass ich es mir nicht leisten konnte, abzulehnen.»
    « Was abzulehnen? Sind Sie der Meinung, Sie könnten dasselbe Buch zweimal an zwei verschiedene Verlage verkaufen? Sie haben vor einiger Zeit mit Dreck und Saltzer einen Vierjahresvertrag über alle Ihre literarischen Erzeugnisse unterschrieben, und dieser Vertrag läuft noch mehr als zwei Jahre. Dreck und Saltzer haben mich um eine Erklärung gebeten, denn ich war es ja, der es Ihnen über die ‹Neue Stunde› ermöglicht hat, sich einen Verleger zu sichern. Die Herren sind dieses Geschäftsgebaren nicht gewohnt und ich offen gestanden auch nicht.»
    Vance schwieg. Vor Wut pochte ihm das Blut in den Schläfen, aber wenn man es so nüchtern formulierte, musste auch er zugeben, dass sein Vorgehen hinterhältig, wenn nicht gar ehrlos wirkte. Natürlich hätte er vor Tarrant und den Verlegern nicht verheimlichen dürfen, dass er Lambart bevollmächtigt hatte, für ihn zu verhandeln. Er erkannte klar, dass sein Tun missdeutet werden konnte; aber seine persönliche Feindschaft gegen Tarrant raubte ihm die Selbstbeherrschung.«Von dem Geld, das ich von Dreck und Saltzer bekommen soll, kann ich nicht leben …»
    Tarrant lehnte sich zurück und trommelte mit langen, ungeduldigen Fingern auf den Schreibtisch. Seine Hände waren bleich, aber feingliedrig und muskulös. Am linken Ringfinger trug er einen dunkelroten Siegelring. Mit diesen Fingern hatte er seiner Frau das Haar von den Schläfen zurückgestrichen, wo Vance so oft den Puls hatte schlagen sehen … hatte das Netz aus kleinen blauen Adern nachgezeichnet … Vance’ Blick verschwamm vor Wut.
    « Warum haben Sie den Vertrag unterschrieben, wenn Sie nicht zufrieden waren?», fuhr Tarrant mit sorgsam beherrschter Stimme fort. Er war offensichtlich sehr verärgert, aber plumpe Zornesäußerungen hätten ihm ebenso wenig Vergnügen bereitet wie einem guten Tennisspieler ein ungeschickter Schlag. Und ebendiese Ruhe verstärkte noch Vance’ Gefühl der Unterlegenheit.
    « Ich habe unterschrieben, weil ich ein Anfänger war, weil ich es musste …»
    Tarrant schwieg kurz und streckte die Hand nach einer Zigarette aus.«Sie sind noch immer ein Anfänger – das dürfen Sie nicht vergessen … Sie haben sich den Pulsifer-Preis für Ihre Kurzgeschichte entgehen lassen. Für diesen Schnitzer sind wir nicht verantwortlich, das werden Sie zugeben; aber uns hat er wesentlich mehr geschadet als Ihnen. Wir hatten mit diesem Preis gerechnet, als Reklame für Sie, um Sie sozusagen zu einem wertvolleren Aktivposten zu machen. Und wir hatten allen Grund anzunehmen, dass Sie ihn bekommen, wenn Sie nicht versucht hätten, Mrs Pulsifer das Geld im Voraus zu entlocken.»Vance wurde knallrot und stammelte:«Oh, hören Sie …»Aber Tarrant ignorierte die Unterbrechung.«Dann haben Sie mit Ihrer monatlichen Kolumne aufgehört, die Sie uns laut Vertrag liefern sollten, um mehr Zeit für diesen neuen Roman zu haben. Kurzum, seit Abdruck der letzten Folge von ‹Anstatt› sind Sie für die ‹Neue Stunde› der reine Luxus.»Er schwieg, zündete sich die Zigarette an und schob die Schachtel zu Vance hinüber, der sie ungeduldig beiseitefegte.«Verstehen Sie mich recht, wir haben uns gern darauf eingelassen. Es war immer unsere Politik, dem künstlerischen Temperament Zugeständnisse zu machen, unseren Mitarbeitern freie Hand zu lassen. Aber im Gegenzug erwarten wir ein anständiges Verhalten. Wenn ein Autor unzufrieden ist, wollen wir das von ihm selbst hören, und Dreck und Saltzer geht es genauso.

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