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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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worum
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    es bei dem Anti-Hoffa-Kreuzzug geht. Jacks Verbindung mit
    dem McClellan-Untersuchungsausschuß soll ja nicht seine
    Beziehungen zu den Gewerkschaften belasten.«
    Jack lachte. »Das gottverfluchte Buch frißt deine ganze
    Zeit. Mach’s wie ich, leg dir einen Ghostwriter zu. So hab’
    ich mir den Pulitzer-Preis geholt.«
    Joe häufte Kaviar auf einen Cracker. »Kemper hat darauf
    bestanden, daß sein Name nicht genannt wird. Ein Jammer,
    sonst hättest du das Buch ›Ein Eiscremeverkäufer im Team‹
    nennen können.«
    Kemper spielte mit seiner Krawattennadel. »Ich werde von
    so vielen Autodieben gehaßt, Mr. Kennedy. Mir ist lieber, sie
    erfahren nicht, was ich tue.«
    »Kemper gehört zu den stillen Wassern«, sagte Jack.
    »Ja, da könnte Bobby sich eine Scheibe von abschneiden«,
    sagte Joe.
    »Ich hab’ es schon tausendmal gesagt und sag’ es noch
    tausendmal. Dieser verbissene Haß auf Jimmy Hoffa und
    die Mafia ist Scheiße. Viel eicht bist du eines Tages auf diese
    Leute angewiesen, um irgendwo gewählt zu werden – und
    jetzt setzt du noch eins drauf. Wo du ihnen schon mit dem
    gottverfluchten Untersuchungsausschuß auf die Pel e gerückt
    bist. Und jetzt gehst du hin und schreibst ein Buch darüber.
    Kemper läßt sich nie in die Karten blicken, Bobby. Von dem
    könntest du was lernen.«
    Bobby kicherte. »Streichen Sie sich den Tag im Kalender
    an, Kemper. Daß Dad sich in Anwesenheit Fremder gegen
    seine eigenen Kinder stellt, kommt nur alle zehn Jahre ein-
    mal vor.«
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    Jack zündete sich eine Zigarre an. »Sinatra hat gute Be-
    ziehungen zu Gangstern. Wenn wir auf sie angewiesen sind,
    kann er den Mittler spielen.«
    Bobby hieb ins Stuhlkissen. »Frank Sinatra ist eine feige,
    heimtückische Kreatur, und mit Gangsterabschaum lasse ich
    mich auf gar nichts ein.«
    Jack verdrehte die Augen. Kemper fand es an der Zeit,
    sich als Vermittler einzuschalten.
    »Ich glaube, das Buch hat Möglichkeiten. Ich glaube, wir
    können während der Vorwahlen Exemplare an Gewerkschafts-
    mitglieder verteilen und damit ein paar Punkte gutmachen.
    Ich habe durch meine Arbeit für den Untersuchungsausschuß
    Beziehungen zu Polizeikreisen aufgebaut, und ich glaube,
    wenn wir Jacks Leistungen auf dem Gebiet der Verbrechens-
    bekämpfung betonen, könnten wir nominel republikanische
    Staatsanwälte als Verbündete gewinnen.«
    Jack blies Rauchringe in die Luft. »Bobby ist der Gangs-
    terjäger, nicht ich.«
    »Sie haben dem Untersuchungsausschuß angehört«, sagte
    Kemper.
    Bobby lächelte. »Ich werde dich als Held darstellen, Jack.
    Ich erzähle bestimmt nicht, daß du und Dad Hoffa gegenüber
    viel zuviel Nachsicht an den Tag gelegt habt.«
    Al e lachten. Bobby schnappte sich eine Handvol Kanapees.
    Joe hüstelte. »Kemper, wir haben Sie vor al em dazugebeten,
    weil wir uns über J. Edgar Hoover unterhalten wollten. Wir
    sollten es jetzt tun, denn ich gebe heute Abend im Pavillon
    ein Dinner und muß mich fertig machen.«
    »Sie meinen die Akten, die Hoover über Sie al e angelegt hat?«
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    Jack nickte. »Ich dachte insbesondere an eine Liaison, die
    ich während des Krieges hatte. Angeblich soll Hoover über-
    zeugt sein, daß die Dame eine Nazispionin war.«
    »Sie meinen Inga Arvad?«
    »Ja.«
    Kemper nahm eines von Bobbys Kanapees. »Mr. Hoover
    hat die Liaison tatsächlich dokumentiert. Er hat schon vor
    Jahren in meiner Gegenwart damit geprahlt. Gestatten Sie
    mir einen Vorschlag zur Klärung der Lage?«
    Joe nickte. Jack und Bobby rutschten auf die Kante ihrer
    Stühle.
    Kemper wandte sich ihnen zu. »Ich bin sicher, Mr. Hoover
    weiß, daß ich für den Untersuchungsausschuß arbeite. Ich
    bin sicher, er ist enttäuscht, daß ich keinen Kontakt zu ihm
    aufgenommen habe. Gestatten Sie mir, wieder in Verbindung
    mit ihm zu treten und ihm mitzuteilen, daß ich für Sie
    arbeite. Lassen Sie mich ihm versichern, daß Jack, wenn er
    die Wahl gewinnt, ihn als FBI-Direktor behält.«
    Joe nickte. Jack und Bobby nickten.
    »Das scheint mir ein kluger Schritt. Und wenn ich schon
    am Reden bin, möchte ich auf Kuba zu sprechen kommen.
    Eisenhower und Nixon haben sich als Castro-Gegner pro-
    filiert, und meiner Ansicht nach sollte auch Jack klarstellen,
    daß er gegen Fidel ist.«
    Joe spielte mit seiner Krawattennadel. »Castro haßt
    doch jeder. Kuba ist meiner Meinung nach keineswegs
    parteigebunden.«
    »Da hat Dad recht«, sagte Jack. »Nur habe ich mir überlegt,
    ein paar Marines

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