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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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konnte sich als kontraproduktiv erweisen – Lenny
    war unberechenbar.
    Das Problem Lenny ließ sich nicht einfach abstellen. Viel-
    leicht ließ es sich etwas entschärfen, wenn er dafür sorgte,
    daß Laura weniger einsam war. Dann hätte sie nicht so oft
    Lust, mit Lenny zu sprechen.
    Mitte Mai holte er Claire aus Tulane und stel te sie Laura
    vor. Claire war von Laura fasziniert – von der zehn Jah-
    re älteren, gebildeten Großstädterin. Die beiden schlossen
    Freundschaft und sprachen häufig am Telefon miteinander.
    Claire besuchte Laura gelegentlich für ein Wochenende mit
    Konzerten und Museumsbesuchen.
    Er reiste viel, um sein dreifaches Monatseinkommen zu
    verdienen.
    Unterdessen leistete seine Tochter seiner künftigen Ver-
    lobten Gesellschaft.
    Laura erzählte Claire ihre ganze Geschichte. Claire brachte
    andere Menschen dazu, ihr gegenüber ganz offen zu sein.
    Claire war hingerissen – Dad als heimlicher Schwager des
    künftigen Präsidenten.
    Er machte den Zuhälter für den künftigen Präsidenten.
    Jack arbeitete sich durch sein schwarzes Büchlein hindurch
    und hakte in knapp sechs Monaten gut hundert Frauen
    ab. Sally Lefferts hatte Jack als verkappten Vergewaltiger
    bezeichnet. »Er drängt dich in eine Ecke und setzt dir mit
    seinem Charme zu, bis du einfach nicht mehr kannst. Er
    vermittelt dir allen Ernstes das Gefühl, daß du als Frau
    versagt hast, wenn du ihn abblitzen läßt.«
    349
    Das schwarze Büchlein war beinahe erschöpft. Demnächst
    befahl ihm Mr. Hoover womöglich, Jack mit FBI-Nutten
    zusammenzubringen.
    Ausgeschlossen war das nicht. Wenn Jacks Wahlkampf
    lief, war Mr. Hoover durchaus der Mann, ihm schlicht zu
    befehlen – TU ES.
    Das Telefon klingelte. Kemper nahm bereits beim zweiten
    Läuten ab.
    »Ja?«
    In der Leitung knisterte es, offensichtlich ein Ferngespräch.
    »Kemper? Ich bin’s, Chuck Rogers. Ich rufe vom Taxistand
    an. Es ist etwas passiert, das du, denke ich, wissen solltest.«
    »Was?«
    »Die Pro-Castro-Kerle, die ich rausgeschmissen habe, sind
    letzte Nacht aufgekreuzt und haben den Parkplatz beschossen.
    Wir haben ein Schweineglück, daß keinem was passiert ist.
    Fulo meint, sie hätten sich wo ganz in der Nähe verschanzt.«
    Kemper streckte sich auf der Couch aus. »Ich bin in ein
    paar Tagen unten. Dann nehmen wir uns der Sache an.«
    »Nehmen uns der Sache wie an?«
    »Ich will Jimmy nahelegen, den Taxistand an die CIA
    zu verkaufen. Das wird schon klappen. Wir werden uns
    mit ihm einigen.«
    »Ich meine, wir müssen auf den Tisch hauen. Ich meine,
    wir können es uns nicht leisten, in der kubanischen Ge-
    meinde das Gesicht zu verlieren, weil wir hinnehmen, daß
    die Scheißkommunisten auf uns schießen.«
    »Dafür kriegen sie die Quittung, Chuck. Da mach dir
    mal keine Gedanken.«
    350
    Kemper öffnete mit seinem Schlüssel. Laura hatte die
    Terrassentüren offengelassen – der Central Park funkelte im
    Schein der Konzertbeleuchtung.
    Es sah zu einfach und zu nett aus. Er hatte Luftaufnah-
    men aus Kuba gesehen, die das hier in den Schatten stellten.
    Gebäude der United Fruit, die wie Fackeln brannten vor
    dem dunklen Nachthimmel. Die Bilder ließen ihn nicht
    mehr los.
    Etwas in ihm sagte:
    Guck dir Lauras Telefonrechnungen an.
    Er durchsuchte die Schubladen im Arbeitszimmer und
    wurde fündig.
    Sie hatte Lenny Sands in den vergangenen drei Monaten
    elfmal angerufen.
    Etwas in ihm sagte: Geh der Sache auf den Grund.
    Wahrscheinlich steckte nichts dahinter. Laura hatte Lenny
    nie erwähnt oder sich irgendwie verdächtig benommen.
    Etwas in ihm sagte: Sorg dafür, daß sie es zugibt.
    Sie tranken Martinis. Laura war sonnengebräunt von einem
    langen Einkaufstag.
    »Wie lange hast du auf mich gewartet?« fragte sie.
    »Etwa eine Stunde«, sagte Kemper.
    »Ich hab’ dich im St. Regis angerufen, aber der Mann in
    der Vermittlung sagte, du seist schon weg.«
    »Mir war nach einem Spaziergang zumute.«
    »Wo es draußen derart heiß ist?«
    »Ich mußte nachschauen, ob im anderen Hotel Nachrich-
    ten auf mich warteten.«
    351
    »Du hättest beim Portier anrufen und dich erkundigen
    können.«
    »Von Zeit zu Zeit zeige ich mich ganz gern persönlich.«
    Laura lachte. »Mein Liebhaber ist ein Spion.«
    »Nicht ganz.«
    »Was würde meine Pseudofamilie denken, wenn sie wüßte,
    daß du eine Suite im St. Regis hast?«
    Kemper lachte. »Sie empfänden das als billige Kopie und
    würden sich fragen, wie ich mir das leisten kann.«
    »Das habe ich mich

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