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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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auch schon gefragt. Die FBI-Pension
    und das Gehalt, das dir die Familie bezahlt, sind so groß-
    artig nicht.«
    Kemper legte ihr die Hand aufs Knie. »Ich hab’ Glück
    gehabt an der Börse. Das habe ich dir doch schon gesagt,
    Laura. Im übrigen kannst du mich alles fragen.«
    »Schön, ich nehme dich beim Wort. Du hast niemals
    was von Spaziergängen erwähnt, und jetzt, auf einmal, am
    heißesten Tag des Jahres, läufst du einfach los?«
    Kemper ließ seine Augen feucht schimmern. »Ich hab’ an
    meinen Freund Ward gedacht und an unsere gemeinsamen
    Spaziergänge am See in Chicago. Ich habe ihn vermißt in
    letzter Zeit und wohl das Chicagoklima mit dem Manhattans
    verwechselt. Was ist mit dir, du siehst traurig aus?«
    »Ach, nichts.«
    Sie hatte den Köder geschluckt. Die Sprüche über Freund-
    schaft und Chicago hatten gewirkt.
    »Unsinn. ›Ach, nichts‹? Komm, Laura …«
    »Nein, wirklich, es ist nichts.«
    »Laura …«
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    Sie entzog sich ihm. »Kemper, es ist nichts. «
    Kemper seufzte. Kemper setzte eine vollkommen beküm-
    merte und verdrossene Miene auf.
    »Nein, das stimmt nicht, es ist Lenny Sands. Irgend etwas,
    das ich gesagt habe, muß dich an ihn erinnert haben.«
    Sie entspannte sich. Sie kaufte ihm alles ab.
    »Weißt du, als du gesagt hast, daß du Lenny kennst, woll-
    test du nicht recht mit der Sprache heraus, und ich habe
    das Thema nie mehr erwähnt, weil ich fürchtete, es könne
    dich belasten.«
    »Hat Lenny dir gesagt, daß er mich kennt?«
    »Ja, dich und einen anderen FBI-Mann, dessen Namen
    er nicht weiß. Er wollte mir keine Einzelheiten nennen, aber
    ich habe gespürt, daß er vor euch beiden Angst hat.«
    »Wir haben ihm aus einer Patsche geholfen, Laura. Das
    hatte seinen Preis. Soll ich dir sagen, was der Preis war?«
    »Nein. Ich will es nicht wissen. Lenny lebt in einer häßli-
    chen Welt … und … schau, du wohnst in Hotelsuiten und
    arbeitest für meine sogenannte Familie und Gott weiß für
    wen noch. Ich wünschte, wir könnten ein bißchen offener
    miteinander sein.«
    Ihre Blicke brachten ihn dazu. Es war tollkühn, aber aus
    solchem Stoff sind Legenden.
    »Zieh das grüne Kleid an, das ich dir geschenkt habe«,
    sagte Kemper.
    Im Pavillon schien alles Seidenbrokat und Kerzenlicht. Die
    Gäste, die anschließend ins Theater wollten, waren hoch
    elegant.
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    Kemper schob dem Oberkellner eine Hundertdollarnote
    zu. Ein Kellner führte sie in den Privatraum der Familie.
    Die Zeit schien stillzustehen. Kemper zog Laura neben
    sich und öffnete die Tür.
    Joe und Bobby schauten auf und erstarrten. Ava Gardner
    stellte ihr Glas im Zeitlupentempo ab.
    Jack lächelte.
    Joe ließ die Gabel fallen. Das Soufflé explodierte. Ava
    Gardners Dekolleté wurde mit Schokoladensoße bespritzt.
    Bobby stand auf und ballte die Fäuste. Jack packte ihn
    am Kummerbund und zog ihn zurück auf den Stuhl.
    Jack lachte.
    Jack sagte etwas wie: »Mehr Schneid als Hirn.«
    Joe und Bobby strahlten mühsam verhaltenen Zorn aus
    – sie waren offensichtlich stinksauer.
    Die Zeit schien stillzustehen. Ava Gardner wirkte winzig,
    viel kleiner als im Film.
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    (Dallas, 27. 8. 59)
    Er mietete eine Suite im Adolphus. Vom Schlafzimmer sah
    man auf die Commerce Street und auf Jack Rubys »Carousel
    Club«.
    Wie sagte Kemper Boyd – BEIM BESCHATTEN NIE
    AN DER UNTERKUNFT SPAREN.
    Littell beobachtete die Tür durch das Fernglas. Es war
    jetzt 4 Uhr nachmittags, Striptease-Tänzerinnen waren nicht
    vor 6 Uhr zu erwarten.
    Er hatte die Flugverbindungen von Chicago nach Dallas
    überprüft. Sid Kabikoff war gestern in Dallas eingeflogen.
    Er hatte nach der Landung einen Mietwagen genommen.
    Sein Ziel war McAl en, Texas – dicht an der Grenze zu Mexiko.
    Er war hinuntergeflogen, um einen Pornofilm zu produ-
    zieren. Mad Sal hatte er gesagt, daß er ihn mit Jack Rubys
    Stripperinnen drehen wollte.
    Littell meldete sich krank. Er hustete, als er mit dem
    Leitenden Sonderagenten Leahy sprach. Er kaufte das Flug-
    ticket unter einem falschen Namen. Wie sagte Kemper Boyd
    – VERWISCH DEINE SPUREN.
    Kabikoff hatte Mad Sal von »richtigen« Pensionskassen-
    büchern erzählt. Kabikoff hatte Mad Sal von Jules Schiffrins
    Bekanntschaft mit Joe Kennedy erzählt.
    Bestimmt eine harmlose Geschäftsbeziehung. Joe Kennedys
    Geschäftsbeziehungen waren weit gespannt.
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    Littell behielt die Tür ständig im Auge. Von der An-
    strengung bekam er einen Kopfwehanfall. Allmählich
    fand sich vor dem

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