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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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mir
    paßt.«
    »Du hättest auch einen der Kubaner nehmen können.«
    »Na. Ein Spic-Santa Claus?«
    »Ich finde diesen Job entwürdigend.«
    Pete bog in einen armseligen, schmutzigen Spielplatz ein.
    Ein paar farbige Kinder sahen den Weihnachtsmann und
    gerieten aus dem Häuschen.
    Dougie Frank stieg aus und warf ihnen Truthähne zu.
    Die Kinder rannten zu ihm und zogen ihn am Bart.
    Die Weißen bekamen Truthähne. Die Schwarzen bekamen
    Truthähne. Die Bullen von Blessington bekamen Truthähne
    und geklauten Jim Beam.
    Die Rekruten bekamen Truthahndinner und Präservative.
    Santo Junior schickte ihnen ein Weihnachtsgeschenk: eine
    Busladung Huren aus Tampa. Vierundvierzig Männer stimm-
    ten mit vierundvierzig Nutten in vierundvierzig Schlafkojen
    ein Stöhnkonzert an.
    Pete schickte die Mädchen um Mitternacht nach Hau-
    se. Pete bekam auf einmal Lust, gegen Kuba loszuschlagen
    und Kommunisten umzulegen. Er rief Fulo in Miami an.
    Fulo versprach, ein paar Jungs zusammenzutrommeln und
    zu ihm rauszufahren.
    Chuck Rogers flog eine Ladung Stoff ein. Pete machte
    das Schnellboot klar.
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    Lockhart schaute mit Schwarzgebranntem vorbei. Pete
    und Chuck nahmen jeder einen Schluck. Keiner rauchte –
    das Zeug konnte explodieren.
    Sie saßen auf dem Steg. Das ganze Lager wurde von
    Scheinwerferlicht erhellt.
    Fulos Wagen kurvte über die Rol bahn. Chuck schichtete
    MPs und Munition neben die Vertäuung.
    Delsol, Obregón und Fulo stiegen aus dem Chevy. Sie
    schwankten ein bißchen – zuviel Bier und Truthahn.
    Sie schlurften über den Landungssteg. Tomás Obregón
    trug eine Sonnenbrille – um 2 Uhr nachts. Sonnenbrille
    und lange Ärmel – in einer geradezu idiotisch milden
    Nacht.
    Draußen im Sumpf bellte ein Hund. Chuck Ro-
    gers jaulte zurück – genau wie der Diskjockey seines
    Lieblingsnachtprogramms.
    Pete schlug Obregón die Sonnenbrille von der Nase. Der
    Arsch hatte stecknadelkopfkleine Pupil en vom Heroin – das
    war im Scheinwerferlicht klar und deutlich zu erkennen.
    Obregón erstarrte. Rogers nahm ihn von hinten in den
    Schwitzkasten. Niemand sagte ein Wort. War auch nicht
    nötig – die Sachlage stand rápidamente fest.
    Obregón zappelte hilflos im Würgegriff. Fulo riß ihm die
    Ärmel hoch. Sie waren mit häßlichen roten Einstichnarben
    übersät.
    Alle schauten auf Delsol – den Scheißcousin von Ob-
    regón. Da gab’s nicht viel zu überlegen: Das mußte er
    erledigen.
    Chuck ließ Obregón los. Pete reichte Delsol die Pistole.
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    Obregón zitterte am ganzen Leib und stürzte fast vom
    Steg. Delsol schoß ihm sechsmal in die Brust.
    Er kippte ins Wasser. Fulo sprang hinterher und skal-
    pierte ihn.
    Delsol schaute weg.
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    (Hyannis Port, 25. 12. 59)
    Der Weihnachtsbaum reichte bis zur Decke. Die überein-
    andergetürmten Geschenke waren mit künstlichem Schnee
    besprüht.
    Kemper nippte an einem Eierpunsch. »Feiertage stimmen
    Sie offensichtlich traurig«, sagte Jack.
    »Nicht wirklich.«
    »Meine Eltern haben es mit dem Kinderkriegen übertrie-
    ben, aber Ihre hätten die Voraussicht haben sollen, Ihnen
    ein oder zwei Geschwister zu schenken.«
    »Ich hatte mal einen jüngeren Bruder. Er starb bei einem
    Jagdunfall.«
    »Das habe ich nicht gewußt.«
    »Mein Vater und ich waren auf Rotwildjagd bei unserem
    Sommerhaus. Wir bekamen immer wieder kurz was vor die
    Flinte und feuerten ständig durchs Buschwerk. Vor die Flinte
    lief uns auch Compton Wickwire Boyd, acht Jahre alt. Er
    hatte eine beigefarbene Jacke und eine Mütze mit weißen
    Ohrenklappen an. Das war am 19. Oktober 1934.«
    Jack schaute weg. »Das tut mir leid, Kemper.«
    »Ich hätte das nicht erzählen sollen. Sie wollten mir was
    sagen, und in einer Stunde muß ich nach New York. Meine
    Geschichte bringt garantiert jedes Gespräch zum Erliegen.«
    Der Raum war überheizt. Jack rückte den Stuhl vom
    Feuer weg.
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    »Treffen Sie sich mit Laura?«
    »Ja. Meine Tochter feiert mit ein paar Freunden in South
    Bend Weihnachten, bevor sie in Ski-Urlaub fährt. Sie, Laura
    und ich wollen uns in New York treffen.«
    Petes Ring war frisch poliert. Er hatte sich vorgenommen,
    sie heute abend um ihre Hand zu bitten.
    »Sie und Laura – das war ein herber Schock.«
    »Doch Sie verkraften ihn allmählich?«
    »Das tut wohl jeder auf seine Weise, denke ich.«
    »Sie sind nervös, Jack.«
    »In acht Tagen gebe ich meine Kandidatur bekannt. Stän-
    dig tauchen neue Hindernisse auf, und ich frage mich, wie
    ich damit fertig

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