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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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seine überreizten Nerven.
    Er hatte beide Telefone auseinandergenommen. Keine Spur
    von Abhörgeräten. Gangster konnten keine Außen-Wanzen
    anbringen – das konnte nur die Polizei. Der Mann, der
    ihn und Mal Chamales vergangene Woche beobachtet hatte,
    war wahrscheinlich bloß ein Stammgast gewesen, den die
    linkslastige Diskussion neugierig gemacht hatte.
    Littell ging ins Bahnhofsrestaurant und kippte drei Bier
    und drei Whiskey. Er hatte ein Weihnachtsessen mit Susan
    vor sich und konnte eine Stärkung gebrauchen.
    Die Nettigkeiten schleppten sich dahin. Das Gespräch pen-
    delte zwischen ungefährlichen Themen hin und her.
    Susan erstarrte, als er sie umarmte. Helen hatte sich ihm
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    gleich entzogen. Claire hatte sich zu einem weiblichen Kemper
    entwickelt – die Ähnlichkeit war nun verblüffend ausgeprägt.
    Susan sprach ihn nie mit Namen an. Claire nannte ihn
    »Ward Baby« – Helen sagte, sie spiele derzeit das coole Biest.
    Susan rauchte genau wie ihre Mutter – sie fuchtelte sogar
    wie sie mit dem Streichholz und pustete den Rauch weg.
    Auch ihre Wohnung war ein Abklatsch von Margarets
    Wohnung: zuviel Nippes und zu viele Stilmöbel.
    Claire legte Sinatra-Platten auf. Susan servierte verwäs-
    serten Eierpunsch – Helen hatte ihr wohl berichtet, daß ihr
    Vater zuviel trank.
    Er sagte, er habe seit Monaten nichts von Kemper gehört.
    Claire lächelte – sie kannte sämtliche Geheimnisse ihres Vaters.
    Susan servierte das Essen. Margarets langweiliger glasierter
    Schinken mit Süßkartoffeln.
    Sie setzten sich. Littell neigte den Kopf und sprach ein
    Gebet.
    »Vater im Himmel, wir bitten Dich um Deinen Segen für
    uns alle und für alle unsere Freunde, die nicht bei uns sein
    können. Erbarme Dich gnädig der Seelen dreier kürzlich ver-
    storbener Männer, deren Tod durch hochmütige, aber reinen
    Herzens betriebene Bemühung um Gerechtigkeit verursacht
    wurde. Segne uns alle an diesem heiligen Tag und in dem
    Jahr, das kommen wird.«
    Susan verdrehte die Augen und sagte: »Amen.« Claire
    servierte den Schinken; Helen schenkte den Wein ein.
    Die Mädchen kriegten vol e Gläser. Er kriegte ein winziges
    Schlückchen. Billiger Cabernet Sauvignon.
    »Mein Vater wird heute seiner Geliebten einen Heiratsantrag
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    machen«, sagte Claire. »Stoßen wir auf meinen Vater und
    meine schicke neue Mom an, die nur neuneinhalb Jahre
    älter ist als ich.«
    Littell verschluckte sich beinahe. Der Aufsteiger Kemper
    als heimlicher Kennedy-Schwager –«
    »Nicht doch, Claire«, sagte Susan. »›Geliebte‹ und ›schick‹
    im selben Atemzug?«
    Claire bog ihre Hände zu Krallen. »Und was ist mit dem
    Altersunterschied? Den hast du nicht erwähnt. Wo Alters-
    unterschiede doch dein Lieblingsthema sind.«
    Helen gab ein Stöhnen von sich. Susan schob ihren Tel er
    weg und zündete sich eine Zigarette an.
    Littel schenkte sich nach. »Ward Baby«, sagte Claire, »sag,
    was für Juristinnen wir drei werden.«
    Littell lächelte. »Aber gern. Susan verfolgt als Staatsan-
    wältin mindere Vergehen und geringfügige Übertretungen,
    Helen verteidigt abgestürzte FBI-Männer, und Claire spe-
    zialisiert sich auf Handelsrecht, um den teuren Geschmack
    ihres alten Vaters finanzieren zu können.«
    Helen und Claire lachten. »Ich mag nicht als engstirnig
    beschrieben werden«, sagte Susan.
    Littell trank das Glas leer. »Bewirb dich beim FBI, Susie.
    In einem Jahr und einundzwanzig Tagen lasse ich mich
    pensionieren, und dann kannst du mich ablösen und an
    meiner Statt für Mr. Hoover arme Linke piesacken.«
    »Ich würde Kommunisten nicht als arm bezeichnen, Vater.
    Und ich glaube nicht, daß die Pension, die du nach zwanzig
    Jahren kriegst, deine Bar-Rechnungen deckt.«
    Claire zuckte zusammen. »Bitte, Susan«, sagte Helen.
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    Littel schnappte sich die Flasche. »Wer weiß, kann ja sein,
    daß ich für John F. Kennedy arbeiten werde. Kann ja sein,
    daß er Präsident wird. Sein Bruder haßt das organisierte
    Verbrechen nämlich noch mehr als die Kommunisten, kann
    ja sein, daß das in der Familie liegt.«
    »Ich kann nicht begreifen«, sagte Susan, »wie du gewöhn-
    liche Gauner auf eine Stufe zu stellen vermagst mit einem
    politischen System, das die halbe Welt versklavt hat. Ich kann
    nicht begreifen, wie du auf einen blöden liberalen Politiker
    hereinfallen kannst, dessen Vater ihm die Präsidentschaft
    kaufen will.«
    »Kemper Boyd mag ihn.«
    »Entschuldige Vater, und entschuldige, Claire, aber

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