Ein amerikanischer Thriller
werden soll.«
»Zum Beispiel?«
»West Virginia. Was antworte ich einem Minenarbeiter,
der mir sagt: ›Junge, ich habe gehört, daß dein Daddy einer
der reichsten Männer Amerikas ist, und du hast keinen Tag
in deinem Leben arbeiten müssen.‹«
Kemper lächelte. »Sie sagen: ›Das stimmt.‹ Und ein er-
grauter Charakterdarsteller, den wir in die Menge schmug-
geln, ergänzt: ›Und Junge, da hast du nicht das Geringste
verpaßt.‹«
Jack brüllte vor Lachen. Kemper fiel ein: Giancana und
Trafficante kontrollierten große Teile West Virginias.
»Ich kenne da ein paar Leute, die Ihnen vielleicht behilf-
lich sein könnten.«
»Dann sorgen Sie dafür, daß ich denen einen Riesengefal en
schulde, damit ich endlich mein genetisch vorbestimmtes
Schicksal als korrupter irischer Politiker erfüllen kann.«
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Kemper lachte. »Sie sind nach wie vor nervös. Und Sie
sagten, Sie hätten etwas mit mir zu besprechen, was auf
etwas Ernsthaftes hindeutete.«
Jack schaukelte mit dem Stuhl vor und zurück und wischte
sich ein Flöckchen Kunstschnee vom Pullover.
»Wir haben über Mr. Hoover nachgedacht. Wir denken,
daß er über Lauras Abstammung Bescheid weiß.«
Der Advocatus Diaboli schaltete sich automatisch ein.
»Das weiß er seit Jahren. Er weiß, daß ich mit Laura liiert
bin, und hat mir von ihrer Abstammung erzählt, ehe Sie
es taten.«
Bobbys Kinder tollten durchs Zimmer. Jack scheuchte
sie raus und trat die Tür zu.
»Die widerliche voyeuristische Schwuchtel.«
Kemper improvisierte. »Er weiß auch al es über Ihre Vater-
schaftszahlungen und kennt die meisten ihrer längerfristigen
Affären. Jack, Ihr bester Schutz gegen Hoover bin ich. Er
mag mich und vertraut mir und will nichts als seinen Job
behalten, wenn Sie gewählt werden.«
Jack hob eine Zigarrenschachtel ans Kinn. »Dad überlegt
ernsthaft, ob Sie nicht von Hoover geschickt worden sind,
um uns auszuhorchen.«
»Ihr Vater ist alles andere als dumm.«
» Wie bitte? «
»Hoover hat mich ertappt, als ich bei der Untersuchung
eines Autodiebstahls was abgezweigt habe und mich vorzeitig
in Pension geschickt. Ich habe daraufhin beschlossen, mich
beim McClellan-Ausschuß zu bewerben, doch Hoover hat
mich nicht aus den Augen gelassen. Er hat erfahren, daß
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ich mich mit Laura treffe, und verlangte Informationen über
Sie. Ich lehnte rundweg ab, woraufhin Hoover mir andeutete,
daß ich ihm noch was schulde.«
Jack nickte. Er schien überzeugt.
»Dad hat Sie in Manhattan von einem Privatdetektiv
überwachen lassen. Der Typ sagte, daß Sie eine Suite im
St. Regis haben.«
Kemper zwinkerte ihm zu. »Ihr Lebensstil färbt ab, Jack.
Ich habe eine Pension, ein Gehalt und Dividenden, und ich
werbe um eine teure Frau.«
»Sie sind sehr oft in Florida.«
»Hoover läßt mich castrofreundliche Gruppen ausspionie-
ren. Das ist der ›Gefallen‹, den ich ihm schulde.«
»Darum wollen Sie unbedingt Kuba zu einem Wahl-
kampfthema machen.«
»Richtig. Ich halte Castro für eine gottverdammte Be-
drohung und meine, Sie sollten ihm gegenüber einen harten
Kurs einschlagen.«
Jack zündete sich eine Zigarre an. Er wirkte erleichtert.
»Ich werde Dad sagen, daß alles in Ordnung ist. Aber er
will, daß Sie was versprechen.«
»Das wäre?«
»Daß Sie Laura nicht so bald heiraten werden. Er fürchtet,
das könnte die Reporter neugierig machen.«
Kemper überreichte ihm den Ring. »Bewahren Sie den für
mich auf. Ich wol te Laura heute abend um ihre Hand bitten,
aber ich werde wohl warten müssen, bis Sie gewählt sind.«
Jack steckte den Ring in die Tasche. »Danke. Heißt das,
daß Sie ohne Weihnachtsgeschenk dastehen?«
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»Ich besorg’ was in New York.«
»Dort unter dem Baum liegt eine Smaragdnadel. Laura
steht Grün besonders gut, und Jackie wird sie nicht vermissen.«
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(South Bend, 25. 12. 59)
Littell stieg aus dem Zug und sah sich nach Verfolgern um.
Die ankommenden und abfahrenden Passagiere wirkten
normal – nur Kids vom Notre Dame College und besorgte
Eltern. Einige der Cheerleader bibberten vor Kälte – in ihren
kurzen Röckchen bei minus zehn Grad ins Freie gehetzt.
Die Menge zerstreute sich. Niemand lungerte auf dem
Bahnsteig herum, niemand hängte sich an ihn dran. Mit
einem Wort: Das Phantom sah Gespenster.
Daß er immer wieder Verfolger hinter sich erblickte, war
wahrscheinlich auf seinen Alkoholkonsum zurückzuführen.
Das Klicken in seinem Telefon auf
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