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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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hatte.«
    Die Straße fiel steil ab. Pete trat so heftig auf die Bremse,
    daß der Laster fast zum Stehen kam.
    »Erzähl mir, wie er sich an dich rangemacht hat.«
    »Wieso? Sag mir einen guten Grund, wieso ich dir von
    der Scheiße erzählen soll.«
    »Ich geb dir tausend Dollar, wenn du mir die Geschichte
    erzählst. Wenn ich sie mag, kriegst du noch vier.«
    Ruby zählte an den Fingern ab – eins bis fünf, ein halbes
    Dutzend mal. Pete klopfte rhythmisch aufs Steuerrad. Immer
    wieder den gleichen Takt: 1-2-3-4-5.
    Ruby zählte lautlos vor sich hin: 1-2-3-4-5, 1-2-3-4-5.
    Pete hielt fünf Finger hoch. Ruby zählte sie laut ab.
    »Fünftausend, wenn du die Geschichte magst?«
    »Richtig, Jack. Und tausend, wenn nicht.«
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    »Ich gehe ein Wahnsinnsrisiko ein, wenn ich’s dir erzähle.«
    »Dann laß es.«
    Ruby spielte mit dem Davidstern an seiner Halskette. Pete
    spreizte fünf Finger auf dem Armaturenbrett. Ruby küßte
    den Stern und holte tiiiiief Luft.
    »Vergangenen Mai macht sich der Scheiß-FBI-Kerl in
    Dallas an mich ran. Er droht mir mit allem und jedem,
    und ich nehm ihn ernst, weil ich weiß, daß das so ein
    verrückter gojischer Eiferer ist, der nichts mehr zu verlieren
    hat. Er weiß, daß ich Leuten in Dallas und Chicago Geld
    geliehen hab, er weiß, daß ich Leute, die Großkredite
    wollten, zu Sam Giancana geschickt habe. Und darauf
    fährt er voll ab. Er will ums Verrecken an die Teamster-
    pensionskasse ran.«
    Littell, wie er leibte und lebte: kühn und blöd.
    »Er bringt mich dazu, daß ich ihn einmal die Woche
    an einem Münzfernsprecher in Chicago anrufe. Er schiebt
    mir ein paar Dollar rüber, wenn ich ihm sage, daß ich auf
    dem Zahnfleisch gehe. Er bringt mich dazu, daß ich ihm
    von meinem Bekannten, dem Filmproduzenten Sid Kabikoff
    berichte, der zu einem Kredithai namens Sal D’Onofrio will,
    damit der ihn wegen eines Pensionskassendarlehens an Momo
    weitervermittelt. Was dann passiert ist, weiß ich nicht. Aber
    ich hab’ in der Chicagoer Zeitung gelesen, daß Kabikoff und
    D’Onofrio ermordet worden sind, ›zu Tode gefoltert‹, wie
    man sagt, und daß beide Fälle ungelöst sind. Ich bin nicht
    Einstein, aber ›Folter‹ bedeutet in Chicago Sam G. Und ich
    weiß, daß Sam nicht weiß, daß ich was damit zu tun hat-
    te, sonst hätte wer bei mir vorbeigeschaut. Und es braucht
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    keinen Einstein, um messerscharf zu schließen, daß hinter
    all dem Kummer der verrückte FBI-Typ steckt.«
    Littell arbeitete auf eigene Faust. Littell war der beste
    Freund von Boyd. Lenny Sands arbeitete mit Littell und
    D’Onofrio zusammen.
    Ruby zupfte sich ein Hundehaar vom Schoß. »Ist die
    Geschichte fünftausend Dollar wert?«
    Die Straße war kaum zu erkennen. Pete fuhr beinahe
    einen Alligator über den Haufen.
    »Hat sich der FBI-Typ bei dir gemeldet, seit Sal D. und
    Kabikoff umgekommen sind?«
    »Gepriesen sei Allah, nein. Und was ist jetzt mit meinen
    fünf –?«
    »Die sollst du haben. Und drei mehr, wenn er sich wieder
    bei dir meldet und du mir Bescheid gibst. Und wenn du
    mir schließlich hilfst, an ihn ranzukommen, erhöhe ich auf
    weitere fünf.«
    Ruby wurde fast hysterisch. »Wieso? Wieso zum Teufel
    ist dir das so wichtig, daß du mir so wahnsinnig viel Geld
    zahlst?«
    Pete lächelte. »Das geht nur uns beide was an, klar?«
    »Wenn du was für dich behalten willst, brauchst du’s nur
    mir zu sagen. Ich bin bekannt für mein eisernes Schweigen.
    Ich plaudere nie was aus, das ist allgemein bekannt.«
    Pete zog die Magnum und steuerte mit den Knien. Ruby
    lächelte – ho ho, was wird denn das?
    Pete öffnete die Trommel, ließ fünf Patronen rausfallen
    und die Trommel kreisen.
    Ruby lächelte – ho ho, Junge, mal nicht übertreiben.
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    Pete zielte auf seinen Kopf. Die Fünf-zu-eins-Chance
    bewährte sich: Der Hammer schlug auf einer leeren Kam-
    mer auf.
    Ruby wurde weiß wie eine Klan-Robe.
    »Hör dich um«, sagte Pete. »Was die Leute so über mich
    sagen.«
    Als sie in Blessington ankamen, dämmerte es schon. Ruby
    und Tippet bereiteten ihre Stripshow vor.
    Pete rief den Flughafen Midway an und gab sich als
    Polizist aus. Ein Angestellter bestätigte Rubys Geschichte:
    Ein Ward J. Littell war am 18. Mai des vergangenen Jahres
    nach Dallas und wieder zurück geflogen.
    Er legte auf und rief im Eden Roc an. Das Mädchen an
    der Rezeption sagte, Kemper Boyd sei »tagsüber ausgegangen«.
    Pete hinterließ ihm eine Nachricht: »Heute abend, 10
    Uhr, Luau Lounge

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