Ein amerikanischer Thriller
hatte.«
Die Straße fiel steil ab. Pete trat so heftig auf die Bremse,
daß der Laster fast zum Stehen kam.
»Erzähl mir, wie er sich an dich rangemacht hat.«
»Wieso? Sag mir einen guten Grund, wieso ich dir von
der Scheiße erzählen soll.«
»Ich geb dir tausend Dollar, wenn du mir die Geschichte
erzählst. Wenn ich sie mag, kriegst du noch vier.«
Ruby zählte an den Fingern ab – eins bis fünf, ein halbes
Dutzend mal. Pete klopfte rhythmisch aufs Steuerrad. Immer
wieder den gleichen Takt: 1-2-3-4-5.
Ruby zählte lautlos vor sich hin: 1-2-3-4-5, 1-2-3-4-5.
Pete hielt fünf Finger hoch. Ruby zählte sie laut ab.
»Fünftausend, wenn du die Geschichte magst?«
»Richtig, Jack. Und tausend, wenn nicht.«
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»Ich gehe ein Wahnsinnsrisiko ein, wenn ich’s dir erzähle.«
»Dann laß es.«
Ruby spielte mit dem Davidstern an seiner Halskette. Pete
spreizte fünf Finger auf dem Armaturenbrett. Ruby küßte
den Stern und holte tiiiiief Luft.
»Vergangenen Mai macht sich der Scheiß-FBI-Kerl in
Dallas an mich ran. Er droht mir mit allem und jedem,
und ich nehm ihn ernst, weil ich weiß, daß das so ein
verrückter gojischer Eiferer ist, der nichts mehr zu verlieren
hat. Er weiß, daß ich Leuten in Dallas und Chicago Geld
geliehen hab, er weiß, daß ich Leute, die Großkredite
wollten, zu Sam Giancana geschickt habe. Und darauf
fährt er voll ab. Er will ums Verrecken an die Teamster-
pensionskasse ran.«
Littell, wie er leibte und lebte: kühn und blöd.
»Er bringt mich dazu, daß ich ihn einmal die Woche
an einem Münzfernsprecher in Chicago anrufe. Er schiebt
mir ein paar Dollar rüber, wenn ich ihm sage, daß ich auf
dem Zahnfleisch gehe. Er bringt mich dazu, daß ich ihm
von meinem Bekannten, dem Filmproduzenten Sid Kabikoff
berichte, der zu einem Kredithai namens Sal D’Onofrio will,
damit der ihn wegen eines Pensionskassendarlehens an Momo
weitervermittelt. Was dann passiert ist, weiß ich nicht. Aber
ich hab’ in der Chicagoer Zeitung gelesen, daß Kabikoff und
D’Onofrio ermordet worden sind, ›zu Tode gefoltert‹, wie
man sagt, und daß beide Fälle ungelöst sind. Ich bin nicht
Einstein, aber ›Folter‹ bedeutet in Chicago Sam G. Und ich
weiß, daß Sam nicht weiß, daß ich was damit zu tun hat-
te, sonst hätte wer bei mir vorbeigeschaut. Und es braucht
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keinen Einstein, um messerscharf zu schließen, daß hinter
all dem Kummer der verrückte FBI-Typ steckt.«
Littell arbeitete auf eigene Faust. Littell war der beste
Freund von Boyd. Lenny Sands arbeitete mit Littell und
D’Onofrio zusammen.
Ruby zupfte sich ein Hundehaar vom Schoß. »Ist die
Geschichte fünftausend Dollar wert?«
Die Straße war kaum zu erkennen. Pete fuhr beinahe
einen Alligator über den Haufen.
»Hat sich der FBI-Typ bei dir gemeldet, seit Sal D. und
Kabikoff umgekommen sind?«
»Gepriesen sei Allah, nein. Und was ist jetzt mit meinen
fünf –?«
»Die sollst du haben. Und drei mehr, wenn er sich wieder
bei dir meldet und du mir Bescheid gibst. Und wenn du
mir schließlich hilfst, an ihn ranzukommen, erhöhe ich auf
weitere fünf.«
Ruby wurde fast hysterisch. »Wieso? Wieso zum Teufel
ist dir das so wichtig, daß du mir so wahnsinnig viel Geld
zahlst?«
Pete lächelte. »Das geht nur uns beide was an, klar?«
»Wenn du was für dich behalten willst, brauchst du’s nur
mir zu sagen. Ich bin bekannt für mein eisernes Schweigen.
Ich plaudere nie was aus, das ist allgemein bekannt.«
Pete zog die Magnum und steuerte mit den Knien. Ruby
lächelte – ho ho, was wird denn das?
Pete öffnete die Trommel, ließ fünf Patronen rausfallen
und die Trommel kreisen.
Ruby lächelte – ho ho, Junge, mal nicht übertreiben.
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Pete zielte auf seinen Kopf. Die Fünf-zu-eins-Chance
bewährte sich: Der Hammer schlug auf einer leeren Kam-
mer auf.
Ruby wurde weiß wie eine Klan-Robe.
»Hör dich um«, sagte Pete. »Was die Leute so über mich
sagen.«
Als sie in Blessington ankamen, dämmerte es schon. Ruby
und Tippet bereiteten ihre Stripshow vor.
Pete rief den Flughafen Midway an und gab sich als
Polizist aus. Ein Angestellter bestätigte Rubys Geschichte:
Ein Ward J. Littell war am 18. Mai des vergangenen Jahres
nach Dallas und wieder zurück geflogen.
Er legte auf und rief im Eden Roc an. Das Mädchen an
der Rezeption sagte, Kemper Boyd sei »tagsüber ausgegangen«.
Pete hinterließ ihm eine Nachricht: »Heute abend, 10
Uhr, Luau Lounge
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