Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
»Ich werde sie
    schon vor November informieren. Irgendwann kommen die
    zwangsläufig dahinter, aber dann bin ich wegen der Kennedy-
    Verbindung schon viel zu wertvoll, um entlassen zu werden.
    449
    Der Kader wird zuviel gute Männer engagiert und zuviel
    Geld verdient haben, und was allfäl ige moralische Bedenken
    betrifft – was ist unmoralischer: Heroinverkauf an Neger
    oder die illegale Invasion einer Insel?«
    Klassischer Boyd: »Eigenfinanzierung«, »Autonomie« –
    »Und mach dir wegen Littell keine Sorgen. Er versucht, an
    Beweismaterial ranzukommen, weil er es an Bobby Kennedy
    weiterreichen will. Doch laufen sämtliche Informationen über
    mich, und ich lasse nicht zu, daß Littell dir schadet oder
    daß Jimmy wegen des Kirpaski-Mordes Ärger kriegt oder
    wegen sonstwas, was mit dir oder der Sache zu tun hat. Aber
    früher oder später wird Bobby Hoffa drankriegen, und ich
    will nicht, daß du dich da einmischst.«
    Pete spürte, wie sich ihm der Kopf drehte. »Da komme
    ich nicht gegen an. Aber Littell habe ich jetzt am Haken,
    und wenn ich der Meinung bin, daß dein Schützling mal
    eine Lehre braucht, so werde ich sie ihm erteilen.«
    »Da komme ich nicht gegen an. Du kannst mit ihm
    anstellen, was immer du für nötig hältst, solange du ihn
    am Leben läßt.«
    Sie schüttelten sich die Hand. » Les gens que l’on comprend «,
    sagte Boyd, » ce sont eux que l’on domine. «
    En français, Pierre, souviens-toi:
    Wen wir verstehen, den beherrschen wir.
    450
    41

    (New York City/Hyannis Port/New Hampshire/
    Wisconsin/Illinois/West Virginia, 4. 2. bis 4. 5. 60)
    Seit Weihnachten war er überzeugt. Seitdem war seine Über-
    zeugung mit jedem Tag gewachsen.
    Jack hatte Lauras Ring eingesteckt. Kemper hatte Jackies
    Smaragdnadel an sich genommen. Sein Wagen hatte Start-
    schwierigkeiten – ein Kennedy-Chauffeur bemühte sich, ihn
    in Gang zu setzen. Kemper ging spazieren und überraschte
    Jack mitten in der Verwandlung.
    Jack stand am Strand mutterseelenallein. Er probte mit
    lauter Stimme seine Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit.
    Kemper stel te sich so, daß er nicht gesehen werden konnte.
    Jack verwandelte sich. Er wirkte nicht mehr bloß hoch-
    gewachsen, sondern groß. Der bräsige Tonfall ging in einen
    männlich festen Ton über.
    Die Gesten saßen.
    Jack lachte. Jack hob den Kopf, um zuzuhören. Jack faßte
    meisterhaft zusammen: Rußland, die Bürgerrechte, den Wett-
    lauf im All, Kuba, den Katholizismus, seine offensichtliche
    Jugend und Richard Nixon, schleimiger, unfähiger Reaktionär,
    nicht in der Lage, die größte Nation der Welt sicher durch
    gefahrvolle Zeiten zu führen.
    Er sah wie ein Held aus. Er ergriff den Augenblick und
    legte alle Jungenhaftigkeit ab.
    Die Selbstbeherrschung war stets dagewesen. Er hatte
    451
    seinen Anspruch zu verheimlichen gewußt, bis ihm die Welt
    zu Füßen lag.
    Jack war sich seines Sieges gewiß. Kemper wußte, er wür-
    de mit der Kraft eines Rätsels, dem Gestalt anzunehmen
    vergönnt ist, zu der ihm eigenen Größe finden. Und dank
    seiner neugewonnenen Freiheit würde ihm die Liebe der
    Menschen zufliegen.
    Laura fand die Brosche wunderschön.
    Jack gewann in New Hampshire und in Wisconsin.
    Jimmy Hoffa führte sich in beiden Staaten wie ein
    Schmierendarsteller auf. Jimmy mobilisierte die Teamster
    und schäumte in landesweit ausgestrahlten Fernsehsendun-
    gen. Jimmy brauchte nur den Mund aufzumachen, und sein
    Irrsinn lag klar zu Tage.
    Kemper organisierte den Gegenangriff. Pro-Jack-Demons-
    tranten prügelten sich mit Pro-Teamster-Demonstranten. Die
    Pro-Jack-Jungs hatten die lauteren Stimmen und wußten mit
    ihren Plakattafeln umzugehen.
    Bobbys Buch schaffte es auf die Bestsellerlisten. Kemper
    verteilte Gratisexemplare in Gewerkschaftshäusern. Nach
    vier Monaten herrschte Übereinstimmung: Jimmy Hoffa
    war erledigt.
    Jack sah hinreißend gut aus. Hoffa aufgeschwemmt und
    abgekämpft.
    Bei jeder seiner Kennedy-Beschimpfungen wurde ein-
    geblendet: »Des betrügerischen Grundstückhandels ver-
    dächtig.«
    Die Leute liebten Jack. Die Leute wollten ihn anfassen.
    452
    Kemper gestattete den Leuten, den Sicherheitsabstand zu
    durchbrechen.
    Kemper gestattete den Fotografen jede Nahaufnahme.
    Er wollte die Leute glauben machen, Jacks Belustigung sei
    wahre, erwiderte Liebe.
    In Nebraska gab es keinen Mitbewerber. In sechs Tagen
    fanden die Vorwahlen von West Virginia statt – Jack dürfte
    Hubert Humphrey aus dem Rennen werfen.
    Frank

Weitere Kostenlose Bücher