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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Sinatra warb um die Hinterwäldler. Jemand aus
    seinem Gefolge komponierte eine Jack-Hymne. Dank Schmier-
    geldern wurde sie von den Sendern ständig gespielt.
    Laura hatte Sinatra als kleinen Schwanz mit großer Stimme
    bezeichnet. Jacks Aufstieg vergrätzte sie. Sie war eine Bluts-
    verwandte und eine Ausgestoßene. Kemper Boyd ein Insider.
    Er rief jeden Abend von unterwegs an. Laura empfand
    das als bloße Pflichtübung.
    Er wußte, daß sie Lenny Sands vermißte. Was sie nicht
    wußte, war, daß er ihn verbannt hatte.
    Lenny änderte seine Chicagoer Telefonnummer – Laura
    konnte nicht mehr bei ihm anrufen. Kemper ließ Lennys
    Telefonrechnungen überprüfen, um sicherzugehen, daß er
    nicht bei ihr angerufen hatte.
    Bobby erinnerte sich an den »Voice Coach« Lenny Sands.
    Ein paar Mitarbeiter entschieden, daß ein Wiederholungskurs
    fällig war, und luden Lenny nach New Hampshire ein.
    Jack stel te Lenny Kemper vor. Lenny spielte mit und ließ
    sich nicht das Geringste anmerken – weder Wut noch Angst.
    Lenny brachte Jacks Rednerstimme in Bestform. Bobby
    engagierte ihn für Wisconsin, um die Menge anzuheizen.
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    Lenny trommelte mit einem kleinen Budget Riesenmengen
    zusammen – Bobby war begeistert.
    Claire verbrachte die meisten Wochenenden mit Laura. Sie
    berichtete, Jacks Halbschwester sei ein begeisterter Nixon-Fan.
    Wie Mr. Hoover.
    Sie unterhielten sich Mitte Februar. Mr. Hoover hatte bei
    ihm angerufen, im harmlosesten Konversationston: »Nein,
    das ist aber lange her!«
    Kemper brachte ihn wieder auf den neuesten Stand und
    beschrieb ausführlich Joe Kennedys alten Verdacht. »Ich lasse
    eine Akte zusammenstellen, die Ihre Legende stützt«, sagte
    Hoover. »Wir erwecken den Anschein, Sie seien ausschließ-
    lich meinetwegen nach Florida gereist. Ich werde Sie zum
    obersten Kuba-Beobachter des FBI ernennen.«
    Kemper übermittelte die wichtigsten Daten seiner Florida-
    Aufenthalte. Hoover schickte ihm falsche Reisepläne zum
    Auswendiglernen.
    Über den Wahlkampf verlor Hoover kein Wort. Kemper
    wußte, daß er einen Kennedy-Sieg ahnte.
    Über Jack und die Weiber verlor Hoover kein Wort. Hoover
    schlug ihm nicht vor, Abhörwanzen bei Prostituierten zu
    installieren. Hoover berührte nie den wunden Punkt, wes-
    wegen Kemper Boyd auf Distanz gegangen war.
    An einem zweiten Sexskandal wollte er nicht schuld
    sein. Auf einem Gebiet wenigstens wollte er sich absolut
    loyal zeigen.
    Zuhälterei und Erpressung? – nein. Zuhälter -Service
    – jederzeit.
    Er besorgte Jack ein Callgirl pro Nacht. Er rief Bekannte
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bei der Sitte an – und filzte jedes Mädchen, das Jack fickte,
    bis auf die blanke Haut. Die Mädchen liebten Jack.
    Wie Special Agent Ward Littell ihn liebte.
    Sie hatten seit sechs Monaten nicht mehr miteinander
    gesprochen. Bei Jacks Großwahlveranstaltung in Milwaukee
    tauchte er auf – das alte Phantom von Chicago, das zum
    leibhaftigen Gespenst geworden war.
    Er wirkte abgezehrt und ungepflegt. Er sah ganz und gar
    nicht wie ein G-Man aus.
    Ward weigerte sich, über Gangsterklatsch oder Pensions-
    kassen-Strategien zu reden. Ward weigerte sich, über den
    Mord an D’Onofrio mit ihm zu sprechen.
    Wie Ward sagte, hatte er seine Pflichten beim Red Squad
    schleifen lassen. Er hatte sich mit einem Linken angefreundet,
    den er eigentlich hätte beschatten sollen.
    Die Kennedy-Kampagne begeisterte ihn. Er trug Kennedy-
    Buttons zur Arbeit und machte eine Szene, als ihn SAC
    Leahy anwies, sie abzunehmen.
    Littells Kreuzzug gegen das organisierte Verbrechen war
    am Ende. Mr. Hoover konnte ihnen nichts anhaben. Die
    Boyd/Littell-Verbindung war null und nichtig.
    Kemper teilte Bobby mit, daß das Phantom wacker weiter
    forschte.
    »Kommen Sie mir jetzt nicht mit Kinderkram«, sagte
    Bobby.
    Littell hatte noch acht Monate bis zur Pensionierung. In
    seinen trunkenen Träumen schwebte ihm ein Amt in der
    Kennedy-Administration vor.
    Ward liebt Jack.
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    New Hampshire liebt Jack.
    Wisconsin liebt Jack.
    West Virginia stand auf der Kippe. Greenbrier County
    war wahlentscheidend und fest in Gangsterhand.
    Er beschloß, die Jungs nicht um Hilfe zu bitten. Wozu
    sollte Jack in der Schuld von Männern stehen, die Bobby
    haßte?
    Amerika liebt Jack.
    Sinatra hatte das am besten erfaßt:
    »That old Jack Magic … Jacks Zauber hält mich im Bann.«
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    (Blessington/Miami, 4. 2. bis 4. 5. 60)
    Die Bemerkung über die »verlorenen Brüder« wollte ihm
    nicht aus dem Sinn. Pete mußte immer

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