Ein amerikanischer Thriller
Sinatra warb um die Hinterwäldler. Jemand aus
seinem Gefolge komponierte eine Jack-Hymne. Dank Schmier-
geldern wurde sie von den Sendern ständig gespielt.
Laura hatte Sinatra als kleinen Schwanz mit großer Stimme
bezeichnet. Jacks Aufstieg vergrätzte sie. Sie war eine Bluts-
verwandte und eine Ausgestoßene. Kemper Boyd ein Insider.
Er rief jeden Abend von unterwegs an. Laura empfand
das als bloße Pflichtübung.
Er wußte, daß sie Lenny Sands vermißte. Was sie nicht
wußte, war, daß er ihn verbannt hatte.
Lenny änderte seine Chicagoer Telefonnummer – Laura
konnte nicht mehr bei ihm anrufen. Kemper ließ Lennys
Telefonrechnungen überprüfen, um sicherzugehen, daß er
nicht bei ihr angerufen hatte.
Bobby erinnerte sich an den »Voice Coach« Lenny Sands.
Ein paar Mitarbeiter entschieden, daß ein Wiederholungskurs
fällig war, und luden Lenny nach New Hampshire ein.
Jack stel te Lenny Kemper vor. Lenny spielte mit und ließ
sich nicht das Geringste anmerken – weder Wut noch Angst.
Lenny brachte Jacks Rednerstimme in Bestform. Bobby
engagierte ihn für Wisconsin, um die Menge anzuheizen.
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Lenny trommelte mit einem kleinen Budget Riesenmengen
zusammen – Bobby war begeistert.
Claire verbrachte die meisten Wochenenden mit Laura. Sie
berichtete, Jacks Halbschwester sei ein begeisterter Nixon-Fan.
Wie Mr. Hoover.
Sie unterhielten sich Mitte Februar. Mr. Hoover hatte bei
ihm angerufen, im harmlosesten Konversationston: »Nein,
das ist aber lange her!«
Kemper brachte ihn wieder auf den neuesten Stand und
beschrieb ausführlich Joe Kennedys alten Verdacht. »Ich lasse
eine Akte zusammenstellen, die Ihre Legende stützt«, sagte
Hoover. »Wir erwecken den Anschein, Sie seien ausschließ-
lich meinetwegen nach Florida gereist. Ich werde Sie zum
obersten Kuba-Beobachter des FBI ernennen.«
Kemper übermittelte die wichtigsten Daten seiner Florida-
Aufenthalte. Hoover schickte ihm falsche Reisepläne zum
Auswendiglernen.
Über den Wahlkampf verlor Hoover kein Wort. Kemper
wußte, daß er einen Kennedy-Sieg ahnte.
Über Jack und die Weiber verlor Hoover kein Wort. Hoover
schlug ihm nicht vor, Abhörwanzen bei Prostituierten zu
installieren. Hoover berührte nie den wunden Punkt, wes-
wegen Kemper Boyd auf Distanz gegangen war.
An einem zweiten Sexskandal wollte er nicht schuld
sein. Auf einem Gebiet wenigstens wollte er sich absolut
loyal zeigen.
Zuhälterei und Erpressung? – nein. Zuhälter -Service
– jederzeit.
Er besorgte Jack ein Callgirl pro Nacht. Er rief Bekannte
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bei der Sitte an – und filzte jedes Mädchen, das Jack fickte,
bis auf die blanke Haut. Die Mädchen liebten Jack.
Wie Special Agent Ward Littell ihn liebte.
Sie hatten seit sechs Monaten nicht mehr miteinander
gesprochen. Bei Jacks Großwahlveranstaltung in Milwaukee
tauchte er auf – das alte Phantom von Chicago, das zum
leibhaftigen Gespenst geworden war.
Er wirkte abgezehrt und ungepflegt. Er sah ganz und gar
nicht wie ein G-Man aus.
Ward weigerte sich, über Gangsterklatsch oder Pensions-
kassen-Strategien zu reden. Ward weigerte sich, über den
Mord an D’Onofrio mit ihm zu sprechen.
Wie Ward sagte, hatte er seine Pflichten beim Red Squad
schleifen lassen. Er hatte sich mit einem Linken angefreundet,
den er eigentlich hätte beschatten sollen.
Die Kennedy-Kampagne begeisterte ihn. Er trug Kennedy-
Buttons zur Arbeit und machte eine Szene, als ihn SAC
Leahy anwies, sie abzunehmen.
Littells Kreuzzug gegen das organisierte Verbrechen war
am Ende. Mr. Hoover konnte ihnen nichts anhaben. Die
Boyd/Littell-Verbindung war null und nichtig.
Kemper teilte Bobby mit, daß das Phantom wacker weiter
forschte.
»Kommen Sie mir jetzt nicht mit Kinderkram«, sagte
Bobby.
Littell hatte noch acht Monate bis zur Pensionierung. In
seinen trunkenen Träumen schwebte ihm ein Amt in der
Kennedy-Administration vor.
Ward liebt Jack.
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New Hampshire liebt Jack.
Wisconsin liebt Jack.
West Virginia stand auf der Kippe. Greenbrier County
war wahlentscheidend und fest in Gangsterhand.
Er beschloß, die Jungs nicht um Hilfe zu bitten. Wozu
sollte Jack in der Schuld von Männern stehen, die Bobby
haßte?
Amerika liebt Jack.
Sinatra hatte das am besten erfaßt:
»That old Jack Magic … Jacks Zauber hält mich im Bann.«
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(Blessington/Miami, 4. 2. bis 4. 5. 60)
Die Bemerkung über die »verlorenen Brüder« wollte ihm
nicht aus dem Sinn. Pete mußte immer
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