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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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wieder daran denken.
    John Stanton sah sich Mitte März das Ausbildungslager
    an. Pete erkundigte sich nach Kemper Boyds Vergangenheit.
    Wie Stanton sagte, hatte die CIA den Mann überprüft.
    Die Geschichte mit dem Jagdunfall war ihm hoch angerech-
    net worden – Kemper war nicht der Mann, der sich durch
    private Scheiße unterkriegen ließ.
    Boyd konnte französisch. Boyd war in der Lage, große
    Sprüche mit Leben zu erfüllen. Boyd hatte Petes bisherige
    Welt in schwindelerregendem Maße durcheinandergebracht
    – Allein die letzten drei Monate: »autark« – geradewegs aus
    Webster’s Wörterbuch.
    Kemper hatte auf seiner Stechkarte nur KENNEDY stehen.
    Auf Petes Stechkarte stand nur KUBA.
    Fulo schickte keine Weiber mehr auf den Strich. Lockhart
    stel te sich vol und ganz hinter den neuen Klan-Code. Sechs
    Zweiwochenkurse wurden durch Blessington geschleust –
    insgesamt 746 Mann.
    Sie lernten, mit Waffen umzugehen und mit Schnel booten
    und einfache Sprengungen durchzuführen. Chuck Rogers
    trichterte ihnen die proamerikanische Doktrin ein.
    Der Kader warb in Miami laufend neue Rekruten an.
    Ständig meldeten sich weitere kubanische Hitzköpfe.
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    Die CIA verfügte jetzt über sechs Ausbildungslager. Sie
    richtete in Guatemala eine »Fortbildungsklasse« für Exilkuba-
    ner ein: eine vol ständig ausgerüstete militärische Einrichtung.
    Ike machte Geld locker. Ike erklärte sich mit einer geplan-
    ten Invasion durch Exilkubaner einverstanden. Das bedeutete
    eine große politische Veränderung, denn drei Versuche, Fidel
    umzulegen, waren schiefgegangen und hatten die Leute im
    CIA-Hauptquartier in Langley umdenken lassen.
    Scharfschützen waren nicht nah genug an ihn range-
    kommen. Mit Sprengstoff versehene Zigarren wurden von
    Mitarbeitern geraucht. Irgendwann bekamen sie es in Langley
    satt – und beschlossen, das Kuba-Problem mit einer Invasion
    zu lösen.
    Vielleicht Anfang nächsten Jahres. Vielleicht unter der
    Präsidentschaft von Bad-Back-Jack.
    Boyd zufolge würde Jack den Plan absegnen. Boyd wirk-
    te scheißüberzeugend. Santo Junior gab allgemein bekannt:
    Kemper Boyd hat bei Jack was zu melden.
    Die Firma ließ sich Jacks Wahlkampf was kosten – still
    und diskret. Getrennte Interessensphären: dicke, fette
    Wahlkampfspenden.
    Davon hatte Jimmy Hoffa keine Ahnung. Davon hatte
    Jack keine Ahnung – und würde es auch erst erfahren, wenn
    der bestmögliche Augenblick gekommen war, die Schuld
    einzutreiben.
    Sam G. erklärte, er könne Illinois für Jack kaufen. Lenny
    Sands behauptete, Sam gebe in Wisconsin ein Vermögen aus.
    Dito in West Virginia – das Geld der Chicagoer Unterwelt
    spielte den Staat Jack in die Hände.
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    Pete wollte von Lenny wissen, ob die Mogeleien Boyd
    bekannt waren.
    »Wohl kaum«, antwortete Lenny. »Lassen wir es dabei
    bewenden«, entschied Pete – Kemper wäre nicht wohl bei
    dem Gedanken, daß er Jack zum Schuldner machte.
    Boyd erweckte Vertrauen. Trafficante hatte etwas für ihn
    übrig. Santo sammelte für die kubanische Sache – Giancana,
    Rosselli und Marcello mochten sich nicht lumpen lassen.
    Klassische Trennung von Interessensphären.
    Die CIA-Oberen segneten die Spenden ab. Und sie er-
    fuhren vom Kader-Rauschgiftgeschäft – noch bevor Kemper
    sie informiert hatte.
    Sie nahmen es hin. Sie bewerteten den Vorgang als glaub-
    haft bestreitbar und wiesen John Stanton an weiterzumachen.
    Sie wiesen Stanton an, sein Wissen vor Nicht-CIA-Angehö-
    rigen geheimzuhalten.
    Wie zum Beispiel vor uneingeweihten Polizisten. Oder
    moralistischen Politikern.
    Stanton war erleichtert. Kemper amüsiert. Ihm zufolge
    machte die Geschichte den Unterschied zwischen Jack und
    Bobby deutlich: Rauschgifthandel als moralische Scheidemarke.
    Großer Bruder würde das Gesicht verziehen und den Zu-
    sammenhang zu ignorieren versuchen. Kleiner Bruder würde
    Gott spielen wollen und sämtliche Kontakte zwischen orga-
    nisiertem Verbrechen und der CIA untersagen.
    Großer Bruder war weltläufig, wie sein Vater. Kleiner Bru-
    der spießig, wie ein trockengelegter Ward Littel mit Schneid.
    Bobby hatte das Geld seines Vaters und das Charisma
    seines Bruders. Littel hatte Schnaps und Religion. Jack Ruby
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    eine Spitzelprämie von fünf Riesen – sollte sich Littell noch-
    mal an ihn heranmachen, wollte er Big Pete Bescheid geben.
    Boyd hatte ihn angewiesen, Littell nicht umzubringen.
    Hinter der Pensionskasse war Boyd genauso her wie Littell
    – und das bedeutete

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