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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Overlander-Krankenhaus bei Lake
    Geneva gebracht, wo man ihn wegen zahlreicher
    Schnittverletzungen und Fleischwunden im Rücken
    sowie wegen gebrochener Rippen, Prellungen, einer
    gebrochenen Nase, eines gebrochenen Schlüsselbeins,
    innerer Blutungen und der von den Windschutzschei-
    bensplittern hervorgerufenen Gesichtsverletzungen
    behandelt hat. Entgegen ärztlichem Rat verließ Lit-
    tell vierzehn Stunden später das Krankenhaus und
    ließ sich von einem Taxifahrer nach Chicago fahren.
    Agenten des Chicagoer Büros, die zu seiner Beob-
    achtung abgestellt waren, sahen, wie Littell sein
    481
    Wohnhaus betrat. Er brach im Eingang zusammen,
    und die Agenten griffen in Eigeninitiative ein und
    überführten ihn ins St. Catherine’s Hospital. 6.) Lit-
    tell befindet sich nach wie vor im Krankenhaus. Sein
    Zustand wird als »gut« bezeichnet, und mit seiner
    Entlassung ist in einer Woche zu rechnen. Ein lei-
    tender Arzt teilte den Agenten mit, daß die Narben
    im Gesicht und auf dem Rücken bleiben werden, er
    sich jedoch von den übrigen Verletzungen erholen
    wird. 7.) Littell wurde von Agenten mehrfach zu drei
    Fragenkomplexen verhört: über seinen Aufenthalt in
    Lake Geneva, den Ursprung des verbrannten Geldes
    und Existenz möglicher Feinde, die ihm unter Um-
    ständen Schaden zufügen wollten. Littell behauptete,
    er habe sich in Lake Geneva aufgehalten, um sich
    nach einem geeigneten Wohnsitz für die Zeit nach
    seiner Pensionierung umzusehen, und bestritt das
    Vorhandensein des Geldes. Er erklärte, keine Fein-
    de zu haben, und führte den tätlichen Überfall auf
    eine Verwechslung zurück. Als Littell nach CPUSA-
    Mitgliedern befragt wurde, die sich möglicherweise
    wegen seiner Arbeit in der Roten-Staffel des FBI an
    ihm rächen wollten, antwortete er: »Spinnt Ihr? Die
    Kommunisten sind alles nette Leute.« 8.) Agenten
    gehen davon aus, daß Littell wenigstens zwei Reisen
    nach Lake Geneva unternahm. Sein Name wurde in
    keinem Hotel- oder Motel-Gästeverzeichnis gefunden,
    somit gehen wir davon aus, daß er sich entweder
    unter einem falschen Namen eingetragen hat oder
    482
    bei Freunden oder Bekannten übernachtete. Littells
    Antwort – er habe sich zwischendurch immer wieder
    im Wagen ausgeruht – war nicht überzeugend.
    Die Untersuchung dauert an.
    Hochachtungsvoll
    John Campion
    Leitender Sonderagent, Büro Milwaukee
    DOKUMENTENEINSCHUB: 3. 6. 60. FBI-Aktennotiz.
    Chicago SAC Charles Leahy an Direktor J. Edgar Hoover.
    Sir,
    in Sachen Special Agent Ward J. Littell liegen uns
    folgende Erkenntnisse vor:
    Special Agent Littell hat nun wieder leichteren
    Dienst aufgenommen und wurde im Rahmen der Zu-
    sammenarbeit mit der Bundesanwaltschaft zur Durch-
    sicht bundesstaatlicher Anweisungsschriftsätze einge-
    teilt, eine Aufgabe, die ihm gestattet, seine während
    des Jurastudiums erworbenen Fähigkeiten zur Analyse
    juristischer Schriftsätze nutzbringend einzusetzen. Er
    lehnt es ab, sich anderen Agenten gegenüber zu dem
    tätlichen Überfall zu äußern, und wie Sie SAC Cam-
    pion möglicherweise bereits wissen ließ, sind wir bei
    unserer Suche nach Zeugen seines Aufenthalts in Lake
    Geneva nach wie vor erfolglos geblieben. Helen Agee
    483
    teilte den sie befragenden Agenten mit, daß Littell
    sich ihr gegenüber zu dem tätlichen Überfall nicht
    geäußert habe. Ich selber habe Special Agent Court
    Meade, Littells einzigen Freund im Chicagoer Büro,
    einer Befragung unterzogen und bin zu folgenden Er-
    kenntnissen gelangt:
    A) Meade erklärt, Littell habe sich Ende 1958 und
    Anfang 1959, nach seinem Ausschluß aus dem Top-
    Hoodlum-Programm, in der Nähe des THP-Abhörpos-
    tens »herumgetrieben« und Interesse an der Arbeit der
    Einheit gezeigt. Meade zufolge hat sich das Interesse
    anschließend verloren, und er hält es für äußerst un-
    wahrscheinlich, daß Littell eigenständig gegen das
    organisierte Verbrechen vorging. Daß für den tätlichen
    Überfall Chicagoer Gangster verantwortlich sein könn-
    ten, hält Meade für ebenso abwegig wie den Gedanken,
    die von Littell überwachten Linken könnten sich für
    seine Arbeit in der Roten-Staffel rächen wollen. Meade
    nimmt an, daß Littells »ausgesprochener Hang« zu
    jüngeren Frauen, ersichtlich an seiner Affäre mit Helen
    Agee, Motiv des tätlichen Überfalls sei. In Meades
    plastischen Worten: »Schaut euch mal oben in Wis-
    consin nach einem idealistischen Mädchen mit bösen
    Brüdern um, die das gar nicht lustig finden, wenn

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