Ein amerikanischer Thriller
hinter falschen Paneelen.
Kemper versuchte, sich in Hoovers Lage zu versetzen.
Wir haben kürzlich über »festeingebaute Mikrophone« ge-
sprochen. Er weiß, daß ich Jack nicht mit »FBI-freundlichen
Damen« zusammenbringen will.
Er sagt, daß er Jacks Sieg für unvermeidlich hält. Mögli-
cherweise tut er nur so. Er kann hinter Beweisen für Ehebruch
her sein – um seinem guten Freund Dick Nixon zu helfen.
Er weiß, daß du auf die »Reservierungs-Panne« nicht he-
reinfällst. Er nimmt an, du wirst deine vertraulichen Anrufe
von öffentlichen Fernsprechern führen. Er nimmt an, du
wirst darauf achten, was du in der Suite sagst oder in deiner
Wut die Abhörwanzen zerstören.
Er weiß, daß dir Littell die Grundlagen des Abhörens
beibrachte. Daß Littell dich auch in die höhere Schule des
Belauschens eingeführt hat, weiß er nicht.
Er weiß, daß du die Hauptwanzen finden wirst. Er nimmt
nicht an, daß du die Reservewanzen findest – die, mit denen
er dich reinlegen will.
Kemper schaltete die Fernsehapparate ab. Kemper mimte
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einen Wutausbruch – »Hoover, gottverdamm dich!« – und
der saftigeren Schimpfworte mehr.
Er riß die Hauptwanzen heraus.
Er suchte die Suite noch einmal systematisch ab – sorg-
fältiger als zuvor. Er fand die sekundären Telefonwanzen. Er
entdeckte Mikro-Perforationen auf zwei Matratzenetiketten
und drei Stuhlkissen.
Er ging in die Hotelhalle und reservierte unter einem
Decknamen Zimmer 808. Er rief John Stantons Auftrags-
dienst an und hinterließ den falschen Namen und die Zim-
mernummer.
Pete war in L. A., wo er sich mit Howard Hughes traf. Er
rief in der Wachhundehütte an und hinterließ beim Swim-
mingpool-Reiniger eine Nachricht.
Nun hatte er frei. Bobby brauchte ihn erst um 17 Uhr.
Er ging in einen Eisenwarenladen. Er kaufte Drahtschnei-
der, eine Flachzange, einen Kreuzschraubenzieher, drei Rol-
len Isolierband und zwei kleine Magnete. Dann ging er ins
Statler zurück und machte sich ans Werk.
Er drahtete die Klingeln um. Er schaltete die Zuleitungska-
bel neu. Er dämpfte die Klingeln mit Kissenwatte. Er schabte
die Isolation der Hauptkabel ab – was immer an Gesprächen
hereinkam, konnte von den sekundären Abhörwanzen nur
als unzusammenhängendes Gebrabbel registriert werden.
Er legte sich die einzelnen Teile zurecht, um alles mü-
helos wieder in den früheren Zustand versetzen zu können.
Er rief beim Room Service an und bestellte Beefeater und
Räucherlachs.
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Er erhielt Anrufe. Das Verzerrersystem funktionierte perfekt.
Er konnte die Anrufer fast nicht hören. Das Leitungsge-
knister übertönte alle Anrufer – die Abhörwanzen konnten
nur seine Stimme empfangen.
Sein LAPD-Verbindungsmann rief an. Alles wie geplant:
Eine Motorrad-Eskorte würde Senator Kennedy zum Kon-
greß begleiten.
Bobby rief an. Er brauchte ein paar Taxis, um Mitarbeiter
ins Biltmore zurückzubringen – Kemper rief bei einem Taxi-
unternehmen an und gab Bobbys Auftrag durch. Er mußte
sich anstrengen, damit er den Mann in der Taxizentrale
verstand. Auf dem Wilshire Boulevard erklangen Autohupen.
Kemper blickte auf die Uhr und schaute zum Wohnzim-
merfenster hinaus.
Die Autokolonne der »Protestanten-für-Kennedy« fuhr
vorbei. Auf die Minute pünktlich – und mit fünfzig Dollar
pro Wagen im voraus bezahlt.
Kemper schaltete die Fernseher an und ging von einem
Gerät zum anderen. In scharfem Schwarzweiß war ein his-
torischer Augenblick zu sehen.
CBS hielt Jack für den sicheren Gewinner des ersten
Wahlgangs. ABC blendete Totalen ein – soeben war eine
große Stevenson-Demonstration vonstatten gegangen. NBC
zeigte eine verkniffene Eleanor Roosevelt: »Senator Kennedy
ist einfach zu jung!«
ABC pries Jackie Kennedy. NBC zeigte Frank Sinatra, der
die Delegierten bearbeitete. Frankie war eitel – Jack zufolge
hatte er eine kahle Stelle mit Farbspray besprüht, damit sie
im hellen Licht der Kameras weniger auffiel.
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Kemper ging auf und ab und schaltete zwischen den
Programmen hin und her. Er empfing einen spätnachmit-
täglichen Mischmasch.
Analysen des Parteikonvents und ein Baseball-Spiel. In-
terviews vom Parteikonvent und ein Marilyn-Monroe-Film.
Bilder vom Parteikonvent, Bilder vom Parteikonvent, Bilder
vom Parteikonvent.
Er sah ein paar nette Aufnahmen aus Jacks Hauptquar-
tier. Er erkannte Ted Sorensen, Kenny O’Donnel und Pierre
Salinger.
Salinger und O’Donnel war er nur einmal
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