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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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ein kleines Vögelchen geflüstert hat,
    gerade bei dir aufhält.«
    Pete wedelte mit dem Telefon: »Für dich, Jimmy. Mo
    am Apparat.«
    Hoffa rülpste. »Schalt den Lautsprecher dort auf dem
    Pfosten ein. Sam und ich haben nichts vor euch Jungs zu
    verbergen.«
    Pete drückte auf den Schalter. Hoffa brüllte direkt ins
    Mikrofon: »Ja, Sam?«
    »Deine Kerle in West Virginia haben meinen Jungen Lenny
    Sands verprügelt, Jimmy. Daß mir so was nicht noch einmal
    vorkommt, sonst sorge ich dafür, daß du dich vor Publikum
    entschuldigst. Ich sag dir nur eins: Laß die Finger von der
    Scheißpolitik, und kümmere dich gefälligst darum, daß du
    nicht in den Knast wanderst.«
    Giancana knal te den Hörer auf die Gabel. Das Geräusch
    ließ den ganzen Steg erbeben. Heshie, Johnny und Santo
    schauten alle gleich belämmert drein.
    Hoffa fing an zu fluchen. Vögel stoben aus den Bäumen
    empor und verdunkelten den Himmel.
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    (Lake Geneva, 14. 5. 60)
    Die Straße führte zwischen zwei eingezäunten Weiden hin-
    durch. Der Mond war hinter Wolken verschwunden – die
    Sicht war gleich null.
    Littell fuhr an den Straßenrand und stopfte das Geld
    in eine Einkaufstüte. Es war 22 Uhr 16 – Ruby hatte
    Verspätung.
    Littell stellte die Scheinwerfer ab. Wolken trieben über
    den Himmel. Mondlicht fiel auf ein riesiges Etwas, das auf
    den Wagen zukam.
    Die Windschutzscheibe explodierte. Das Armaturenbrett
    fiel ihm in den Schoß. Eine Stahlstange zerbrach das Lenkrad
    und riß den Schaltknüppel heraus.
    Hände zerrten ihn über die Kühlerhaube. Glas riß ihm
    die Wangen auf und drang ihm in den Mund.
    Hände warfen ihn in einen Graben.
    Hände hoben ihn auf und preßten ihn gegen einen Sta-
    cheldrahtzaun. Er baumelte in der Luft. Stahlstacheln drangen
    in seine Kleider und hielten ihn aufrecht.
    Das Monstrum riß ihm das Pistolenhalfter weg. Das
    Monstrum schlug ihn und schlug ihn und schlug ihn.
    Der Zaun schwankte. Verbogene Metallteile rissen
    ihm den Rücken bis auf die Knochen auf. Er spuck-
    te Blut und Glassplitter und ein großes Bruchstück des
    Chevrolet-Kühlerzeichens.
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    Er roch Benzin. Sein Wagen explodierte. Ein Hitzeschwall
    versengte ihm das Haar.
    Der Zaun kippte. Er blickte nach oben und sah, wie die
    Wolken Feuer fingen.
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    DOKUMENTENEINSCHUB: 19. 5. 60. FBI-Aktennotiz:
    Milwaukee SAC John Campion an Direktor J. Edgar
    Hoover.
    Sir,
    unsere Untersuchung des Überfalls, bei dem Special
    Agent Ward Littell beinahe ums Leben kam, geht zwar
    voran, aber einen wirklichen Fortschritt in der Sache
    gibt es nicht, was vor allem auf die negative Haltung
    und mangelnde Kooperationsbereitschaft von Special
    Agent Littell zurückzuführen ist.
    Sowohl Agenten aus Milwaukee wie aus Chicago
    haben in Lake Geneva nach Augenzeugen für den
    Überfall und nach Zeugen allgemein gesucht, die
    sachdienliche Hinweise über Littells Aufenthalt in
    der Gegend hätten geben können, und haben keine
    gefunden. Wie mich SAC Leahy aus Chicago informiert
    hat, stand Littell wegen sicherheitsspezifischer FBI-
    Interna unter Beobachtung, und in jüngster Zeit haben
    die Agenten, die Littell beschatteten, ihn zweimal (am
    10. und 14. Mai) auf einer nördlich zur Grenze von
    Wisconsin führenden Straßen aus den Augen verloren.
    Was Littell in der Gegend im Lake Geneva vorhatte,
    ist bis dato unbekannt.
    Einzelergebnisse der Untersuchung:
    1.) Der Überfall erfolgt auf einer ländlichen Zu-
    fahrtsstraße südöstlich von Lake Geneva. 2.) Astspu-
    ren im Boden bei den Überresten von Littells Wagen
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    deuten darauf hin, daß der Angreifer sämtliche eige-
    nen Reifenspuren verwischt hat, was die Sicherung
    beweistauglicher Abdrücke hinfällig werden ließ. 3.)
    Littells Wagen wurde mit einem hochentflammbaren
    Nitro-Gemisch in Brand gesteckt, das für militärische
    Explosivstoffe charakteristisch ist. Derartige Mischun-
    gen brennen sehr schnell aus und werden eingesetzt,
    weil sich dadurch das Risiko einer Beschädigung der
    Umgebung des Überfallziels erheblich vermindert.
    Der Angreifer hatte offensichtlich Militärerfahrung
    und/oder Zugang zu militärischen Explosivstoffen.
    4.) Die forensische Analyse wies Aschereste von US-
    Währung nach sowie Fragmente einer Papiertüte. Das
    Gesamtgewicht der Aschereste läßt darauf schließen,
    daß Littell eine größere Menge Geldes in einer Pa-
    piertüte mit sich führte. 5.) Farmer kamen Littell zu
    Hilfe, der an einem umgekippten Stacheldrahtzaun
    hing. Er wurde ins

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