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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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begegnet. Jack
    hatte auf Sorensen gedeutet: »Der Bursche, der Profiles in
    Courage für mich geschrieben hat.«
    Ein klassisches Beispiel für »Interessenseparierung«. Jack
    und Bobby kannten ihn – aber sonst kaum jemand. Er war
    bloß der Bul e, der einsprang, wenn etwas nicht klappte, und
    der Jack die Weiber beschaffte.
    Kemper rollte die Fernseher nebeneinander. Er schuf ein
    Tableau: Jack in Nahaufnahmen und Halbtotalen.
    Er schaltete das Licht im Zimmer aus und stellte den
    Ton leiser.
    Jacks Haar wurde vom Wind zerzaust. Pete war der Mei-
    nung, daß Jack seine Attraktivität vor allem seinem Haar
    zu verdanken hatte.
    Pete weigerte sich, über die Attacke gegen Littel zu reden.
    Pete wich aus und redete statt dessen vom Geld.
    Pete rief ihn an, als Littell noch im Krankenhaus war.
    Pete kam gleich auf den Punkt.
    »Du bist auf die Pensionskassenbücher versessen, genau
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    wie Littell. Du stachelst ihn auf, weil du was rausschlagen
    möchtest. Ich sag’ dir was: Nach der Wahl nehmen wir beide
    Littell in die Zange. Wenn was dabei rausspringt, machen
    wir Halbe-Halbe.«
    Pete hatte Ward die Flügel gestutzt. Pete hatte ihm die
    angedrohte »Lehre« erteilt.
    Er rief Littell im Krankenhaus an. Es war Ward, der bei
    der Antwort auf Interessentrennung achtete.
    »Ich trau’ dir nicht, Kemper. Die forensischen Details
    kannst du dir beim FBI besorgen, aber das WER oder WA-
    RUM geht dich nichts an.«
    WO – das war Lake Geneva, Wisconsin. Der Ort mußte
    was mit dem Pensionsfonds zu tun haben. »Ich trau’ dir
    nicht« konnte nur eines bedeuten: Lenny Sands hatte Littell
    irgendwelche Scheiße erzählt.
    Mit Interessenseparierung kannte sich Pete aus. Genau
    wie Ward und Lenny. John Stanton behauptete, die CIA
    habe das Konzept erfunden. John hatte ihn Mitte April
    in Washington angerufen. Um ihm mitzuteilen, daß sich
    Langley gerade dazu entschlossen hatte, die Interessensphären
    strikt zu trennen.
    »Sie sondern uns ab, Kemper. Sie wissen über unser Ka-
    dergeschäft Bescheid, sind damit einverstanden, teilen uns
    aber keinerlei Budget zu. Wir kriegen unser Gehalt als Mitar-
    beiter des Ausbildungslagers Blessington, aber die eigentliche
    Kader-Tätigkeit ist exkommuniziert.«
    Das bedeutete: kein CIA-Geheimname. Keine CIA-Ab-
    kürzung. Kein CIA-Codewort und keine unverständlichen,
    schwachsinnigen CIA-Initialen.
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    Der Kader war absolut separiert.
    Kemper drehte den Ton ab und wechselte die Program-
    me. Er erhielt eine wunderbare Gegenüberstel ung: Jack und
    Marilyn Monroe, Fernsehschirm an Fernsehschirm.
    Er lachte. Ihm war eingefallen, wie er Hoover einen wun-
    derbaren Streich spielen konnte.
    Er hob den Hörer ab und wählte die Nummer des Wet-
    terberichts. Ein monotones Summen am anderen Ende –
    kaum hörbar.
    »Kenny« sagte er. »Tag, ich bin’s, Kemper Boyd.« Er wartete
    vier Sekunden. »Nein, ich muß mit dem Senator sprechen.«
    Er wartete vierzehn Sekunden. »Wie geht es Ihnen, Jack?«
    – fröhlich und schwungvoll gefragt.
    Er wartete fünf Sekunden, um Zeit für eine plausible
    Antwort zu lassen. Er sagte: »Ja, was die Hostessen angeht,
    ist alles organisiert.«
    Zweiundzwanzig Sekunden. »Ja. Klar. Ich weiß, daß Sie
    zu tun haben.«
    Acht Sekunden. »Ja. Sie können Bobby ausrichten, ich
    hätte die Sicherheitsleute beim Haus entsprechend instruiert.«
    Zwölf Sekunden. »Richtig, ich rufe Sie an, um rauszukrie-
    gen , ob Ihnen nach einer Nummer zumute ist, wenn ja, so
    wollten gerade ein paar Mädels bei mir anrufen, die darauf
    brennen, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Vierundzwanzig Sekunden. »Das glaub’ ich nicht.«
    Neun Sekunden. »Von Lawford eingefädelt?«
    Acht Sekunden. »Das glaub’ ich nur, wenn Sie mir sagen,
    daß ich meine Mädels nicht rüberzuschicken brauche.«
    Sechs Sekunden. »Jesus Christus.«
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    Acht Sekunden. »Die werden enttäuscht sein, aber ich
    werde die Schlechtwetter-Zulage erhöhen.«
    Acht Sekunden. »Klar. Selbstverständlich will ich Einzel-
    heiten. Klar. Auf Wiederhören, Jack.«
    Kemper legte auf. Jack und Marilyn stießen mit ihren
    Bildschirmköpfen zusammen.
    Er hatte die Voyeure und Lauschangreifer dieser Welt in
    den siebten Himmel versetzt. Hoover machte vor Wonne
    bestimmt in die Hosen, und, wer weiß, vielleicht hatte er
    damit eine grandiose Legende in die Welt gesetzt.
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    (Beverly Hills, 14. 7. 60)
    Wyoming entschied sich für Bad-Back-Jack. Die Delegierten
    gerieten völlig aus dem Häuschen.
    Hughes

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